Für eine Trendwende bedürfe es aber einer Eindämmung der Coronavirus-Pandemie. Jensen zieht Parallelen zum Ausbruch der Lungenkrankheit Sars 2002/2003. "Zu sehen war, dass die Börsen so lange fielen, wie die Infektionszahlen stiegen. Als die Zahl der Neuinfektionen fiel, stiegen die Börsen wieder."

In der alten Woche bröckelte der Dax um etwa ein halbes Prozent ab. Seit Jahresbeginn hat er wegen der Beschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung des Erregers Covid-19 fast 30 Prozent eingebüßt.

PANDEMIE SCHLÄGT SICH LANGSAM IN KONJUNKTURDATEN NIEDER


Ivan Mlinaric, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Quant Capital, warnt aber vor überzogenen Erwartungen. Auf der einen Seite pumpten Notenbanken und Staaten Billionen in die Finanzmärkte. "Auf der anderen Seite entwickelt sich eine realwirtschaftliche Abwärtsspirale, je länger der Lockdown dauert." Realwirtschaft gegen Geld- und Finanzpolitik laute der Kampf - und der Sieger stehe noch nicht fest.

Vor diesem Hintergrund warten Börsianer gespannt auf die anstehenden Konjunkturdaten. Den Anfang machen am Montag die Auftragseingäge der deutschen Industrie für Februar. Experten erwarten hier einen Rückgang um zwei Prozent. Die deutlich schwächere Nachfrage aus China, das seine Wirtschaft wegen des Coronavirus früher als andere Staaten heruntergefahren hatte, mache sich hier bemerkbar, sagt Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Voll durchschlagen werde die Krise aber wohl erst in den Zahlen für März.

Unterdessen gehe das Drama am US-Arbeitsmarkt weiter, fügt Solveen hinzu. "Dort verlieren wohl weiterhin jede Woche mehrere Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz." Rund zehn Millionen Amerikaner mussten seit Mitte März Stütze beantragen. Experten des US-Kongresses rechnen mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote im laufenden Quartal auf mehr als zehn Prozent.

KOMMT DIE NEUE FÖRDERBREMSE FÜR ROHÖL?


Gleichzeitig schielen Anleger mit einem Auge auf den Ölpreis, dessen Absturz auf den tiefsten Stand seit fast 20 Jahren die Turbulenzen am Aktienmarkt in den vergangenen Wochen verstärkt hatte. Die Aussage von US-Präsident Donald Trump, er habe im Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland vermittelt, und die beiden Konfliktparteien würden die Fördermenge um zehn oder gar 15 Millionen Barrel pro Tag kürzen, hatte den Rohöl-Sorten Brent und WTI in der alten Woche den jeweils größten Tagesgewinn ihrer Geschichte beschert.

Insidern zufolge will die "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, am Montag über eine Reduzierung der Fördermenge um zehn Millionen Barrel pro Tag beraten. Bei einer noch stärkeren Kürzung müssten aber auch Staaten außerhalb der Allianz ihren Beitrag leisten. "Das könnte sich als das größte Hindernis auf dem Weg zu einer Einigung erweisen", warnen die Analysten der Royal Bank of Canada. Trump hat nach eigenen Angaben keine Reduzierung der US-Produktion angeboten. Die USA liegen bei der Rohöl-Förderung mit Saudi-Arabien und Russland fast gleichauf.