Die Bankenaufsicht der EZB zeigte sich einem Bericht der "Financial Times" zufolge bereits besorgt über mögliche Ansteckungseffekte. Deswegen gerieten Aktien von Bankhäusern mit größerem Türkei-Engagement wie die spanische BBVA, die italienische UniCredit und die französische BNP Paribas unter Druck. Auch deutsche Bankhäuser konnten sich dem nicht entziehen. Selbst der Euro fiel am Freitag auf ein Jahrestief von 1,1433 Dollar. Der Dax stand mit 12.480 Punkten rund ein Prozent tiefer als eine Woche zuvor.

Nach Meinung von Marktteilnehmern besteht in der Türkei akuter Handlungsbedarf. "Nötig wäre eine kräftige Zinserhöhung, die zu erkennen gäbe, dass die Währungshüter am Bosporus gewillt sind, dem Verfall der heimischen Währung nicht tatenlos zuzusehen", sagt Gitzel. Doch nach wiederholten Forderungen nach niedrigeren Zinsen von Präsident Recep Tayyip Erdogan zweifelt der Markt an der Unabhängigkeit der Notenbank. Je später Erdogan nachgebe, desto größer der Schaden, betonte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. Ohne Politikwechsel dürfte sich die Lage weiter verschärfen. "Dann wären auch Kapitalverkehrskontrollen wahrscheinlich."

VIELE UNSICHERHEITSFAKTOREN



Auch der Zollstreit der USA mit China verdirbt Anlegern den Appetit auf Aktien, während robuste Konjunkturdaten und gute Firmenbilanzen eher für Kursanstiege sprechen. "Das kurzfristige Renditepotential ist nach oben und unten begrenzt", sagen die Anlagestrategen der Berenberg Bank. "Seit Jahresbeginn tun sich die Aktienmärkte schwer, eine Richtung zu finden, da sich politische Risiken und ein robustes Gewinnwachstum ausgleichen und das Anlageumfeld komplizierter machen", sagt David Lebovitz von der Großbank JP Morgan.

Die bisherige Jahresbilanz des Dax ist mittlerweile mit einem Minus von rund zwei Prozent sogar leicht negativ - mit derzeit eher trüben Vorzeichen. "Unsicherheitsfaktoren gibt es zur Genüge und nun hat auch noch die saisonal schwächste Phase begonnen", sagt Markus Reinwand von der Landesbank Helaba. Zwar sei eine kurzfristige Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und der EU zunächst abgewendet, weswegen Investoren relativ gelassen seien. "Vom Tisch ist das Thema aber noch nicht."

Auch die zu Ende gehende Berichtssaison der Unternehmen habe für Aktien keine neuen Perspektiven eröffnet. Am Montag werden unter anderem noch Talanx und Salzgitter einen Einblick in ihre Bücher gewähren, gefolgt von RWE am Dienstag und Henkel am Donnerstag. Anleger werden zudem den Luftfahrtsektor im Auge behalten, nachdem Piloten beim Billigflieger Ryanair für eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen gestreikt haben.

Im Konjunkturkalender stehen nur wenige wichtige Daten. Hauptaugenmerk wird auf dem am Dienstag veröffentlichten ZEW-Indikator liegen. "Während die aktuelle Lage positiv beurteilt wird, sind die befragten Finanzanalysten bezüglich der weiteren Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Situation pessimistisch geworden", so Helaba-Experte Stefan Mütze. Zudem steht das deutsche Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal an. Am Mittwoch werden aus den USA Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion für Juli erwartet.

rtr