Trump zufolge steht die Unterzeichnung des Handelsabkommens mit China kurz bevor. Allerdings werde er einem Vertrag nur zustimmen, wenn er gut für die USA sei. "Nach einer baldigen Lösung des Zollstreits hört sich dies nicht an", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Darüber hinaus drohte der Präsident erneut damit, US-Zölle auf China-Importe deutlich zu erhöhen, sollte das geplante Abkommen mit China scheitern. Commerzbank-Analystin Antje Praefcke riet dennoch zur Gelassenheit. "Die Säbelrasselei in Richtung China hat nie wirklich aufgehört, dabei aber an Intensität abgenommen. Denn es ist auch im Interesse der USA, eine Einigung zu erzielen."

AUTOS UND BANKEN UNTER DRUCK


Ernüchterung machte sich in der Autobranche breit, weil Trump den erwarteten einstweiligen Verzicht auf neue Importabgaben für europäische Fahrzeuge nicht erwähnte. "Zölle wären ein weiterer herber Schlag für die zuletzt ohnehin gebeutelte deutsche Autoindustrie", warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Der europäische Branchen-Index büßte 1,5 Prozent ein.

Unbehagen bereiteten Investoren außerdem die anhaltenden Unruhen in Hongkong. Anleger befürchten die Beeinträchtigung der Konjunktur in der gesamten Region. In London gerieten die Aktien der beiden stark in Asien engagierten Banken HSBC und Standard Chartered unter die Räder. Die Stimmung im Finanzsektor trübten außerdem enttäuschende Geschäftszahlen des niederländischen Geldhauses ABN Amro, dessen Aktien um 5,5 Prozent nachgaben. Auch Gewinnmitnahmen drückten den europäischen Bankenindex um mehr als zwei Prozent. Seit Anfang Oktober hat das Barometer rund zwölf Prozent zugelegt. Deutsche Bank und Commerzbank hielten mit Kursverlusten von vier und sechs Prozent die rote Laterne im Dax und im MDax.

DEUTSCHE WOHNEN IM AUFWIND - AKTIENRÜCKKAUF


Die Titel von Deutsche Wohnen legten dagegen 2,1 Prozent zu. Die Immobilienfirma steigerte den operativen Gewinn und will eigene Aktien zurückkaufen. Analyst Thomas Rothäusler von der Investmentbank Jefferies lobte die Quartalsergebnisse als solide. Die angekündigten Belastungen durch den Berliner Mietendeckel lägen im Rahmen seiner Erwartungen.

Die Papiere von Leoni stürzten um rund zehn Prozent ab. Der Mittelabfluss des Autozulieferers habe sich zwar im dritten Quartal verlangsamt, schrieb Christian Ludwig vom Bankhaus Lampe. Dennoch sei kein Silberstreif am Horizont zu erkennen. Der Verlust beim Cash Flow summiere sich seit Jahresbeginn auf 400 Millionen Euro.

LIRA-ANLEGER LAUERN AUF TRUMP-TREFFEN MIT ERDOGAN


Vor einem Treffen des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan mit Trump erholte sich die türkische Lira leicht. Im Gegenzug verbilligten sich Dollar und Euro zeitweise um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 5,7520 und 6,3190 Lira. Anleger würden die Entwicklung sehr aufmerksam verfolgen, sagte Rabobank-Anlagestratege Piotr Matys. Sollten die beiden Präsidenten mit einem breitem Lächeln aus dem Treffen kommen, würden Türkei-Anleger erleichtert aufatmen. Verlaufe das Treffen aber weniger freundlich, wachse die Gefahr drastischer US-Sanktionen, sollte die Türkei nicht auf das russische Flugabwehr-System S-400 verzichten.

rtr