An der Wall Street zeichnete sich vorbörslich keine eindeutige Richtung ab. Für größere Kursbewegungen bei Einzelwerten sorgte der Verfallstermin. Am sogenannten Hexensabbat schwanken die Kurse in der Regel stärker als gewohnt, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

Insgesamt seien die Anleger schon seit ein paar Tagen unentschlossen, sagte Marktanalyst Fawad Razaqzada vom Handelshaus ThinkMarkets. "Die Risiken einer steigenden Inflation, die die jüngste starke wirtschaftliche Erholung zunichte macht, werden gegen die anhaltende Unterstützung durch die Zentralbank abgewogen." Auf Wochensicht trat der Dax per Freitagnachmittag auf der Stelle, seit Monatsbeginn betrug das Minus rund 1,2 Prozent. Dieser Freitag ist der letzte Handelstag für den Dax-30. Ab Montag umfasst die erste deutsche Börsenliga 40 Werte.

SPEKULATIONEN UM BUND-ANTEIL AN DER COMMERZBANK


Übernahmefantasien beflügelten die Aktien der Commerzbank, die bis zu knapp fünf Prozent zulegten. Der US-Finanzinvestor Cerberus liebäugelt einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge mit einer Übernahme des vom Bund gehaltenen Anteils an der Commerzbank. Der Staat hatte das Frankfurter Geldhaus in der Finanzkrise 2008 vor dem Aus gerettet. Die Beteiligung, für die der Bund einst gut fünf Milliarden Euro bezahlte, ist aktuell noch etwas mehr als eine Milliarde Euro wert.

Ein Kursfeuerwerk zündeten auch die Aktien von Biotest. Der hessische Arzneimittelhersteller wird für bis zu 1,58 Milliarden Euro an den spanischen Konkurrenten Grifols verkauft. Die Titel der Biotest-Stammaktien kletterten um bis zu 23,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 43,50 Euro, die Vorzugsaktien markierten mit einem Plus von 13,5 Prozent auf 40,30 Euro ebenfalls eine Bestmarke. Für die Biotest-Stammaktien bietet Grifols jeweils 43 Euro. Die Vorzugsaktionäre sollen 37 Euro je Aktie bekommen.

AIRLINE-AKTIEN IM AUFWIND


Investoren griffen auch bei europäischen Airlines zu. Die Aussicht auf gelockerte Corona-Beschränkungen in Großbritannien beflügele den internationalen Reisesektor, sagten Börsianer.. Die British-Airways-Mutter IAG, Lufthansa, Ryanair, Air France-KLM und Wizzair stiegen um bis zu 6,3 Prozent.

Kopfzerbrechen bereitet den Anlegern weiter die Lage des schuldenbeladenen chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande. Die Hoffnung auf Staatshilfen für das Unternehmen schwinden. Erstmals erschien am Freitag in einem staatsnahen Medium ein Kommentar, der ein Eingreifen der Regierung als unwahrscheinlich beschrieb. Die Aktien rutschten am Freitag um weitere 13 Prozent ab auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren. In den vergangenen drei Monaten haben sie 75 Prozent an Wert verloren.

rtr