Bund und Länder wollen einem Entschluss-Papier zufolge die Virus-Beschränkungen weitgehend lockern. Die britische Regierung will im Verlauf der Woche hierüber ebenfalls beraten. Die US-Regierung scheine besonders erpicht, die dortige Wirtschaft rasch wieder hochzufahren, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Es macht den Anschein, als fürchte Präsident Donald Trump, der wirtschaftliche Einbruch könne ihm die Wiederwahl vermasseln."

Die Pandemie habe ihren Höhepunkt zwar vielleicht überschritten, sagte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp. "Die Kursgewinne im Vergleich zu den Tiefs vom März spiegeln aber in keinster Weise die bevorstehenden langfristigen Veränderungen der Wirtschaft wider." Zu alledem komme der wieder aufgeflammte Handelskonflikt zwischen den USA und China. "Es ist niemals eine gute Idee, sich in Zeiten, in denen geopolitische Risiken wieder ihr hässliches Haupt erheben, sicher zu fühlen."

Die Weltwirtschaft steht wegen der Virus-Krise am Abgrund. Der Auftragseingang der deutschen Industrie brach im März um fast 16 Prozent ein. "Selbst während der Finanzmarktkrise brachen die Bestellungen nicht so stark ein", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Das Barometer für die Stimmung der britischen Einkaufsmanager aus dem Bausektor brach so stark ein wie nie zuvor. Der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge fielen im April in den USA gut 20 Millionen Stellen weg. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 2009 lag bei 835.000 gestrichenen Jobs.

VERFASSUNGSGERICHTSURTEIL SETZT EURO WEITER ZU


Der Devisenmarkt kämpfte weiter mit den Nachwehen der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes, die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) als teilweise verfassungswidrig einzustufen. "Das ist eine kalte Dusche für diejenigen, die eine stärkere Zusammenarbeit und Solidarität innerhalb der Euro-Staaten zur Überwindung der anstehenden Herausforderungen erwartet hatten", sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades.

Der Euro setzte seine Talfahrt fort und verbilligte sich auf 1,0816 Dollar. Italienische Staatsanleihen standen ebenfalls weiter unter Verkaufsdruck. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf 1,916 von 1,874 Prozent. Das hoch verschuldete Land profitiert besonders stark von den EZB-Käufen.

BMW AUF TALFAHRT - ONLINE-SUPERMARKT OCADO IM AUFWIND


Am deutschen Aktienmarkt flogen Papiere von BMW aus den Depots und verbilligten sich um vier Prozent auf 51,37 Euro. Börsianer bezeichneten die gesenkten Gesamtjahresziele als Enttäuschung. Gleiches gelte für die Gewinnmarge im ersten Quartal, monierte Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies.

In London kletterten die Titel von Ocado dagegen um mehr als vier Prozent auf ein Rekordhoch von 1751,5 Pence. Die Corona-Restriktionen bescherten dem Online-Supermarkt im abgelaufenen Quartal ein Umsatzplus von 40 Prozent. "Ocado erscheint perfekt positioniert, um von der Welt nach Corona zu profitieren", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

rtr