In Großbritannien droht ein erneuter landesweiter Lockdown, da die Zahl der neuen Coronavirus-Infektionen täglich um mindestens 6000 pro Tag zunimmt. Leitende wissenschaftliche Berater der Regierung warnten vor einem möglichen Anstieg auf 50.000 Fälle pro Tag bis Mitte Oktober. Wegen der steigenden Infektionszahlen gilt in Wales bereits ab Dienstagnachmittag wieder ein Lockdown. "An der Börse fürchtet man ein Szenario, in dem die Infektionszahlen so dramatisch steigen, dass neue Lockdown-Maßnahmen, die vor Wochen noch als undenkbar galten, doch wieder eingeführt werden müssen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

Selbst bei einer zeitlichen Begrenzung nationaler Lockdowns auf nur zwei Wochen, wäre der Einfluss auf die Wirtschaft signifikant, prognostizierte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Vor diesem Hintergrund warfen Investoren vor allem Reise- und Touristikwerte aus den Depots. Der Index für die europäische Tourismusbranche fiel rund fünf Prozent. Schlusslicht war hier die British-Airways-Mutter IAG. Ihre Aktien brachen zeitweise um 15 Prozent.

Spekulationen auf einen Pandemie-bedingten Nachfrage-Rückgang setzten auch dem Ölpreis zu. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 2,4 Prozent auf 42,11 Dollar je Barrel (159 Liter). Verschärft werde der Preisdruck durch die wieder steigenden Fördermengen im Bürgerkriegsland Libyen, schrieben die Analysten der ANZ Bank. "Ein steigendes Angebot kann der Markt alles andere als gebrauchen."

BERICHTE ÜBER GELDWÄSCHE DURCH GROSSBANKEN


Daneben rückten die Finanzwerte ins Rampenlicht, nachdem ein Recherche-Netzwerk nach Auswertung von Daten des US-Finanzministeriums über Geldwäsche durch internationale Großbanken berichtet hatte. Die in den sogenannten "FinCEN-Files" erwähnte Deutsche Bank betonte, die genannten Themen seien den Aufsichtsbehörden bekannt und würden untersucht. Die Aktien des Geldhauses fielen dennoch um rund sieben Prozent.

In London rutschten die Papiere von HSBA mehr als vier Prozent nach unten. Standard Chartered büßten zeitweise gut fünf Prozent ab und markierten mit 341,1 Pence ein 22-Jahres-Tief. Die beiden Geldhäuser tauchten in den "FinCEN-Files ebenfalls auf. HSBC verwies in einem Brief an Reuters auf das Alter der Dokumente und auf konzernweite Schritte im Kampf gegen Finanzbetrug. StanChart erklärt ebenfalls, umfangreiche Maßnahmen ergriffen zu haben.

Am deutschen Aktienmarkt drohte den Titeln von United Internet mit einem Minus von zeitweise knapp 27 Prozent der größte Tagesverlust der Firmengeschichte. Die Papiere der Mobilfunk-Tochter 1&1 Drillisch brachen um fast 30 Prozent ein, so stark wie zuletzt vor etwa neun Jahren. Die beiden Firmen hatten wegen eines Streits um die Preise für die Nutzung des Mobilfunk-Netzes von Telefonica Deutschland ihre Prognosen gesenkt . "Was uns nicht gefällt, ist, dass die beiden Firmen ihre Prognosen am 11. August angehoben hatten und sie nun unter Hinweis auf eine Preiserhöhung vom 1. Juli senken", kritisierte ein Börsianer. Telefonica-Papiere verbilligten sich um drei Prozent.

rtr