Der DAX hat sich am Donnerstag nach der Pressekonferenz von EZB-Chefin Christine Lagarde von seiner freundlichen Seite gezeigt. Nach einem schwachen Start drehte der Leitindex am Nachmittag ins Plus. Angesichts der zweiten Welle der Coronavirus-Pandemie und neuen Maßnahmen zur Bekämpfung stießen die Währungshüter die Tür für neue Nothilden weit auf. "Es hatte sich unseres Erachtens über die vergangenen Wochen bereits angedeutet, dass die EZB vor dem Jahresende geldpolitisch nochmals nachlegen dürfte, aber die jüngste Verschärfung der Corona-Lage mit neuen Lockdown-Maßnahmen in allen großen Euro-Staaten dürften die Ratsmitglieder nun noch stärker zu der Einschätzung gebracht haben, dass weitere Schritte zur Konjunkturstützung notwendig werden", sagte Chefökonom Uwe Burkert von der LBBW der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Euro gab etwas nach auf 1,1695 Dollar. Am Anleihemarkt sanken die Renditen zehnjähriger italienischer Staatsanleihen um vier Basispunkte auf 0,72 Prozent.

Ein überraschend starkes US-Wirtschaftswachstum im dritten Quartal stützte die US-Börsen am Donnerstag. Die US-Wirtschaft hat nach dem Einbruch im Frühjahr wieder kräftig Boden gutgemacht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Juli bis September auf das Jahr hochgerechnet im Rekordtempo um 33,1 Prozent und damit stärker als erwartet. "Dennoch wird es noch Zeit in Anspruch nehmen, bis der Vorkrisen-Wachstumspfad wieder erreicht werden kann", kommentierte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Die steigenden Corona-Zahlen dürften die Erholung zum Jahresende dämpfen. Die Nervosität an den Börsen blieb angesichts der anstehenden US-Wahlen und der um sich greifenden Corona-Pandemie allerdings hoch. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte im frühen Handel 0,15 Prozent schwächer bei 26.480 Punkten, während der breiter gefasste S&P 500 0,2 Prozent auf 3277 Zähler zulegte. Nach Börsenschluss werden die Marktschwergewichte Apple, Amazon.com und Alphabet Einblick in ihre Bücher geben.

Was am Donnerstag an der Börse sonst noch wichtig war


VW und Branche schütteln Corona-Folgen teils ab - Vorsicht bleibt
Branchenprimus Volkswagen und weite Teile der Autoindustrie haben die schlimmsten Folgen des Corona-Einbruchs aus dem Frühjahr weggesteckt. Ob der Aufholprozess nach dem wieder deutlich besseren dritten Quartal anhält, ist jedoch längst nicht ausgemacht. Sollten die Neuinfektionen weiter steigen und die schärferen Kontaktbeschränkungen in Deutschland sowie Einschränkungen in anderen Ländern die Nachfrage abwürgen, wäre der wichtige Wirtschaftszweig wohl rasch zurück im Absatztief. Die Unsicherheit bleibt hoch, Unternehmen sind vorsichtig mit Prognosen. Vor allem China treibt die Erholung an.

Credit Suisse verdient weniger als erwartet - Aktie verliert deutlich
Die Credit Suisse hat im dritten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahr und von Experten erwartet. Der Überschuss brach im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent auf 546 Millionen Franken (511 Mio Euro) ein, wie die Bank am Donnerstag in Zürich mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte allerdings der Verkauf der Fonds-Plattform InvestLab an Allfunds 327 Millionen Franken eingebracht.

Carl Zeiss Meditec geht wegen Corona vorsichtig ins neue Geschäftsjahr
Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec rechnet angesichts der Corona-Pandemie mit einem holprigen Start in das neue Geschäftsjahr 2020/21. Grundsätzlich werde eine Erholung der Märkte und damit auch eine Rückkehr von Umsatz und Gewinnwachstum erwartet, doch könnten aufgrund des aktuellen Covid-19-Infektionsgeschehens in Europa und Nordamerika erneute Belastungen nicht ausgeschlossen werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Jena im Zuge der Vorlage von Eckdaten mit.

Siemens verkauft Flender für zwei Milliarden Euro an Carlyle
Der Technologiekonzern Siemens verkauft seine Antriebstochter Flender an den US-Investor Carlyle. Der Preis liege bei 2,025 Milliarden Euro, teilte Siemens am Donnerstag in München mit. Industriekreisen zufolge rechnet der Konzern mit einem Buchgewinn im dreistelligen Millionen-Bereich.

Triebwerksbauer MTU kommt weiter glimpflich durch die Corona-Krise
Der Triebwerksbauer MTU steuert weiter mit schwarzen Zahlen durch die Corona-Pandemie. Die schleppende Erholung im Flugverkehr dämpft aber die Umsatzpläne von Vorstandschef Reiner Winkler. Der Einbruch der Nachfrage und der geplante Stellenabbau ließen den Gewinn im Sommer einbrechen. Andererseits warf das Tagesgeschäft mehr ab als von Analysten erwartet. Und bei der operativen Umsatzrendite peilt Winkler jetzt das obere Ende der bisherigen Spanne an, wie der Konzern am Donnerstag in München mitteilte.

Deutsche Börse ringt im Sommer mit Marktberuhigung und Niedrigzins
Die Deutsche Börse hat im dritten Quartal wegen der ruhigeren Lage an den Finanzmärkten und den anhaltend niedrigen Zinsen weniger umgesetzt und verdient. Die Nettoerlöse seien in den Monaten Juli bis Ende September um knapp vier Prozent auf 707,5 Millionen Euro gefallen, teilte der Frankfurter Börsenbetreiber am Mittwochabend nach Xetra-Handelsschluss mit. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) habe 431 Millionen Euro betragen - das sind sieben Prozent weniger als vor einem Jahr.

Grenke will Franchise-Gesellschaften integrieren - Aktie steigt
Der seit Wochen mit einer Leerverkäufer-Attacke ringende Leasingspezialist Grenke will das heftig attackierte Franchise-System beenden. Die 16 Franchise-Gesellschaften, die der Konzern noch nicht übernommen hat, sollen in den kommenden 12 bis 18 Monaten in den Konzern integriert werden, kündigte das Unternehmen am Donnerstag in Baden-Baden an. Damit reagiert der Leasingspezialist unter anderem auf die Vorwürfe der Investorengruppe Viceroy. Zudem soll der Vorstand erweitert werden. Das Unternehmen betonte zudem, dass die Shortseller-Attacke keine Auswirkungen auf das Geschäft hatte.

dpa-AFX/rtr/fh