Zum Abschluss einer turbulenten Woche hat der DAX am Freitag noch einmal zugelegt. Erfreuliche Konjunkturdaten sorgten für Schwung an der Börse. Der europäische Einkaufsmanager-Index kletterte im Juli den höchsten Stand seit 21 Jahren. Auch die Sitzung der Europäischen Zentralbank vom Donnerstag hallte noch nach. Die Währungshüter hatten bekräftigt, dass sie ihren expansiven Kurs weiter beibehalten wollen. Die Zinsen sollen demnach auf Rekordtief bleiben, die milliardenschweren Anleihekäufe weitergehen.

Auf Unternehmensseite stand die Immobilienbranche im Fokus der Anleger. Am späten Nachmittag räumte der größte Deutsche Vermieter Vonovia ein, was zuvor Insider berichtet hatten: Dass man die angepeilten 50 Prozent der Anteile an dem kleineren Rivalen Deutsche wohnen nicht habe einsammeln können. Der Plan zur Übernahme ist damit wohl erneut gescheitert. Bisher hätten nur 47,62 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktionäre das Angebot angenommen, bis 18 Uhr läuft noch eine Frist, in der die letzten angedienten Aktien gebucht werden können. Bereits vor fünf Jahren hatte Vonovia erfolglos versucht, die Deutsche Wohnen zu schlucken. Anders als damals stand die Führung des Branchenzweiten aber ausdrücklich hinter dem Plan. Die Vonovia-Aktie fiel um zwei Prozent, das Papier der Deutsche Wohnen erholte sich schnell wieder.

Gestützt auf Kursgewinne der Technologiewerte legen die US-Börsen an der Wall Street zu. Der Technologie-Index Nasdaq stieg zur Eröffnung am Freitag um 0,5 Prozent auf 14.753 Punkte und verfehlte knapp ein neues Rekordhoch. Der breit gefasste S&P 500 und der Dow Jones legten ähnlich stark zu.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war

Shop Apotheke senkt Jahresziele - Kurseinbruch zieht Anleger an
Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke hat mit einer Senkung der Jahresprognose seine Anleger vor den Kopf gestoßen. Das Management blickt vor allem wegen von Engpässen bei Auftragsabwicklung und Arbeitskräften deutlich weniger zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr. So dürfte das Wachstum nicht so hoch ausfallen wie bisher angepeilt, und beim operativen Gewinn erwartet der Vorstand nur noch eine schwarze Null. Das Problem soll zwar ein temporäres und isoliertes Ereignis bleiben und das künftige Wachstum nicht in Mitleidenschaft ziehen. Die Investoren schüttelten den anfänglichen Schock aber schnell ab.

Vodafone steigert Umsatz dank Roaming-Erlösen
Der britische Telekommunikationskonzern Vodafone ist dank satter Roaming-Einnahmen mit deutlichem Wachstum ins neue Geschäftsjahr gestartet. Konzernweit legte der Erlös von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,7 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro zu, wie das Unternehmen am Freitag in London mitteilte. Damit schnitt das Unternehmen besser ab als erwartet.

Intel-Chef: Tiefpunkt bei Chip-Engpässen kommt noch
Der Chip-Riese Intel rechnet damit, dass sich die globale Halbleiter-Knappheit in den kommenden Monaten noch zuspitzt und bis ins Jahr 2023 hinein andauern kann. "Während ich erwarte, dass die Talsohle bei den Engpässen in der zweiten Jahreshälfte durchschritten wird, wird es noch ein oder zwei Jahre dauern, bis die Industrie die Nachfrage vollständig erfüllen kann", sagte Intel-Chef Pat Gelsinger am Donnerstag.

Twitter übertrifft Erwartungen - Aktie steigt
Das Geschäft bei Twitter läuft besser als erwartet. Der Kurznachrichtendienst übertraf Prognosen von Analysten mit seinen Zahlen für das vergangene Quartal und dem Ausblick auf die nächsten Monate. Die Aktie stieg im nachbörslichen US-Handel am Donnerstag um mehr als fünf Prozent.

Snap erfreut Anleger mit überraschend starkem Nutzerwachstum
Die Foto-App Snapchat hat im zweiten Quartal starken Zulauf verzeichnet - das ließ auch die Einnahmen kräftig steigen. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer nahm in den drei Monaten bis Ende Juni im Jahresvergleich um 23 Prozent auf 293 Millionen zu, wie der Betreiber Snap am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Damit erreichte die App das stärkste Wachstum seit vier Jahren.

Kreditkarten-Riese American Express mit Gewinnsprung
Die fortschreitende wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise hat dem US-Kreditkartenkonzern American Express zu deutlich mehr Gewinn verholfen. Im zweiten Quartal verdiente das Unternehmen unterm Strich 2,3 Milliarden Dollar (2,0 Mrd Euro), wie es am Freitag mitteilte. Vor einem Jahr hatten hohe Belastungen durch die Pandemie das Ergebnis auf 257 Millionen Dollar einbrechen lassen. American Express hatte damals viel Geld für drohende Kreditausfälle zurückgestellt. Jetzt konnte ein großer Teil der Risikovorsorge wieder aufgelöst werden, wovon die Bilanz stark profitierte.

Krones hebt Prognose an - Erholung überraschend schnell
Wegen einer überraschend schnellen Erholung der Nachfrage blickt der Abfüll- und Verpackungsanlagenhersteller Krones optimistischer auf das laufende Jahr. Zudem kommt dem Unternehmen nun die Restrukturierung der Vergangenheit zugute. Kostendruck durch höhere Preise für Materialien konnte so abgefedert werden. Zudem sollen die gestiegenen Kosten über eine Preiserhöhung für alle Maschinen der Abfüll-, Verpackungs- und der Prozesstechnik ab August an die Kunden weitergereicht werden. Ziel ist es laut einer Mitteilung vom Freitag, die Preise wieder auf Vorkrisenniveau zu bringen.

Chip-Probleme bleiben für VW in China 'sicher ein Thema'
Die schmerzhaften Einbußen wegen der Knappheit von Elektronik-Chips dürften den VW -Konzern auch im wichtigsten Markt China noch eine Weile beschäftigten. "Das wird in den kommenden Monaten sicher ein Thema bleiben", sagte China-Chef Stephan Wöllenstein am Freitag. Die Versorgungsengpässe seien vorerst nicht ausgestanden. "Wir haben jetzt nicht mehr in dem Umfang wie im ersten Quartal die Chance, die benötigten Fahrzeuge noch aus unseren Festlagerbeständen abzupuffern", erklärte der Manager. "Die Fahrzeuge gehen nun von den Fabriken im Prinzip direkt an den Handel."

rtr/dpa-AFX/fh