Wegen der Kritik an seinen Äußerungen zu den rechtsextremen Ausschreitungen in Virginia löste Trump zwei Beratergremien mit Konzernchefs auf. "Trump isoliert sich zunehmend und an eine Umsetzung seines Wirtschaftsplans glaubt kaum noch jemand", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die US-Konjunktur läuft zwar noch solide. Trumps Unberechenbarkeit könnte aber jederzeit zum Risiko werden." Vor diesem Hintergrund verteuerte sich die "Antikrisen-Währung" Gold um bis zu 0,6 Prozent auf 1290,08 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Finanzwerte warfen Investoren dagegen aus ihren Depots. "Banken hatten große Hoffnungen darauf gesetzt, dass Trump einige der Regeln und Beschränkungen, die nach der Finanzkrise von 2008 erlassen wurden, aufhebt", sagte Analyst Henry Croft vom Brokerhaus Accendo. JP Morgan, Goldman Sachs & Co., die am Mittwoch bereits verloren hatten, gaben daraufhin im vorbörslichen US-Geschäft um bis zu 1,9 Prozent nach. In ihrem Sog büßte der europäische Banken-Index ein Prozent ein. Mit Kursverlusten von bis zu 2,5 Prozent gehörten Deutsche Bank, die Schweizer UBS und die französische Societe Generale hier zu den schwächsten Werten.

EZB UND FED ZIEHEN GELDPOLITISCHE ZÜGEL WOHL NUR SACHT AN



Wegen der anhaltend niedrigen Inflation schreckt die Europäische Zentralbank vor einem baldigen Kurswechsel zurück. In den Protokollen zur jüngsten Ratssitzung äußerten sich die Währungshüter besorgt über die Aufwertung des Euro in den vergangenen Monaten. Sie macht Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt teurer. "Das war eine klare verbale Intervention der EZB", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Als Reaktion auf die EZB-Stimmen fiel die Gemeinschaftswährung auf ein Drei-Wochen-Tief von 1,1661 Dollar.

Auch die US-Notenbank Fed favorisiert offenbar eine Politik der ruhigen Hand. Der Abbau der billionenschweren Wertpapierbestände ab September scheine zwar ausgemachte Sache zu sein, sagte QC-Experte Altmann. "Dagegen ist ein weiterer Zinsschritt in diesem Jahr alles andere als sicher." Investoren sehen die Wahrscheinlichkeit hierfür bei weniger als 50 Prozent.

GERANGEL UM AIR-BERLIN-RESTE GEHT WEITER



Daneben sorgte die Insolvenz von Air Berlin weiter für Turbulenzen. Nach den Vorstellungen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt soll die Lufthansa den Löwenanteil der Fluggesellschaft übernehmen. Die Monopolkommission beurteilt dies jedoch kritisch und stellt strenge Auflagen in Aussicht. Vor diesem Hintergrund beendeten die Lufthansa-Titel ihren Höhenflug der vergangenen Tage und stagnierten bei 20,75 Euro.

In London rutschten Kingfisher um sechs Prozent ab und waren mit 289,2 Pence so billig wie noch nie in diesem Jahr. Europas größte Baumarktkette enttäuschte mit einem Umsatzrückgang und zurückhaltenden Prognosen. "Wie befürchtet tritt die Abkühlung des britischen Eigenheim-Marktes deutlicher hervor", schrieben die Analysten der Investmentbank Jefferies in einem Kommentar.

rtr