von Andreas Büchler, Herausgeber des Index-Radars (mehr Infos auf Seite 6)




Chart 1 - Intradaychart auf Stundenbasis

Realistisch betrachtet dürfte der jüngste Anstieg des DAX vor allem den neuen Rekorden an der Wall Street zu verdanken sein, wo der S&P 500 die 2000er-Marke geknackt und - zumindest vergleichsweise stabil - gehalten hat. Die Hoffnung, dass dadurch ein neuer Rallyschub ausgelöst wird, dürfte zumindest einen Teil der gestrigen Nachfrage ausgelöst haben. Die derzeit am Markt im Überfluss vorhandene Liquidität dürfte ein Übriges getan haben.

Das sind leider keine Faktoren, auf die eine nachhaltige Aufwärtsbewegung fußen kann - zumal das Vertrauen der Anleger nach dem jüngsten Einbruch unter die wichtige 200-Tage-Linie noch erschüttert ist (mehr dazu lesen Sie in unserer gestrigen DAX-Analyse). Nun gilt es darauf zu achten, wie der Index sich an den ehemaligen Widerständen bei 9600 und 9500 Punkten verhält: Kommen bei kurzzeitigen Rückschlägen genug neue Käufer in den Markt, wäre dies ein relativ verlässliches Signal für einen weiteren Aufwärtstrend bis zunächst 9800/9830 Zähler, wo die nächste Hürde liegt. Dort würde der Index den langfristigen Aufwärtstrend (grün im Tageschart eingezeichnet) erneut von unten antesten. Auch die kurzfristige Aufwärtstrend-Obergrenze im Fünf-Minuten-Chart verläuft hier. Erfahrungsgemäß sorgt dieser charttechnische Einflussfaktor erneut für einen Zwischenstopp. Mittelfristig ist auch das Allzeithoch jenseits der 10.000 wieder erreichbar.

Bleiben Nachkäufe an der 9600 und 9500 aber aus, dürfte das Vertrauen der Anleger aber doch nicht so hoch sein, wie es momentan vielleicht aussieht. Dann ist noch mit stärkeren Käufen bei 9290/9360 zu rechnen, wo mehrere Zwischentiefpunkte der jüngeren Vergangenheit liegen, auch der Monatsdurchschnittskurs verläuft dort. Er hat sich in den vergangenen Wochen bereits als Unterstützung erwiesen. Erst darunter wird es wieder gefährlich für den DAX.

Vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank um 13:45 und der anschließenden Pressekonferenz um 14:30 Uhr dürften wichtige Chartmarken aber weder nach oben noch nach unten durchbrochen werden. Viele Anleger werden zudem auch noch die wichtigen Arbeitsmarktdaten aus den USA am Freitag abwarten wollen, bevor sie sich neu positionieren. Mit einem starken Bewegungsimpuls auf neue Hochs ist angesichts dessen eher nicht zu rechnen, ebenso wenig droht aber ein Rücksetzer unter wichtige Haltezonen.

Chart 2 - Intradaychart auf Minutenbasis

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Chart 3 - Tageschart

Nach dem Anstieg über die 200-Tage-Linie wird nun die Zone um 9600/9700 getestet. Ein missglückter Ausbruch über diese charttechnische Hürde, gefolgt von einem längeren Seitwärtstrend ist die wahrscheinlichste Option. Bleibt die Nachfrage allerdings hoch, wäre sogar eine neue Aufwärtswelle zurück an das Allzeithoch denkbar. Doch das ist derzeit noch etwas weniger aussichtsreich. Immerhin ist im Gegenzug dafür auch das Risiko weiterer Verluste unter die stärkere Unterstützung bei 8900 inzwischen deutlich gesunken - der nächste Halt auf der Südseite bei 8500 Zählern ist damit vorerst wieder vom Tisch.

Chart 4 - Wochenchart

Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend gebrochen, hier ist Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Allerdings nur, wenn die 8900er-Marke nicht halten sollte. Derzeit ist dies noch offen, Anleger müssen noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen.

Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird erkennbar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung, wenn sie denn kommt, wieder fortsetzen.

Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis

Unterstützungen und Widerstände




























Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft. Bei der Market Technicians Association, New York, absolvierte er die "Chartered Market Technician"-Prüfungen Level 1 und 2. Seine Analysen erschienen unter anderem bereits bei der Financial Times Deutschland und dem Zertifikatejournal.

www.index-radar.de