Londons Bürgermeister hat sich entschieden. Am 23. Juni, dem Tag an dem die Bürger des Vereinigten Königreichs über Verbleib oder Austritt aus der EU entscheiden, stimmt Boris Johnson für den Brexit. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausstiegs ist damit gestiegen und liegt mittlerweile bei 25 bis 40 Prozent. Johnson ist schließlich einer der beliebtesten Politiker der Insel. Den Interessen der City dient der Mayor of London aber nicht. Die Finanzwelt fürchtet erhebliche Nachteile und Einbußen. Auch drohen US-Banken, die von London aus in allen EU-Ländern ohne spezielle Genehmigungen tätig sein dürfen, im Falle eines Brexit nach Paris oder Frankfurt abzuwandern. Nicht nur die City würde leiden. Der Internationale Währungsfonds warnt im Falle des Brexit generell vor einer Destabilisierung der britischen Wirtschaft.

Minen mit Erholungspotenzial



Dass der Brexit als Risiko interpretiert wird, lässt sich auch am Pfundkurs ablesen. Im Vergleich zum Dollar fiel Großbritanniens Währung auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2009, auch gegenüber dem Euro gab das Pfund nach. Der Druck auf die Währung dürfte bis zum endgültigen Brexit-Votum anhalten. Doch ausgerechnet am leichteren Sterling entzünden sich Kurs-fantasien für britische Werte. Denn dadurch verbessern sich ihre Exportchancen. JP Morgan rät daher zum Einstieg in den FTSE 100. Die im Index gelisteten Unternehmen erzielten zusammen rund 72 Prozent ihrer Einnahmen im Ausland, begründet JP Morgan seine Empfehlung.

Zu den Exportstars des Börsenbarometers, an dessen Kursentwicklungen Anleger mit dem db x-trackers FTSE 100 ETF partizipieren können, zählen unter anderen British American Tobacco, der Gesundheitskonzern GlaxoSmithKline sowie der weltgrößte Getränkehersteller Diageo. Für ein Engagement sprechen laut JP Morgan aber auch die im Index mit rund 20 Prozent gewichteten Minenaktien wie etwa AngloAmerican oder BHP Billiton. Seit Mitte Januar haben sich die Rohstofftitel schon kräftig erholt, dennoch notieren sie immer noch weit unter ihren Höchstständen. Bei BHP Billiton beträgt der Abstand zu dem im Jahr 2011 erreichten Allzeithochs knapp 180 Prozent.

Darüber hinaus findet sich im FTSE 100 eine ganze Reihe von Unternehmen, die auch unabhängig von Pfundkurs und günstiger Bewertung erhebliches Kurspotenzial bieten. Dechra Pharmaceuticals etwa entwickelt und vertreibt sehr erfolgreich Tiermedikamente. Auch die Aktie der London Stock Exchange könnte von den Synergien, die sich durch die Fusion mit der Deutschen Börse ergeben, nachhaltig profitieren. Vor allem aber dürfte der Titel kräftig steigen, sollte Bürgermeister Johnsons Brexit-Kampagne letztendlich kein Erfolg beschieden sein.