Die Aussicht auf weitere Geldspritzen der EZB und die unsichere Lage in Griechenland haben dem Euro zu Wochenbeginn deutlich zugesetzt. Die Gemeinschaftswährung markierte mit 1,18605 Dollar auf der Handelsplattform EBS zeitweise den tiefsten Stand seit 2006. Die europäischen Aktienmärkte taten sich dagegen schwer, eine Richtung zu finden: Dax und EuroStoxx50 traten mit 9768 und 3134 Zählern auf der Stelle. "Viele Anleger sind im Abwarte-Modus: Sie schauen erst einmal, wie sich die ersten Handelswochen des neuen Jahres entwickeln", sagte ein Börsianer.

Für Unsicherheit sorgt derzeit vor allem Griechenland. Knapp einen Monat vor der vorgezogenen Parlamentswahl führt die reformkritische Syriza weiter die Umfragen an. Anleger fürchten, dass die Euro-Krise im Falle eines Wahlsieges der Syriza wiederaufflammen könnte, da die Partei bereits angekündigt hat, die Vereinbarungen mit den internationalen Geldgebern ändern und den Sparkurs des Euro-Krisenlandes lockern zu wollen. Laut "Spiegel" ist die Bundesregierung bereit, Griechenland notfalls auch aus der Euro-Zone ziehen zu lassen ("Grexit"). Der Athener Leitindex verlor am Montag 2,6 Prozent. Griechische Staatsanleihen warfen Investoren ebenfalls aus ihren Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf bis zu 9,546 Prozent von 9,256 Prozent am Freitag.

Die Metzler Bank sieht einen "Grexit" wegen der möglichen Ansteckungsgefahren für andere Krisenstaaten des Euro-Raums kritisch: Es fehle nicht an Euro-feindlichen Tendenzen und Gegnern der strikten Sparpolitik im Währungsraum. "Von daher ist unseres Erachtens gut vorstellbar, dass ein Anti-Euro-Kurs Griechenlands von diesen Kräften als Blaupause verstanden werde könnte."

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ANLEGER RÄTSELN ÜBER GELDPOLITISCHEN KURS DER EZB

Mindestens ebenso heiß wie die politische Lage in Griechenland wird auch die Geldpolitik der EZB diskutiert. EZB-Chef Mario Draghi hatte zuletzt in einem Interview erklärt, die Vorbereitungen für "gegebenenfalls notwendige zusätzliche Maßnahmen" liefen. Die EZB entscheidet am 22. Januar das nächste Mal über ihren Kurs. Viele Marktbeobachter rechnen mindestens mit einem Zeitplan für die im Fachjargon Quantitative Easing (QE) genannten breit angelegten Wertpapierkäufe. Solange sich diese Erwartung nicht ändere, dürfte der Euro unter Druck bleiben, sagte ein Händler.

Unter den Einzelwerten standen auf der Verliererseite Lanxess im Fokus. Die im Dax gelisteten Titel gaben nach einer Herunterstufung durch Mainfirst 2,9 Prozent nach. Der Chemiekonzern werde im synthetischen Kautschukmarkt weiter mit heftigem Gegenwind zu kämpfen haben, schrieb Analyst Ronald Köhler in einem Kommentar. Zudem dürften die geplanten Einsparungen durch den steigenden Wettbewerbsdruck bis zu einem gewissen Grad aufgezehrt werden. Der Analyst setzte Lanxess auf "Underperform" von "Trading Buy" herab.

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UMSATZPLUS IM AKTIENHANDEL TREIBT DEUTSCHE BÖRSE

Nach unten ging es auch für BMW mit einem Abschlag von 1,2 Prozent. Der Autobauer zahlt in einem Streit um zu hohe Zielvorgaben 685 Millionen Euro (5,1 Milliarden Yuan) an seine chinesischen Händler.

Spitzenreiter im Dax waren die Titel der Deutschen Börse, die sich um 2,3 Prozent auf 60,60 Euro verteuerten. Der Umsatz auf dem Computersystem Xetra, im Parketthandel in Frankfurt und bei der Berliner Börse Tradegate stieg 2014 um rund zehn Prozent auf 1,28 Billionen Euro. Das vierte Quartal sei ein starkes Handelsquartal für die Deutsche Börse gewesen, urteilte Equinet-Analyst Philipp Häßler. Der Experte erhöhte das Kursziel für die Aktien auf 60 von 50 Euro.

Reuters