Nach einem überraschend starken Auftakt schöpft die Deutsche Bank etwas Zuversicht für das Gesamtjahr. Dank eines Gewinns von 236 Millionen Euro im ersten Quartal sieht Vorstandschef John Cryan die Chance auf schwarze Zahlen 2016: "Es ist einigermaßen unklar, ob wir in diesem Jahr einen kleinen Gewinn oder einen kleinen Verlust ausweisen werden", sagte er vor Analysten. "Wir sind an der Schwelle."

Damit stellt Cryan den gebeutelten Aktionären Besserung in Aussicht. Vor einigen Wochen hatte er sie auf einer Konferenz in London auf einen erneuten Jahresverlust vorbereitet. 2015 hatte die Deutsche Bank einen Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro eingefahren, da Cryan nach seinem Amtsantritt im Sommer Milliarden für den Konzernumbau abschrieb und viel Geld für Geldstrafen wegen Skandalen zurücklegte.

Im ersten Quartal hatten Analysten eine Fortsetzung der -Misere erwartet. Der Börseneinbruch zu Jahresbeginn hatte Investmentbanken weltweit hart getroffen, da das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen weitgehend zum Erliegen kam, Firmen sich mit der Ausgabe von Aktien- und Anleihen zurückhielten und der Wertpapierhandel einbrach. Daher hatten Experten bei der ohnehin taumelnden Deutschen Bank im Schnitt mit einem Verlust von 300 Millionen Euro gerechnet.

Sanierer Cryan kommt voran



Doch das Geldhaus überraschte fast alle: Zwar fielen die Erträge um 22 Prozent, weil vor allem der Anleihe- und Aktienhandel einbrach und das Geschäft mit Unternehmensfinanzierungen litt. Zudem gab die Bank im Zuge ihrer neuen Strategie Geschäfte auf. Doch Cryan konnte die Kosten um 17 Prozent drücken - es ergab sich ein Gewinn, wenn auch saftige 58 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Aktien der Bank stiegen um fast fünf Prozent.

Der Hauptgrund für die niedrigeren Kosten: Für Strafen an Aufseher legte Cryan im ersten Quartal nur 187 Millionen Euro zurück (Vorjahr: 1,5 Milliarden Euro). 2016 will die Bank die Kosten weiter senken. "Wir wollen noch eine ganze Menge schaffen", sagte Cryan. Indes musste er für den Umbau der Privatkundensparte 285 Millionen Euro zurücklegen.

Die harte Kapitalquote der Deutschen Bank sank auf 10,7 Prozent. Das Institut möchte hier aufholen, indem es seine Beteiligung an der chinesischen Bank Hua Xia verkauft. Analysten fürchten dennoch eine Kapitalerhöhung. "Größere unvorhergesehene Entwicklungen sollten nicht eintreten", sagte Ingo Fromm von der LBBW. Er beließ die Aktie auf "Halten" mit Kursziel 23 Euro. Ähnlich sieht das Philipp Häßler von Equinet. 2016 werde für die Bank erneut ein Übergangsjahr. Die Aktie sei zwar niedrig bewertet, für einen Einstieg sei es jedoch zu früh.

Aufsichtsrat Thoma geht



Am Freitag hat die Bank den Rücktritt des intern unter Beschuss geratenen Aufsichtsrats Georg Thoma bekannt gegeben. Andere Aufsichtsräte hatten ihm vorgeworfen, mit der Aufklärung zu weit zu gehen. Aufsichtsratschef Paul Achleitner betonte, die Bank werde bei der Altlastenklärung nicht nachlassen. Verfehlungen würden konsequent aufgearbeitet.