Den Turbulenzen an den Aktienmärkten zum Trotz stehen in diesem Herbst die Börsenaspiranten auf dem Frankfurter Parkett Schlange: Mit dem Online-Kleinanzeigenportal Scout24 (1. Oktober) und der Bayer-Kunststoffsparte Covestro (2. Oktober) eröffnen bereits kommende Woche zwei Kandidaten den Reigen. Der Autozulieferer Schaeffler plant sein Debüt am 5. Oktober, der Solar- und Windanlagenbetreiber Chorus Clean Energy folgt am 7. Oktober. Auch der Baustoffkonzern Xella will noch im Oktober den Sprung auf das Parkett schaffen. Bis Jahresende strebt die Modefirma Steilmann eine Notiz in Frankfurt an.

Im dritten Quartal 2015 hatte sich Deutschland nach Erhebungen der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young (E & Y) mit einem Emissionsvolumen von 1,6 Milliarden Euro als mit Abstand führender Standort für Börsengänge (Initial Public Offerings, IPO) in Europa behauptet. Im Sommerquartal war das IPO der Deutschen Pfandbriefbank mit einem Volumen von 1,2 Milliarden Euro die größte Transaktion in Europa und die zweitgrößte weltweit. Im Gegensatz dazu hatte sich im selben Zeitraum das IPO-Klima weltweit vor allem als Folge des Börsencrashs in China deutlich eingetrübt.

Die Zahl der Emissionen ging im dritten Quartal global um 31 Prozent auf 192 Unternehmen zurück, das Volumen sank sogar um 73 Prozent auf 18 Milliarden US-Dollar. Laut E & Y-Experte Martin Steinbach streben viele Börsengangkandidaten derzeit alternativ den Verkauf oder die Beteiligung eines strategischen Investors an.

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Schaeffler peilt MDAX an



Hierzulande gibt die Internet-Kleinanzeigenbörse Scout24 am kommenden Donnerstag ihr Debüt. Dabei machen vor allem die Alteigentümer (Telekom, Hellmann & Friedmann, Blackstone) Kasse. Die Aktien werden zu 26,50 bis 33 Euro angeboten. Für die Kleinanzeigenbörse selbst sollen 225 Millionen Euro bleiben, die vor allem zur Schuldentilgung verwendet werden.

Am Freitag ist die Bayer-Sparte Covestro an der Reihe. Bereits für 2015 hat Finanzchef Frank Lutz eine Dividende von 100 bis 150 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Ab 2016 seien Ausschüttungen von 30 bis 50 Prozent des Ergebnisses geplant (siehe Interview rechts). Mit einem Emissionsvolumen von über 2,5 Milliarden Euro wird beim Autozulieferer Schaeffler gerechnet, der am 5. Oktober an den Start geht - "ein strategischer Schritt, um die Verschuldung weiter zu reduzieren und die Kapitalstruktur zu verbessern", wie Vorstandschef Klaus Rosenfeld erläuterte.

Mittelfristig peilt das Herzogenauracher Unternehmen den MDAX an. Beim Börsengang sollen stimmrechtslose Vorzüge ohne öffentliches Angebot bei institutionellen Investoren platziert werden. Nach dem Börsengang soll der Streubesitz bei 25 Prozent liegen. Weitere Platzierungen sind nicht geplant. Rosenfeld: "Schaeffler bleibt ein Familienunternehmen."

Mit dem Ytong-Porenbetonhersteller Xella hatte sich Anfang der Woche ein weiterer Kandidat für einen Börsengang im Oktober angemeldet. Das Emissionsvolumen soll bei unter einer Milliarde Euro liegen, der Streubesitz später bei 40 Prozent. Das Börsendebüt wird für 9. Oktober erwartet. Chorus Clean Energy schließlich will mit seinem IPO Einnahmen von rund 100 Millionen Euro erzielen. "Das Umfeld hat sich stabilisiert", sagte Chef Holger Götze. Mittelfristig werde eine Aufnahme in den SDAX angestrebt, bereits für dieses Jahr soll es Dividende geben.