Europas Aktienanleger haben sich am Dienstag wieder mit der Aussicht auf steigende Zinsen in den USA angefreundet. Dax und EuroStoxx kletterten bis zum Nachmittag um je rund ein Prozent auf 10.651 und 3029 Punkte. "Nicht nur beim Wetter, sondern auch an der Börse sieht vieles nach einem verlängerten Sommer aus", sagte Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Zurückhaltung sei aber das Gebot der Stunde. Am Montag waren die Umsätze im Dax auf ein Jahrestief geschmolzen. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zunächst wenig veränderte Kurse.

Nach wie vor herrscht Verunsicherung über den Zeitpunkt der nächsten US-Zinserhöhung. An den Terminmärkten wird überwiegend frühestens im Dezember damit gerechnet. Steigende Zinsen verringern in der Regel die Attraktivität von Aktien. Derzeit würden sie aber als Signal für eine gut laufende US-Wirtschaft gewertet, erläuterten die Strategen der NordLB.

In Washington bekräftigte US-Notenbanker Stanley Fischer, der nächste Zinsschritt hänge von der Konjunkturentwicklung ab. Der US-Arbeitsmarkt sei sehr nah an der Vollbeschäftigung. An den Märkten wird daher mit Spannung auf den amtlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag gewartet. Die am Dienstagnachmittag (MESZ) anstehenden Daten zum US-Verbrauchervertrauen stünden ganz in deren Schatten.

ANALYSTEN MACHEN ANLEGERN DURST AUF HEINEKEN



Im Dax und EuroStoxx50 standen Finanzwerte ganz oben. Sie folgten den US-Banken, die von den Zinsspekulationen profitiert hatten. Im EuroStoxx50 zählten Deutsche Bank, Unicredit und Societe Generale mit Kursgewinnen von je rund zwei Prozent zu den Favoriten.

Ansonsten standen einige Analystenkommentare im Fokus: Wirecard stiegen nach einer Kaufempfehlung von Barclays um mehr als sechs Prozent auf ein Sieben-Monats-Hoch von 45,78 Euro und damit an die TecDax -Spitze. Der Zahlungsabwickler profitiere unter anderem vom beschleunigten Trend zur Digitalisierung, schrieben die Experten. Eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank trieb im MDax Wacker Chemie um vier Prozent. Die Analysten nahmen die Bewertung für das Spezialchemie-Unternehmen mit "Buy" wieder auf und setzten ein Kursziel von 100 Euro.

In Amsterdam machte eine Kaufempfehlung - ebenfalls von der Deutschen Bank - den Anlegern Lust auf Heineken : Die Aktien stiegen um 1,6 Prozent.

GEPLATZTE FUSION SCHMECKT HERSHEY-ANLEGERN NICHT



Für viel Gesprächsstoff dies- und jenseits des Atlantiks sorgte die Entscheidung der EU-Kommission, das Steuerabkommen zwischen Apple und Irland nicht anzuerkennen. Sie ordnete an, dass der US-Konzern bis zu 13 Milliarden Euro Steuern nachzahlen muss. Irland und Apple wollen sich gegen den Entscheid wehren. Im vorbörslichen US-Handel gaben Apple mehr als ein Prozent nach. In Frankfurt verloren sie zeitweise fast drei Prozent, ehe sie ihre Verluste deutlich eingrenzten.

Besonders unter Druck waren im vorbörslichen US-Handel aber Hershey, deren Kurs um rund elf Prozent abstürzte. Die geplante Milliardenübernahme des traditionsreichen US-Schokoladen-Herstellers durch Mondelez war am Montag geplatzt. Mondelez zogen um über drei Prozent an.

rtr