"Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliches Handeln", twitterte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. "Es gibt keine Grenzen für unsere Engagement für den Euro." Aus der Politik und von Ökonomen bekam die EZB Lob für ihre Aktion, die vor dem Hintergrund einer anhaltenden Talfahrt an den Märkten in der Corona-Krise getroffen wurde.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sagte, es sei zu hoffen, dass die Maßnahmen der EZB die Börsen nun überzeugten, dass Europa die Krise überwinden werde. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron begrüßt die Entscheidung der EZB für neue umfassende Anleihenkäufe. Auf Twitter schrieb er, die Maßnahmen hätten seine volle Unterstützung.

Commerzbank Chevolkswirt Jörg Krämer sprach von einer "neuen EZB-Bazooka". Sie werde den Anleihen der hoch verschuldeten Staaten helfen. "Allerdings würde man die EZB überfordern, wenn man erwartete, sie alleine könnte den Kursrutsch an den Aktienmärkten beenden. Dafür müsste sich wohl erst ein Abebben der Corona-Epidemie abzeichnen."

Die massiven Geldspritzen der EZB und anderer Notenbanken konnten jedoch nichts gegen die Panik bei den asiatischen Anlegern ausrichten. Fast alle Börsen in Fernost gaben am Donnerstag nach. Die Investoren trennten sich auch von Anleihen und suchten ihr Heil im Dollar. "Es gibt keine Käufer, es gibt nicht viel Liquidität, und jeder ergreift einfach nur die Flucht", sagte Chris Weston, Chefanalyst beim Brokerhaus Pepperstone.

Zusammen mit bereits laufenden und schon geplanten Käufen von Staatsanleihen, Firmenanleihen und anderen Titeln steigt das Volumen aller Anleihenkäufe der EZB in diesem Jahr auf 1,1 Billionen Euro. "Wir sind entschlossen, das gesamte Potenzial unserer Werkzeuge zu nutzen, innerhalb unseres Mandats", versicherte Lagarde. Zum ersten Mal werden die Währungshüter auch kurzfristige Unternehmensanleihen, sogenannte Commercial Papers, aufkaufen. Damit wollen sie unter anderem dafür sorgen, dass Firmen aufgrund der Krise nicht in Finanzierungsengpässe geraten. Die US-Notenbank Fed hatte in Reaktion auf die Pandemie Ähnliches beschlossen und legte am Mittwochabend mit einem dritten Notkreditprogramm innerhalb von zwei Tagen nach.

EZB HILFT AUCH GRIECHENLAND


Auch griechische Anleihen sind diesmal Teil des EZB-Programms. Bislang waren sie von den Anleihenkäufen aufgrund ihres schwachen Kreditratings ausgeschlossen. Notenbank-Experte Frederik Ducrozet vom Schweizer Bankhaus Pictet äußerte sich positiv. "Auf mehr konnten wir nicht hoffen." Dass nun auch Griechenland und Commercial Papers aufgenommen würden, sei das "Sahnetüpfelchen".

Auch bei dem neuen Kaufprogramm mit dem Kürzel "PEPP" (Pandemic Emergency Purchase Programme) will die EZB die selbstgesetzten Regeln und Obergrenzen beachten. Sie deutete aber zugleich an, dass sie hier flexibel vorgehen will. Dies kann als Fingerzeig verstanden werden, dass sie es nicht zulassen will, wenn sich die Renditeabstände zwischen den Staatsanleihen der Euro-Länder stark ausweiten. In den vergangenen Tagen war es zeitweise zu einem Ausverkauf bei italienischen Staatstiteln gekommen. Die Risikoaufschläge für zehnjährige italienische Anleihen zu vergleichbaren Bundespapieren erreichten zeitweise den höchsten Stand seit anderthalb Jahren. Das Land ist besonders hart von der Viruskrise betroffen.

EZB WILL ALLE OPTIONEN PRÜFEN


Die Währungshüter erklärten zudem, der EZB-Rat stehe bereit, wenn nötig den Umfang der Anleihenkaufprogramme noch zu erhöhen und ihre Zusammensetzung zu ändern. "Er wird alle Optionen und Eventualitäten ausloten, um die Wirtschaft während dieses Schocks zu unterstützen", erklärte die EZB. Die Hüter des Euro hatten erst am 12. März ein umfassendes Rettungspaket geschnürt, um den Kreditfluss in der Wirtschaft in den Krisenzeiten sicherzustellen. Dieses enthielt neben neuen Liquiditätsspritzen für Banken bereits eine Ausweitung der Anleihenkäufe um 120 Milliarden Euro bis zum Jahresende. Bislang lag das Kaufvolumen pro Monat bei 20 Milliarden Euro. Die Wertpapierkäufe waren in den vergangenen Jahren die stärkste Waffe der EZB im Kampf gegen eine schwache Konjunktur.

rtr