Schwindende Aussichten auf ein Happy End im griechischen Schuldenstreit haben am Montag die europäischen Aktienbörsen belastet. Dax und EuroStoxx50 verloren bis zum frühen Nachmittag je etwa 2,1 Prozent auf 10.614 und 3325 Zähler und büßten damit die Gewinne der vergangenen Woche ein. In seiner ersten großen Parlamentsrede nach dem Wahlsieg hatte Griechenlands neuer Ministerpräsident Alexis Tsipras das Hilfsprogramm für sein Land als gescheitert bezeichnet und eine Verlängerung abgelehnt. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung fallende Kurse.

"Die Chancen für einen Kompromiss mit Athen stehen eher schlecht", sagte Markus Huber, Analyst bei Peregrine & Black. Das Risiko einer Pleite des Landes oder eines Austritts aus der Euro-Zone (Grexit) in ein paar Monaten steige. In London bereitet sich die Regierung einem Sprecher zufolge bereits auf einen Grexit vor. Ohne die Auszahlung weiterer Hilfen droht den Griechen ein baldiger Bankrott. Der Schuldenstreit wird am Mittwoch auf einer Sondersitzung der Euro-Finanzminister sowie auf dem EU-Gipfel einen Tag später zentrales Thema sein.

An der Athener Börse suchten viele Anleger das Weite: Der Leitindex brach um sechs, der Bankenindex um 12,2 Prozent ein. Am Anleihemarkt trieben Verkäufe griechischer Staatsanleihen die Rendite der zehnjährigen Papiere um fast einen Prozentpunkt auf 11,40 Prozent in die Höhe. Der Euro rutschte unter die 1,13 Dollar-Marke. Damit rückt das im Januar aufgestellte Elf-Jahres-Tief von rund 1,11 Dollar wieder in greifbare Nähe.

Zudem dämpfte der weiter schwelende Ukraine-Konflikt und enttäuschende Konjunkturdaten aus China die Stimmung. In dieser Gemengelage seien - wie von den Analysten von JPMorgan empfohlen - Gewinnmitnahmen gerechtfertigt, sagte ein Händler. Die Analysten hatten ihre Kaufempfehlung für den Dax kassiert und zu einer neutralen Gewichtung geraten. Vorige Woche hatte der Dax noch die 11.000er Marke in Angriff genommen. Doch führten Börsianer diesen Anstieg fast ausschließlich auf die ab März erwartete Flutung des Finanzsystems durch die EZB zurück, die damit die Konjunktur im Währungsraum ankurbeln will.

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ANALYSTENKOMMENTARE SETZEN AUTOWERTEN UND NORDEX ZU

Im Frankfurt und Paris machten die Anleger vor allem bei einigen Autowerten Kasse und folgten damit einer Empfehlung von JPMorgan, die den Sektor auf "neutral" von "overweight" herabgestuft hatten: VW, BMW, Daimler, Renault, Peugeot büßten drei bis vier Prozent ein.

Auf Sinkflug blieben Lufthansa mit einem Abschlag von 3,5 Prozent. Schon vorige Woche hatte der anziehende Ölpreis die Aktien ans Dax-Ende gedrückt.

Gegen den Trend hoben die Lanxess-Aktien ab: Bis zum frühen Nachmittag notierten die Titel des Chemiekonzerns über zwei Prozent im Plus. Händler verwiesen auf Agenturberichte über einen möglichen Verkauf eines Minderheitsanteils an der Kautschuksparte an den staatlichen saudi-arabischen Ölkonzern Saudi Aramco. Eine Lanxess-Sprecherin wollte sich nicht zu den Berichten äußern.

Im TecDax gingen die Aktien des Windturbinenbauers Nordex nach einem Analystenkommentar auf Talfahrt. Die Aktien rutschten um 4,4 Prozent ab. Die Deutsche Bank hatte die Aktien auf "Halten" von "Kaufen" abgestuft.

Reuters