Der Edelmode-Konzern Hugo Boss hat Eckdaten für das Geschäftsjahr 2022 vorgelegt – und konnte trotz des schwierigen Marktumfelds mit seiner Mode bei den Kunden punkten. Trotz Inflation und Rezessionsängsten erzielte der MDax-Konzern einen Rekordumsatz. An der Börse heißt es heute jedoch: "Sell on good News".

Der Modehändler Hugo Boss hat im vergangenen Geschäftsjahr der hohen Inflation getrotzt und Umsatz und Ergebnis deutlich nach oben geschraubt. Bei dem Premiummode-Hersteller war nichts von einer sinkenden Konsumstimmung zu spüren. So stieg der Umsatz 2022 um 31 Prozent auf 3,65 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Dienstag anhand vorläufiger Zahlen in Metzingen mitteilte.

Erwartungen übertroffen

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sprang um 47 Prozent auf 335 Millionen Euro. Damit übertraf Hugo Boss seinen erst im vergangenen November zum zweiten Mal erhöhten Jahresausblick – das Management war dabei am oberen Ende der Spanne von 330 Millionen Euro als Betriebsergebnis und einem Umsatz von 3,6 Milliarden Euro ausgegangen. Auch Analysten hatten weniger auf dem Zettel.

Hugo Boss profitierte von seinem Programm zur Markenerneuerung, das auch jüngere Kunden ansprechen soll. Die Nachfrage nach Premium- und Luxusgütern hat sich damit von einem allgemein schwächeren Konsumklima abgekoppelt, auch wenn sich das Wachstum im Schlussquartal im Vergleich zum Jahresverlauf etwas abschwächte.

Erstmals Milliarden-Marke geknackt

Die Nachfrage blieb indes auch im Schlussquartal robust. So legte der Umsatz in diesem Zeitraum um 18 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro zu und überschritt erstmals die Milliardenmarke in einem Quartal. Dabei erzielten die europäische Region (EMEA) und Amerika währungsbereinigt zweistellige Wachstumsraten.

Dagegen verzeichnete Hugo Boss einen Umsatzrückgang auf dem chinesischen Festland. Hier machten sich die Corona-Pandemie und daraus folgende Ladenschließungen bemerkbar. Das operative Ergebnis (Ebit) stieg im Schlussquartal um vier Prozent auf 104 Millionen Euro.

Vorübergehend Gewinnmitnahmen

Am Aktienmarkt kommt es am Dienstag zu Gewinnmitnahmen. Einige Anleger hätten offenbar auf eine noch stärkere Überraschung gesetzt, sagte ein Händler. Das im Mittelwerte-Segment MDAX notierte Papier gibt zeitweilig um gut zwei Prozent nach. In den vergangenen drei Monaten ist die Aktie von Hugo Boss mit einem Plus von fast 30 Prozent stark gelaufen. Bei 61,58 Euro hatte Hugo Boss in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit Mai 2019 erreicht (siehe Chart).

Hugo Boss (WKN: A1PHFF)

Analysten bleiben zuversichtlich für Hugo Boss

Analystin Manjari Dhar von RBC betonte in einem ersten Kommentar, der positive Schwung bei dem Modehändler halte an. Sowohl der Umsatz als auch der operative Gewinn hätten im vierten Quartal die Erwartungen übertroffen. Sie ergänzte, vor allem im EMEA-Wirtschaftsraum und auf den amerikanischen Kontinenten bleibe die Dynamik stark. In Asien hingegen sei das Geschäft noch von den Pandemie-Einschränkungen belastet worden.

Analyst Volker Bosse von der Baader Bank hob mit Blick auf das letzte Jahresviertel das abgeschwächte Wachstum bei Umsatz und Ebit im Vergleich zu den ersten neun Monaten hervor. Er notierte aber auch, dass Hugo Boss sich im Schlussquartal gegen ein starkes Vorjahresniveau behaupten musste. Insgesamt bezeichnete er die vorläufigen Ergebnisse ebenfalls als stark und über seinen Erwartungen.

Stifel sieht Kursziel 63 Euro

Auch die Investmentbank Stifel bleibt zuversichtlich für Hugo Boss und hat die Einstufung auf "Buy" mit einem Kursziel von 63 Euro belassen. Die Metzinger hätten ein hervorragendes Jahr stark beendet, schrieb Analyst Rogerio Fujimori in einer ersten Reaktion auf die Eckdaten. Das Interesse an der Marke nehme bei jüngeren Kunden nach dem erfolgreichen Relaunch Anfang 2022 weiter zu.

Ausführliche Zahlen sowie den Ausblick für das laufende Jahr will Hugo Boss am 9. März vorlegen.

BÖRSE ONLINE hält die Mode-Aktie weiterhin für aussichtsreich. Ähnlich wie die französischen Luxusgüter-Konzerne Hermes und LVMH oder die im unteren Preissegment aktive spanische Zara-Mutter Inditex hat auch Hugo Boss bislang keine große Kaufzurückhaltung zu spüren bekommen. Nach dem starken Kursanstieg seit Anfang November sorgen die vorübergehenden Gewinnmitnahmen bei der Hugo-Boss-Aktie für eine gesunde Beruhigung. (Mit Material von dpa-AFX)