Die überraschend schwache Entwicklung der deutschen Konjunktur hat am Montag an den europäischen Börsen die Erleichterung der Anleger über den glimpflichen Verlauf des EZB-Bankenstresstests überschattet. Der Dax verlor bis zum frühen Nachmittag 1,5 Prozent auf 8850 Punkte, der EuroStoxx50 1,6 Prozent auf 2980 Zähler. Auch die Wall Street eröffnete schwächer. "Der Konjunkturmotor in Deutschland läuft nach wie vor nicht rund", sagte Marktanalyst Niall Delventhal von DailyFX. Eine Verkaufswelle, die den Dax bis zum Jahrestief von 8354 Punkte drücken könnte, sei möglich. "Denn die schlechten Zukunftsaussichten der deutschen Unternehmer lassen auch nur eher maue Gewinne für das vierte und letzte Quartal erwarten."

Die Stimmung der Top-Manager hatte sich im Oktober den sechsten Monat in Folge verschlechtert und ist nun so mies wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. "Die Konjunkturentwicklung ist derzeit unsere Hauptsorge", sagte ein Händler. Negative Überraschungen beim EZB-Bankenstresstest waren nach Einschätzung der Bayern LB dagegen ausgeblieben. Dies trieb Dax und EuroStoxx zeitweise je um gut ein Prozent in die Höhe. Insgesamt waren 25 der 130 untersuchten wichtigsten Geldhäuser bei dem Test durchgefallen.

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ITALIENS BANKEN ERWISCHT ES BESONDERS SCHLIMM

Die anfängliche Erleichterung hievte die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank in der Spitze um 9,5 und 3,6 Prozent in die Höhe. Am frühen Nachmittag lagen Commerzbank 0,9 und Deutsche Bank zwei Prozent im Minus. Der Bankenindex für die Euro-Zone verlor 3,2 Prozent, nachdem er am Morgen noch um bis zu zwei Prozent nach oben geschnellt war. Für Verstimmung im Sektor sorgte vor allem das schlechte Abschneiden der italienischen Banken, von denen neun durch den Test rasselten: Das größte Loch in der Bilanz hätte in der simulierten Wirtschaftskrise die Krisenbank Monte dei Paschi mit 2,1 Milliarden Euro. Die Aktien rutschten um mehr als 20 Prozent auf 0,79 Euro ab. Der italienische Leitindex verlor drei Prozent.

Wie schwierig die konjunkturelle Lage europaweit ist, zeigte auch der Zwischenbericht des Logistik-Konzerns TNT Express, der einen Verlust auswies. Der Vorstand machte die konjunkturelle Lage in Westeuropa - von Großbritannien über Frankreich bis nach Deutschland und Italien - für die Entwicklung verantwortlich. Die Aktien des Deutsche Post -Rivalen brachen um 6,8 Prozent auf 4,50 Euro ein. Deutsche Post verloren ein Prozent.

Größter Dax-Verlierer waren BASF mit einem Abschlag von 3,8 Prozent. Wie die Logistikbranche hängt auch die Chemiebranche von der Konjunktur ab, und BASF hatte mit seinem Ausblick am Freitag die Anleger enttäuscht. Analysten äußerten sich entsprechend kritisch.

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BRASILIANISCHE BÖRSE MISSFÄLLT WIEDERWAHL ROUSSEFFS

Auch an der Wall Street ging es bergab mit den Kursen. Dow-Jones - und S&P verloren 0,4 und 0,6 Prozent. Zu den Verlierern zählten die Aktien des Pharmariesen Merck mit einem Abschlag von 1,2 Prozent. Das Unternehmen hatte wegen abgelaufener Patente und rückläufiger Geschäfte mit einem wichtigen Krebsimpfstoff im dritten Quartal weniger verdient.

Mit einer Verkaufswelle reagierten die Anleger an der brasilianischen Börse auf die Wiederwahl der in der Wirtschaft unbeliebten Präsidentin Dilma Rousseff. "In ihrer letzten Amtszeit hat sie in puncto Reformen nichts getan und es ist kaum zu erwarten, dass sie nun unternehmensfreundlich wird", erklärte Analystin Stanislawa Prawdowa von der Danske Bank.

Angesichts des Überangebots bei schleppender Nachfrage setzten die Preise an den Ölmärkten ihre Talfahrt fort: Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 1,8 Prozent je Barrel (159 Liter), US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 79,44 Dollar so wenig wie seit Juni 2012 nicht mehr.

Reuters