Es ist ein signifikanter Dämpfer für die Wachstumsstory durch Automatisierung in der Lager-Logistik. Wegen der bisher schwächer als erwarteten Geschäftsentwicklung bei der Kion-Tochter Dematic stellt Kion für 2017 nun 7,4 bis 7,7 statt bisher 7,5 bis 7,95 Milliarden Euro Umsatz in Aussicht. Beim bereinigten operativen Gewinn (Ebit) sinkt die Prognose auf 715 bis 765 Millionen statt 740 bis 800 Millionen Europa. Der MDAX-Konzern aus Wiesbaden hatte die ehemalige Linde-Tochter Dematic im vergangenen Jahr für 1,85 Milliarden Euro übernommen und ab November in die Bilanz einbezogen. So schafften die Wiesbadener für 2016 mit 5,6 Milliarden Euro Umsatz und 537,3 Millionen Euro operativen Gewinn neue Rekordwerte.

Dematic wohl zu teuer eingekauft



Obwohl auch mit den reduzierten Prognosen im laufenden Jahr deutliche Zuwächse wahrscheinlich sind, belebt die Gewinnwarnung bei Anlegern die alte Sorge, dass Kion für die Logistik-Tochter im vergangenen Jahr zu viel bezahlt hat. Knapp 30 Minuten nach der Gewinnwarnung hatte das Volumen der gehandelten Papiere nach Angaben des Börsendienstes Bloomberg das durchschnittliche Volumen der vergangenen drei Monate erreicht. In der Spitze rutschte der Kurs der Kion-Aktie um mehr als zehn Prozent ab. Finanzvorstand Thomas Toepfer versuchte in einem Interview mir Reuters, die Sorgen der Investoren zu dämpfen.

Das Projektgeschäft lasse sich nicht immer planen. Die Projektverschiebungen uns die Investitionszurückhaltung bei Kunde seien auch auf eine Verunsicherung infolge der Marktmacht von Amazon zurückzuführen. "Das ist aber kein fundamentaler Trend sondern lediglich ein kurzfristiger Effekt", glaubt Toepfer. Die Trends zum Online-Handel und Digitalisierung seien nicht aufzuhalten. Daher seien alle Unternehmen gezwungen, früher oder später in Automatisierung und effiziente Lagertechnologien zu investieren. Weitere Details zum überraschenden Knick in der Kions neuer Wachstumsstory wird es mit den Quartalszahlen am 26. Oktober geben.

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Einschätzung der Redaktion



Die Erweiterung des Geschäftsmodells um Automatisierungssysteme für Lager-Logistik ist naheliegend und sollte langfristig zusätzliches Wachstum bringen. Die Aussage des Finanzvorstands, dass Kunden irgendwann in Automatisierung investieren werden, weil sie dazu gezwungen werden, dürfte Aktionäre nicht überzeugen. Es bleibt dir Sorge, dass Dematic zu teuer eingekauft wurde, vor allem dann, wenn der Auftragseingang bei der Automatisierungs-Tochter nicht bald deutlich anzieht. Dazu kommt daß die Aktie hoch bewertet ist. Die charttechnische Unterstützung bei 65 Euro sollte den Kursrutsch jedoch dämpfen. Wir senken unsere Empfehlung von "Kaufen" auf "Beobachten".

Ziel: 73,00

Stopp: 54,80