Mit dem achten Ausstand in dem monatelangen Arbeitskampf wächst der Schaden für Europas größten Luftfahrtkonzern. Entnervte Passagiere könnten sich künftig zwei Mal überlegen, ob sie die Airline noch buchen. Analysten warnen bereits davor, dass die Fluggesellschaft ihre Ziele für den Jahresgewinn kippen könnte.

"Wir weiten den Streik aus, um ein deutlicheres Signal zu setzen - vielleicht schwenkt die Lufthansa jetzt endlich ein", sagte Markus Wahl, Vorstand der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit, am Montag zu Reuters. Die jüngste Ankündigung sei vollkommen unverständlich und unverhältnismäßig, erklärte dagegen die Lufthansa. Der Streik trifft zum Wochenbeginn Hunderttausende Fluggäste. In dem Arbeitskampf, der sich seit sieben Monaten hinzieht, geht es um die bezahlte Frührente der 5400 Piloten. Die Lufthansa hält die alten Pensionszusagen auf Dauer für unbezahlbar.

Allein vom Streik auf der Kurz- und Mittelstrecke, der am Montagmittag um 13.00 Uhr beginnt, sind rund 2150 Flüge betroffen. Durch nicht streikende Piloten, Flugkapitäne aus dem Management und andere Airlines innerhalb der Firmengruppe könnten davon aber 700 Flüge sicher gestellt und mehr als 70.000 Kunden an ihre Ziele gebracht werden. Wieviele Flüge von dem Streik auf der Langstrecke am Dienstag von 6.00 Uhr morgens bis Mitternacht betroffen sind, konnte ein Lufthansa-Sprecher zunächst nicht beziffern. Der Streik auf der Kurz- und Mittelstreckenflüge dauert bis ebenfalls Dienstag um Mitternacht. Die Lufthansa-Billig-Tochter Germanwings ist ausgenommen.

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ANALYST: GEWINNAUSBLICK EINGETRÜBT

Die Streikwelle nagt an den Nerven der Passagiere und könnte Experten zufolge die Prognose des Konzerns für dieses Jahr zunichte machen. Der direkte Schaden aus den bisherigen Streiks dürfte sich auf 70 Millionen Euro belaufen, dazu kämen noch 30 Millionen Euro für die Ausstände am Montag und Dienstag, sagte Analyst Jochen Rothenbacher von der Equinet Bank. "Vor dem Hintergrund könnte der Ausblick 2014 von einer Milliarde Euro operativen Konzerngewinns in Gefahr sein." Die Aktien verloren in der Spitze 2,5 Prozent. "Es hört einfach nicht auf", sagte ein Aktienhändler.

Die Flugzeugführer kämpfen für die Beibehaltung der Frührentenregelung für die Piloten. Die Lufthansa sieht sich wegen harter Konkurrenz außerstande, die im Branchenvergleich großzügigen Vorruhestandsregeln weiter zu finanzieren. Bislang konnten die Piloten frühestens mit 55 Jahren das Steuer aus der Hand legen - durchschnittlich starten sie mit 59 Jahren in die Rente. Die Lufthansa will den Schnitt auf 61 Jahre erhöhen. Zudem kämpfen die Piloten gegen Pläne der Konzernleitung für neue Billig-Fluglinie.

Bei der Deutschen Bahn indes verlief nach dem Streik der Lokführer am Wochenende der Pendlerverkehr am Montagmorgen nach Konzernangaben wieder weitgehend normal. Der Chef der Lokführer-Gewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat nun eine Streikpause von mindestens sieben Tagen in Aussicht gestellt.

Reuters