Immer mehr Unternehmen ziehen ihre Konsequenzen aus dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine. Neben Apple, Ford oder SAP beschließt nun auch Mercedes-Benz seine Exporte nach Russland sowie die Fertigung dort einzustellen. Das teilte der DAX-Konzern am Mittwochabend in Stuttgart mit. "Mercedes-Benz wird bis auf Weiteres den Export von Pkw und Vans nach Russland sowie die lokale Fertigung in Russland einstellen", heißt es in einer kurzen Mitteilung. Weitere Details wurden nicht genannt. Auch die ehemalige LKW-Tochter Daimler Truck hat die Reißleine gezogen. Der weltgrößte Lastwagenbauer hat seine Aktivitäten in Russland inklusive der Kooperation mit dem Panzerwagen-Hersteller Kamaz vorerst eingestellt.

Mercedes-Benz hatte vor knapp drei Jahren sein erstes Pkw-Werk unweit von Moskau eingeweiht - damals noch in Anwesenheit des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die für mehr als 250 Millionen Euro gebaute Produktionsstätte bietet mehr als 1000 Arbeitsplätze.

Man arbeite unter anderem mit Zulieferern in der Ukraine zusammen, die verschiedene Komponenten für die Fahrzeugproduktion lieferten, teilte der Autobauer am Mittwoch weiter mit. "Wir beobachten die Situation genau und sind in engem Kontakt mit unseren Lieferanten, um gemeinsam intensiv an Lösungen zur Absicherung unserer Lieferketten zu arbeiten." Dazu gehöre unter anderem auch die Verlagerung von Produktionsumfängen an andere Standorte der Zulieferer. Außerdem werde von der kommenden Woche an vorübergehend die Schichtplanung in einzelnen Werken angepasst. Ausfälle sollten "bestmöglich" vermieden werden, teilte Mercedes-Benz mit und betonte: "Derzeit laufen unsere Werke weltweit."

Deutsche Automobilindustrie könnte schwer betroffen sein


Als Schlüsselindustrie in Deutschland könnten die Folgen des Ukraine-Kriegs die deutsche Autoindustrie schwer treffen, denn es fehlen auch wichtige Teile und Rohstoffe. Durch die Kriegshandlungen Russlands würden Lieferketten unterbrochen, teilte der Verband der Automobilindustrie mit. Der Transport sei eingeschränkt, die Produktion in Zulieferbetrieben falle aus. Ein verlässlicher Ausblick sei schwierig: "Fest steht aber: Es wird zu weiteren Beeinträchtigungen bei der Produktion von Fahrzeugen in Deutschland kommen." Grund ist, dass wichtige Teile fehlen und es zu einer Knappheit bei Rohstoffen kommen könnte. Mehrere deutsche Autohersteller hatten bereits von Produktionsunterbrechungen berichtet.

Nach Angaben des Branchenverbands VDA gibt es 49 Fertigungsorte deutscher Zulieferer und Hersteller in Russland und der Ukraine.

Unsere Einschätzung zur Mercedes-Benz-Aktie


Am Tag des russischen Einmarsches in die Ukraine - das war vergangenen Donnerstag, also genau eine Woche her - hat Mercedes-Benz die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr vorgelegt. Diese konnten sich sehen lassen, aber noch viel besser für die Aktionäre: Die Stuttgarter erhöhten ihre Dividende von 1,35 Euro auf 5,00 Euro.

Aufgrund der aktuellen Marktlage entwickelt sich der Kurs derzeit nicht ins Positive. Innerhalb der vergangenen fünf Handelstage fiel die Aktie um 9,5 Prozent auf 63,13 Euro. Damit wurde auch die positive Bilanz seit Jahresbeginn dahin: Noch vor einer Woche stand hier ein Plus von acht Prozent, nun steht ein Verlust von 7,5 Prozent zu Buche.

Autowerte blieben in den vergangenen Tagen unter Druck. In der Ukraine sitzen einige Zulieferer, den Konzernen drohen nun weitere Produktionsausfälle. Dennoch könnten Anleger die günstigeren Preise zum Einstieg nutzen. Wir empfehlen das Papier weiterhin zum Kauf.

ak/dpa-AFX