Trotz zusätzlicher Belastungen aus der Corona-Krise läuft das Geschäft bei der Münchener Rück rund. Der DAX-Konzern hat sein selbstgestecktes Gewinnziel übertroffen und will im neuen Jahr an alte Erfolgsmaßstäbe anknüpfen. Der weltgrößte Rückversicherer erwirtschaftete im vergangenen Jahr ein Nettoergebnis von 2,93 (2020: 1,21) Milliarden Euro, wie er am Mittwoch in München mitteilte. Angepeilt hatte die Münchener Rück 2,8 Milliarden, Analysten hatten im Schnitt mit knapp 2,9 Milliarden gerechnet.

Während die Belastungen aus der Corona-Pandemie - vor allem durch Absagen von Großveranstaltungen und Betriebsunterbrechungen - deutlich zurückgingen, schlug wie befürchtet eine steigende Zahl von Covid-19-Toten in der Leben-Rückversicherung mit 785 Millionen Euro zu Buche. Vor allem in den USA, Südafrika und Indien starben deutlich mehr Menschen als gewohnt.

Gewinn von mehr als drei Milliarden angepeilt


Für das neue Jahr peilt Vorstandschef Joachim Wenning einen Nettogewinn von 3,3 Milliarden Euro an; die Pandemie dürfte dann nur noch mit 300 Millionen Euro zu Buche schlagen. Auf mehr als drei Milliarden Euro Gewinn war die Münchener Rück zuletzt 2015 gekommen, 3,3 Milliarden wären der höchste Wert seit 2013. Wenning hat dem Rückversicherer einen Wachstumskurs verordnet, um die Ergebnisse nach oben zu treiben. "Das Strategieprogramm 'Ambition 2025' ist sehr gut aus den Startlöchern gekommen und hat Fahrt aufgenommen", sagte Wenning. "Diesen Schwung und das gute Marktumfeld werden wir konsequent nutzen."

Das zeigt sich auch bei den Verhandlungen zur Erneuerung der Verträge mit den Erstversicherern zum 1. Januar. Hier zeichnete die Münchener Rück fast 15 Prozent mehr Geschäft, obwohl die Preise, bereinigt um die wachsenden Risiken, nur um 0,7 Prozent stiegen. Auch für die nächsten Erneuerungsrunden im April und Juli biete das Marktumfeld attraktive Wachstumsmöglichkeiten, hieß es. Die Beitragseinnahmen will Wenning im laufenden Jahr auf rund 61 Milliarden steigern.

Bereits 2021 war die Münchener Rück mit 59,6 Milliarden Euro - einem Plus von 8,5 Prozent - auf ein Rekordergebnis gewachsen. Den Löwenanteil zum Gewinn steuerte erneut die Rückversicherung bei, obwohl sich die Schäden aus Naturkatastrophen auf 3,1 Milliarden Euro verdreifachten. Größter Schaden war der Hurrikan "Ida" mit 1,2 Milliarden. Die Flutkatastrophe an Ahr und Erft im Juli kostete die Münchener Rück eine halbe Milliarde Euro. Die Corona-Schäden in der Schaden- und Unfallversicherung gingen dagegen auf 212 Millionen Euro zurück. Die Erstversicherungs-Tochter Ergo übertraf mit einem Gewinn von 605 (517) Millionen Euro ihr Ziel.

Dividende und Aktienrückkaufprogramm


Von den steigenden Gewinnen sollen auch die Aktionäre profitieren. Die Münchener Rück erhöht die Dividende um zwölf Prozent auf elf Euro, wie sie am Dienstag angekündigt hatte. Weil die Kapitaldecke mit einer Solvenzquote von 227 (Ende 2020: 208) dicker ist als geplant, will sie nach zwei Jahren Pause auch den Rückkauf eigener Aktien wieder aufnehmen. Von Ende April an sollen dafür innerhalb eines Jahres bis zu eine Milliarde Euro ausgegeben werden.

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Einschätzung zur Munich Re-Aktie


Die Bilanz der Münchener kam trotz der übertroffenen Ziele am Markt nicht gut an. Die Aktie fiel am Mittwochmorgen um rund zwei Prozent auf 251 Euro. Analysten hatten für 2022 einen Gewinn über den 3,3 Milliarden erwartet, die der DAX-Konzern selbst in Aussicht stellt.

Auch die vielen coronabedingten Sterbefälle in den USA und mehreren anderen Ländern kosteten den Konzern mit 785 Millionen Euro noch mehr als zuletzt gedacht. Am tiefsten musste die Munich Re im abgelaufenen Jahr für die Zerstörungen durch Hurrikan "Ida" und die verheerende Flutkatastrophe in Europa im Juli in die Tasche greifen. Die Belastungen summierten sich auf rund 1,7 Milliarden Euro.

Wir bleiben bei unserer Kaufempfehlung. Die Munich Re-Aktie ist in stürmischen Zeiten ein solides Basisinvestment, das durch die hohe Dividende und das Aktienrückkaufprogramm besonders attraktiv ist.

fh/rtr/dpa-AFX