Wirft man einen Blick auf den Aktienkurs des Unternehmens und anschließend auf die Zahlen von Nemetschek für das vergangene Jahr, so zeigt sich eine deutliche Diskrepanz: Während die Papiere des Unternehmens seit Jahresbeginn in einem Abwärtstrend hängen, wächst die Firma selbst weiter beeindruckend.

Nemetscheks Softwarelösungen für die Bau- und Medienbranche sind gefragt, im abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichneten die Münchner ein Umsatzwachstum von 14,2 Prozent auf 681,5 Millionen Euro, der Gewinn (Ebitda) legte mit einem Anstieg um 28,8 Prozent auf 222 Millionen Euro noch deutlich stärker zu.

Nach dem erfolgreichen Vorjahr will Geschäftsführer Yves Padrines das Wachstum weiter vorantreiben: "Ich bin davon überzeugt, dass die Wachstums- und Ertragspotenziale unseres Konzern˜ angesichts des noch immer niedrigen Digitalisierungsgrads in unseren Industrien weiterhin riesig sind. Mein Anspruch ist es, die nächste Wachstumsphase einzuläuten." Dafür sollen neue Technologien wie künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen oder Virtual Reality eingesetzt werden. Zusätzlich will Nemetschek weiterhin in innovative Start-ups investieren.

Erfolgsfaktor Mietmodelle

Ein wichtiger Treiber für weiteres Wachstum sollen Mietmodelle für Software bleiben. Nemetschek teilt seine Geschäftstätigkeiten in drei Bereiche auf: Consulting & Hardware, Softwarelizenzen sowie wiederkehrende Umsätze mit Service und Mietmodellen. Wiederkehrende Umsätze steuerten zuletzt mehr als 60 Prozent zum Unternehmensumsatz bei.

Bei den Mietmodellen für Software unterscheiden die Münchner zwischen "Subskription" - die Software liegt auf den eigenen Systemen der Kunden - und "Software-as-a-Service" (SaaS). Dabei befindet sich der aktuelle Stand der Software auf den Servern von Nemetschek, und Kunden können darauf zugreifen. Das Geschäft mit den Mietmodellen brummt, die Umsätze mit Subskription und SaaS stiegen 2021 überproportional um 46 Prozent. Entsprechend erwartet Nemetschek, dass die stärkere Umstellung auf Subskription/SaaS das Konzernwachstum weiter beschleunigen wird.

Weiteres Wachstum

Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich das Unternehmen ambitioniert. Der hohe Anteil wiederkehrender Umsätze gibt allerdings eine gewisse Planungssicherheit, hinzu kommt die anhaltend starke Lage der Baubranche. 2022 erwartet Nemetschek einen Umsatzanstieg von zwölf bis 14 Prozent, wobei sich der Teilbereich der wiederkehrenden Umsätze überproportional entwickeln und einen immer größeren Teil zum Gesamtumsatz beitragen soll.

Unter den Wachstumsambitionen soll jedoch auch die Profitabilität nicht leiden: Nach einer Ebitda-Marge von 32,6 Prozent im Jahr 2021 strebt Nemetschek für das laufende Jahr eine Marge zwischen 32 und 33 Prozent an.

Für Aktionäre erfreulich: Das Wachstum setzt sich auch bei der Gewinnausschüttung fort. Gemäß Dividendenpolitik, rund 25 Prozent des operativen Cashflows auszuschütten, schlägt Nemetschek für das beendete Geschäftsjahr eine Dividende von 39 Cent je Aktie vor, 30 Prozent mehr als im Vorjahr.

Hochwertig: Dank Gewinnwachstumsraten im zweistelligen Bereich ist die hohe Bewertung verkraftbar. Mutige greifen zu.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 105,00 Euro
Stoppkurs: 74,00 Euro