Die Cloud bringt SAP schneller voran als erwartet. Der weltweit größte Anbieter von Anwendungssoftware für Unternehmen hebt seine Prognose für das Geschäftsjahr innerhalb kurzer Zeit zum dritten Mal in Folge an. "Unsere Strategie geht eindeutig auf. Wir erleben eine Rekordnachfrage nach unseren Anwendungen und unserer Plattform", freut sich Chef Christian Klein über den Geschäftsverlauf und die Perspektiven des DAX-Konzerns aus Walldorf, südlich von Heidelberg.

Für 2021 stellt SAP nun ein währungsbereinigtes Betriebsergebnis zwischen 8,1 und 8,3 Milliarden Euro in Aussicht. Im Juli hatte der Vorstand die Prognose auf 7,95 bis 8,25 Milliarden Euro erhöht. Auch die Spanne für den um Währungseffekte bereinigten Erlös wurde moderat angehoben: auf 23,8 bis 24,2 statt bisher 23,6 bis 24,0 Milliarden Euro. Mit Abo-Versionen ihrer Software, die Unternehmen via Web über die Cloud nutzen, wollen die Walldorfer im Geschäftsjahr nun zwischen 9,4 und 9,6 Milliarden Euro erlösen, ebenfalls mehr, als bisher in Aussicht gestellt war. Bis zu der Marke von 22 Milliarden Euro Umsatz mit Cloud-Software, die SAP für das Jahr 2025 anvisiert, ist der Weg allerdings noch lang.

Dass SAP-Software in der IT zahlreicher Firmen als globaler Standard gilt, ist für die Walldorfer ein wesentlicher Vorteil beim Umzug ihres Firmenkundenportfolios in die Datenwolke. Wie das erfolgreich funktionieren kann, hat Microsoft-Chef Satya Nadella vorgemacht. Ein Lichtblick bei SAP diesbezüglich ist, dass der Cloud Backlog, also der Auftragsbestand für die nächsten zwölf Monate, im dritten Quartal um ein Viertel auf 8,17 Milliarden Euro zulegte. Die Kennzahl liefert Einblicke in den Fortschritt bei der Verlagerung von SAP-Geschäft in die Cloud.

Kärrnerarbeit bringt SAP voran

Bei seinem Amtsantritt im Frühjahr 2020 hatte Konzernlenker Klein die bessere Integration und die Harmonisierung der Datenverarbeitung zwischen den vielen verschiedenen SAP-Applikation zur Chefsache gemacht. Die erfreuliche Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr zeigt nun auch, dass Kleins Kärrnerarbeit von den Kunden honoriert wird - auch wenn der Verband der Firmenkunden in Deutschland, Österreich und in der Schweiz DSAG damit noch nicht ganz zufrieden ist. Bei der Integration bestehe "nach wie vor Handlungsbedarf", auch wenn SAP "ein gutes Stück" vorangekommen sei, nörgelte jüngst DSAG-Chef Jens Hungershausen. Er sieht die Ergebnisse einer aktuellen Mitgliederumfrage daher auch als "Weckruf".

An der Börse hat SAP währenddessen den dramatischen Absturz vor einem Jahr fast ausgeglichen. Im Oktober 2020 hatte der Konzern seine mittelfristigen Ziele kassiert und für den Ausbau des Cloudgeschäfts bis 2025 mit Vorgaben überrascht, die aus Sicht vieler Investoren sehr ambitioniert waren.

SAP-Papiere büßten gut 40 Prozent ihres Börsenwerts ein. Um ihr Vertrauen in die geänderte Strategie zu demonstrieren, nutzten viele SAP-Vorstände damals den Absturz, um im großen Stil Aktien des Konzerns zu erwerben. Das zahlt sich nun aus.

Aufwind: SAP profitiert vom Umzug der Firmen in die Cloud. Die Aktie hat den Absturz von vor einem Jahr fast wettgemacht.

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