Zudem soll künftig mehr Weißzucker aus Rüben von Äckern in Europa exportiert werden. In den vergangenen elf Jahren verteilte die EU den Absatz über Quoten und gab Preise vor, die Ausfuhren waren auf weniger als zehn Prozent der Produktion beschränkt. Diese Vorgabe entfallen mit der Reform im Herbst.

Die Mannheimer verstärkten Heer zufolge deshalb ihren Vertrieb und modernisierten die Logistik, um sich auf den stärkeren Wettbewerb einzustellen. So ließ sich Südzucker 240 Zugwaggons mit weißem Anstrich für insgesamt 24 Millionen Euro bauen, um das Produkt hygienisch per Bahn zu den Seehäfen zu transportieren. Auf dem Weg zu neuen Absatzmärkten - etwa in Nahost oder Asien - wird der Zucker dann in Säcke abgefüllt. Der Export macht bisher nur einen Anteil von rund fünf Prozent aus an der Produktionsmenge von zuletzt 4,7 Millionen Tonnen Weißzucker. Künftig sollen bis zu 800.000 Tonnen, etwa drei Mal so viel wie bisher, am Weltmarkt verkauft werden. Die neue Freiheit führe jedoch auch zu größerer Unsicherheit, da die Preise künftig stärker schwanken könnten, ergänzte er.

AUSBLICK ENTTÄUSCHT ANLEGER



Dennoch rechnet Südzucker mit Impulsen schon im laufenden Jahr durch steigende Absatzmengen von Zucker bei einer abermals ausgeweiteten Anbaufläche. Auch in den anderen Sparten sollen die Erlöse steigen: So etwa bei Fertigessen, wo die auf Tiefkühlpizza und -pasta spezialisierte Tochter Freiberger nach dem Erwerb des Rivalen Hasa am deutschen Markt gleichauf mit den Marken Wagner und Oetker liegt. Beim operativen Gewinn soll Zucker in diesem Jahr nach dem erntebedingt schwachen Vorjahr besser abschneiden, während der Konzern bei Spezialitäten oder der Biosprit-Tochter Cropenergies geringere Ergebnisse erwartet.

Insgesamt stellte Südzucker für das bis Ende Februar laufende Geschäftsjahr 2017/18 einen Umsatz von 6,7 bis 7,0 Milliarden Euro in Aussicht nach knapp 6,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen will der im Nebenwertesegment MDax gelistete Konzern mindestens auf Vorjahresniveau halten oder auf bis zu 500 Millionen Euro steigern. Anlegern war der Ausblick zu verhalten, die Aktie gab um mehr als drei Prozent nach.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr war der operative Gewinn um 77 Prozent auf 426 Millionen Euro gestiegen. Der Konzernüberschuss sprang auf 312 Millionen Euro von 181 Millionen. Die Aktionäre, größtenteils Rübenanbauer, erhalten eine Dividende von 45 Cent je Aktie nach 30 Cent im Vorjahr.

An der EU-Politik hat Südzucker-Chef Heer trotz der Chancen durch die Liberalisierung einiges auszusetzen. So freut sich der Konzern zwar auf mehr Exporte, kritisierte aber wachsende Importe. Die Europäische Union schließe immer Freihandelsabkommen ab, die den Partnerländern zollfreie Einfuhren erlaubten. "Komischerweise ist es selten andersrum", sagte Heer. Zu den Schadensersatzklagen von Lebensmittelkonzernen gegen Südzucker wegen des von der EU geahndeten Kartells, nannte Heer keine Details. Alle Gerichtsverfahren seien in einem frühen Stadium. "Urteile zur Sache sind nicht ergangen." Für Prozesskosten aller Art stellte der Konzern im vergangenen Jahr 169 Millionen Euro zurück.

rtr