Die Terroranschläge von Paris haben an den europäischen Börsen zu Wochenbeginn für Verunsicherung gesorgt. Die Leitindizes in Frankfurt, Paris und London lagen am späten Vormittag kaum verändert, nachdem sie davor zeitweise noch deutlich im Minus notiert hatten. Unter die Räder gerieten vor allem Aktien aus der Tourismusindustrie. Noch sei nicht klar, ob die Attentate auch negative Folgen für die Wirtschaft hätten, sagte Shunsuke Yamada von der Bank of America Merrill Lynch. "Zudem haben die geopolitischen Risiken zugenommen", ergänzte er.

Bei Selbstmordattentaten und Bombenexplosionen in der Pariser Innenstadt am Freitagabend sind mindestens 129 Menschen ums Leben gekommen. Die französische Luftwaffe flog in Reaktion darauf ihre bislang schwersten Angriffe auf Stellungen des Islamischen Staats (IS) in Syrien. Frankreich gehört zu den Gründungsmitgliedern der US-geführten Koalition gegen den IS und hat sich seit dem Beginn an Luftangriffen im Irak und in Syrien beteiligt. Die Extremisten-Miliz bezeichnete die Attentate als Vergeltung dafür. Der Euro hielt sich am Montag nur knapp über der Marke von 1,07 Dollar.

FLUG- UND HOTELAKTIEN UNTER DRUCK



Europaweit zu den größten Verlierern zählten vor allem Luftfahrt- und Hotelaktien. "Anleger fürchten, dass die Attentate Auswirkungen auf den Tourismus haben und die Leute weniger reisen werden", sagte ein Händler. An der französischen Börse rutschten die Titel des größten europäischen Hotelbetreibers Accor und der Fluggesellschaft Air France-KLM zeitweise um 9,3 und 7,2 Prozent ab. Die British-Airways-Mutter IAG und InterContinental Hotels gaben in der Spitze jeweils mehr als vier Prozent nach. Die Aktien der Betreibergesellschaft des Eurotunnels verloren bis zu 4,7 Prozent. Im Dax bildeten die Lufthansa -Aktien mit einem Abschlag von drei Prozent das Schlusslicht.

Der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, bezweifelt allerdings, dass sich die Terroranschläge nachhaltig auf die Wirtschaft in Frankreich und anderen westlichen Ländern auswirken werden." Die Erfahrung zeigt, dass solche Terrorakte die konjunkturelle Entwicklung in den westlichen Volkswirtschaften nicht aus der Spur bringen", erklärt der Experte. Unmittelbar nach den Anschlägen in London 2005 sei der private Konsum im Sommer genauso kräftig gestiegen wie im Schnitt der vier Vorquartale. Ähnlich sei dies auch nach dem Anschlag auf einen Bahnhof in der spanischen Hauptstadt Madrid im Jahr 2004 gewesen.

GOLD ALS SICHERER HAFEN GEFRAGT



Am Rohstoffmarkt gingen die Anleger dennoch auf Nummer sicher und griffen vor allem bei Gold zu. Die Feinunze verteuerte sich um bis zu 1,4 Prozent auf 1097,90 Dollar. Das Edelmetall wird gern in Krisenzeiten angesteuert. Zugleich trennten sie sich die Anleger von konjunkturabängigen Industriemetallen wie Kupfer. Eine Tonne des vor allem im Bau benötigten Metalls verbilligte sich um 1,6 Prozent auf ein frisches Sechseinhalb-Jahres-Tief 4747,50 Dollar.

Kurs nahmen die Investoren neben Gold auch auf Bundesanleihen, die ebenfalls gern in unsicheren Zeiten gefragt sind. Die Rendite der zehnjährigen Titel fiel zeitweise auf ein Zwei-Wochen-Tief von 0,538 Prozent.

Reuters