ThyssenKrupp hält sich nach der Rückkehr in die Gewinnzone in der Frage einer Dividendenzahlung bedeckt. Dies werde am Ende des Geschäftsjahres entschieden, sagte Finanzchef Guido Kerkhoff am Donnerstag während einer Telefonkonferenz. "Da sind wir noch nicht." Die Prognose laufe auf ein ausgeglichenes bis leicht positives Ergebnis hin, der Cash Flow sei aber noch negativ. "Sie können hier Indikationen und Punkte in alle Richtungen sehen. Das ist ein Thema, über das wir hier noch nicht diskutiert haben."

Der Stahlkonzern ist nach der größten Krise in der Unternehmensgeschichte zurück auf Gewinnkurs. "Unter dem Strich erwartet ThyssenKrupp erstmals seit drei Jahren wieder ein ausgeglichenes bis leicht positives Nettoergebnis", kündigte Vorstandschef Heinrich Hiesinger am Donnerstag an. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2013/14 (per Ende September) konnte der Konzern zulegen. Das Unternehmen profitierte unter anderem von deutlichen Verbesserungen im amerikanischen Stahlgeschäft, das ThyssenKrupp nach Pleiten, Pech und Pannen fast in den Ruin getrieben hatte. Nach neun Monaten erzielte ThyssenKrupp unter dem Strich einen Gewinn von 243 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen noch einen Verlust von gut einer halben Milliarde Euro in den Büchern.

Am Ende des vergangenen Geschäftsjahres war der Fehlbetrag dreimal so hoch gewesen, im Jahr zuvor hatte ThyssenKrupp sogar einen Verlust von fünf Milliarden Euro eingefahren. Seitdem müssen auch die Aktionäre auf eine Dividende verzichten. Ob es dieses Jahr dafür reichen könnte, blieb zunächst offen. Versprochen hat ThyssenKrupp das bislang nicht.

Auf Seite 2: STAHLSPARTE STEIGERT OPERATIVEN GEWINN

STAHLSPARTE STEIGERT OPERATIVEN GEWINN

"Wir steigern unser Ergebnis kontinuierlich seit sieben Quartalen aus eigener Kraft", sagte Hiesinger. Im dritten Quartal konnte der Dax-Konzern seinen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) dank besserer Ergebnisse im Stahlgeschäft und Zuwächsen in der Aufzugssparte auf 398 Millionen Euro fast verdreifachen. Die amerikanische Stahlsparte mit dem Werk in Brasilien erzielte einen operativen Gewinn von 16 Millionen Euro. Das Ergebnis der europäischen Stahlsparte stieg vor allem dank der Einsparungen auf 103 Millionen Euro nach 62 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Hiesinger hat in den vergangenen Jahren die Kosten gesenkt, den Abbau tausender Stellen eingeleitet und den Konzern stärker auf das Technologiegeschäft mit Anlagen, Aufzügen, Autoteilen oder U-Booten ausgerichtet. Das Stahlgeschäft macht nun weniger als 30 Prozent des Umsatzes aus. ThyssenKrupp fuhr zudem die Schulden durch Beteiligungsverkäufe zurück. Im laufenden Geschäftsjahr reduzierte der Konzern die Nettofinanzschulden um fast eine Milliarde auf 4,1 Milliarden Euro.

Reuters

Auf Seite 3: Einschätzung der Redaktion

Einschätzung der Redaktion

Die Aktie von ThyssenKrupp reagierte am Donnerstagvormittag mit Gewinnen auf die vorgelegten Zahlen. Das Papier lag mit knapp ein Prozent in der Dax-Spitzengruppe. Kein Wunder, schließlich ist der Konzern nach der größten Krise der Firmengeschichte wieder auf dem Weg zurück in die Gewinnzone. Auch die Prognoseanhebung macht Mut. Aus charttechnischer Sicht lauert im Bereich von 23 Euro ein zäher Widerstand. Fällt er, ist der Weg nach oben frei. Die Aktie bleibt ein Kauf.

Florian Westermann