Die Aktie des Energieversorgers Uniper rauscht ungebremst weiter ab. Am Freitag bricht das Papier zweistellig auf unter 18 Euro ein. Das ist der tiefste Stand seit viereinhalb Jahren. Im Zuge des Ukraine-Kriegs verlor das Papier innerhalb der vergangenen fünf Tagen damit über 35 Prozent an Wert.

Uniper ist auf eine gute Beziehung mit Russland angewiesen. So erzeugt und vertreibt der Konzern Strom in Russland und importiert von dort Erdgas nach Europa. Außerdem ist der Konzern ein wichtiger Investor des Nord-Stream-2-Projekts. Das ist eine Pipeline, die Gas von Russland nach Deutschland transportieren soll. In Folge der zugespitzten Lage in der Ost-Ukraine hat die deutsche Bundesregierung die Zertifizierung der Pipeline jedoch ausgesetzt. Sie wird vorerst nicht in Betrieb genommen. Wie die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" jüngst berichtet hat, habe Uniper 950 Millionen Euro investiert. Dabei sei unklar, was aus dem Geld im Falle einer nicht Inbetriebnahme werde.

Wie die Nachrichtenagentur dpa am Freitag berichtete, kommentierte die Berenberg Bank das Russland-Engagement von Uniper. Das Geldhaus verwies auf Aussagen eines Uniper-Sprechers in der "Rheinischen Post" vom Mittwoch, wonach der Versorger an seinem Geschäft mit Russland festhalte und laufende Verträge erfüllen wolle. "Und das zu einer Zeit, in der sich andere europäische Energiekonzerne und Versorger von jeglichen geschäftlichen Aktivitäten in Russland distanziert haben", kommentierte die Bank.

Zuvor hatte dpa am Donnerstag geschrieben, dass Uniper an seinem Engagement in Russland festhalte. Das gehe aus einer Studie der Investmentbank JPMorgan hervor. Von der gesamten Gaskapazität von 370 Terawattstunden stammten 200 Terawattstunden aus Russland. Die russische Unipro, an der Uniper mit 83,7 Prozent beteiligt sei, werde wohl weiter liefern können, prognostizierte Analyst Javier Garrido.

Einschätzung zu den Aktien von Uniper und RWE


Das Papier von Uniper rauscht immer weiter ab. Einen Rücksetzer gab es schon bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen Ende Februar. Uniper profitierte im vergangenen Jahr durchaus vom guten Ergebnis des Globalen Handels-Segments. Vor allem das internationale Portfolio habe von ungewöhnlichen Wetterbedingungen in Nordamerika und dem Asiengeschäft profitiert, erklärte Uniper. Zudem seien die Außenumsätze im Gasgeschäft in Folge deutlich höherer Preise gestiegen.

Die Dividende soll jedoch nur bei sieben Cent je Aktie liegen. Im Vorjahr hat die Ausschüttung noch 1,37 Euro betragen. Der Vorschlag spiegele einen stärkeren Fokus auf Liquidität und Investitionsfähigkeit wider, so Uniper. Das dürfte den Aktionären nicht gefallen haben.

Zudem werde das Ebit, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, nach Unternehmensangaben im laufenden Jahr nicht sonderlich ansteigen. So soll das Ebit 2022 in einer Spanne von einer bis 1,3 Milliarden Euro liegen. Das Jahr 2022 bleibe mit einem erhöhten Maß an Unsicherheit behaftet. Die hohen Energiepreise dürften Uniper zwar weiterhin in die Karten spielen, aber es besteht ein Ausfallrisiko von Nord Stream 2. Zudem belastet der Ukraine-Krieg den Aktienkurs des Unternehmens stark. Aus diesem Grund sind wir zurückhaltend und empfehlen, die Aktie zu beobachten.

lb/rtr