In ihrem Ausblick rücken die Experten des Werthstein Instituts vor allem die US-Wirtschaft in den Fokus. Für Giles Keating liegt ein Schlüssel für die globale Börsenentwicklung im dortigen Arbeitsmarkt: "Die Arbeitslosenzahl in den USA ist stetig gefallen, doch bislang sind die Löhne noch nicht gestiegen. Ich sehe hier die Gefahr eines plötzlichen, schnellen Anstiegs, wie bei einer Flasche Ketchup. Jeder kennt es, nach langem Schütteln löst sich auf einmal eine große Portion. Der im August mit 2,9 Prozent höchste Anstieg in den Stundenlöhnen seit 2009 könnte ein erstes Warnsignal gewesen sein."

"Von der alarmierend steigenden Verschuldung in den USA über mögliche Handelsstreitigkeiten bis zur kritischen Situation in Italien sehe ich eine Reihe von Risiken", betont Valérie Plagnol. "Die Fed wird 2018 zwei weitere Zinserhöhungen durchziehen, auch in Europa wird den Märkten Liquidität entzogen. Ähnlich wie Giles bin ich für Aktien nicht optimistisch."

Eine andere Meinung vertritt Robert Halver: "Ich möchte die Probleme nicht kleinreden. Aber wo Probleme sind, gibt es auch Heilung. Niemand will einen Einbruch wie 2008, auch die Notenbanken nicht. Und solange die Notenbanken nicht wirklich restriktiv werden, sehe ich keine Alternative zur Aktie und bleibe positiv." Für Michael MacDonald, technischer Analyst bei Continuum Economics in London, ist "beim S&P 500 noch ein wenig Luft in Richtung 3.000 Punkte. Aber dann werden risikoaverse Anleger beginnen, ihre Positionen zu reduzieren. In Deutschland zeigt der DAX im Vergleich zu Bundesanleihen bereits Anzeichen technischer Schwäche. Sollte das Jahrestief von 11.700 Punkten gerissen werden, erwarte ich einen weiteren Rückgang bis auf 11.000 Punkte."

Dreimal deutliche Zurückhaltung und ein standhafter Optimist: Im Ergebnis liegt der Werthstein Index im September bei 3,8 Punkten, ein leichtes Plus im Vergleich zum Vormonat (3,5 Punkte). Der Index drückt die durchschnittliche Einschätzung der Mitglieder des Werthstein Instituts über die Entwicklung der globalen Aktienmärkte für die kommenden drei Monate aus. Mögliche Wertungen liegen zwischen "1" (extrem negativ) und 10 (extrem positiv).

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