Für Francis Wedin sind die Reisebeschränkungen in der Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung. Rund 14 000 Kilometer pendelt der Vorstandschef von Vulcan Energy Resources normalerweise zwischen dem Hauptsitz im westaustralischen Perth und der deutschen Niederlassung in Karlsruhe. Und alles deutet darauf hin, dass der promovierte Geologe sich in Zukunft noch häufiger in Europa aufhalten wird.

So hat die deutsche Niederlassung im April das Pilotprojekt im Oberrheingraben gestartet. Konkret geht es darum, die laut Vulcan Energy größten Lithiumvorkommen in Europa für die Batterieproduktion von Elektrofahrzeugen nutzbar zu machen. Im Erfolgsfall etabliert die Firma ein klimaneutrales Verfahren, um reines Lithium zu gewinnen. Im geothermischen Verfahren wird heißes Thermalwasser aus Tausenden Metern Tiefe an die Oberfläche gepumpt - und erzeugt dabei Wärme und Strom. Das Lithium-Hydroxid kann aus dem Wasser extrahiert werden, welches wieder in die Tiefe zurückfließt.

Problemlöser für Europas Lithiumbedarf

Aktuell liegen die weltgrößten Lithiumminen in Australien. Das Material wird zumeist in China sehr energieaufwendig und unter hohem CO2-Ausstoß weiterverarbeitet. 80 Prozent des globalen Lithiumbedarfs deckt China. Das erzeugt vor allem für Europa, wo noch keine eigenen Lithiumquellen erschlossen werden, eine hohe Abhängigkeit. Ein alternatives Verfahren, die Lithiumgewinnung aus Salzsole in Chile und Bolivien, geht wiederum mit einem enormen Wasserverbrauch einher. Zugleich legen Volkswagen und andere europäische Autobauer immer mehr Wert auf eine klimaneutrale Lieferkette für ihre Elektrofahrzeuge.

Die im April gestartete Studie soll laut Wedin Mitte 2022 zum Abschluss kommen. Im Erfolgsfall will Vulcan anschließend eine größere Demonstrationsanlage entwickeln. Bis 2024 könnten in zwei Anlagen 15 000 Tonnen Lithium im Jahr gewonnen werden. In der zweiten Phase ab 2025 plant die Firma drei weitere Anlagen für ein Volumen von 40 000 Tonnen. Das wäre genug Lithium, um Batteriezellen für eine Million E-Autos zu produzieren.

Seit dem Börsengang im November 2019 in Sydney ist der Aktienkurs um mehr als das 50-Fache gestiegen. Zu den kursierenden Gerüchten, dass die Deutschlandtochter in naher Zukunft ein Zweitlisting in Frankfurt plant, hält sich Wedin auf Anfrage noch bedeckt. Klar ist hingegen, dass Vulcan Energy in den nächsten Jahren eine Menge Kapital benötigt. Auf rund 1,8 Milliarden Euro beziffert Wedin die Anlaufkosten für Studien, Geothermiekraftwerk und Förderanlage.

Schafft das Null-Kohlendioxid-Verfahren den Durchbruch, könnte sich der Aktienkurs vervielfachen. Bei einem Fehlschlag droht dagegen ein Kursdebakel. Ein klassischer Hot Stock.

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