Der Konkurrenzkampf im Netz nimmt zu - auch in Deutschland, auf dem Heimatmarkt von Zalando. Deutsche-Bank-Analyst Charlie Muir-Sands weist in einer Studie von Freitag auf den verschärften Wettbewerb durch Amazon hin. Der US-Online-Händler sei die größte Gefahr für Zalando, schreibt er und stuft das Papier von Halten auf Verkaufen ab.

Die sogenannte "Prime Wandrobe" von Amazon sorgt für Unsicherheit. Der Online-Händler bietet seinen Kunden an, drei bis 15 Kleidungsstücke zuhause anzuprobieren und den Rest innerhalb einer Woche zurückzuschicken. Dabei müssen sie nur die Produkte bezahlen, die sie auch behalten wollen. Es gibt zudem Rabatte, wenn Kunden mehrere Teile behalten.

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Einschätzung der Redaktion



Am Freitag hatte die Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank vorbörslich die Zalando-Aktie belastet. Im Tagesverlauf drehte das Papier. Der Kurs stieg um knapp 1,3 Prozent auf 40,15 Euro.

Zalando wirbt damit, dass Kunden die Produkte kostenlos zurücksenden können. Mit der "Prime Wandrobe" greift Amazon genau dort an. In den USA läuft das Programm bereits testweise. Ob es wirklich nach Deutschland kommt, ist bislang unklar.

Das kostenlose Zurücksenden ist sehr teuer. In einer Umfrage gab die Mehrheit der befragten Onlinehändler an, dass ein zurückgeschickter Artikel selbst bis zu fünf Euro kostet. Am teuersten sei, die Qualität der Artikel zu überprüfen. Nach eigenen Angaben geht bei Zalando die Hälfte der Ware wieder zurück. Um die Rücksendequote zu senken, arbeitet der MDax-Konzern daran, Konfektionsgrößen besser anzugeben - damit Kunden weniger Teile bestellen, die nicht passen.

Am Donnerstag kündigte der Sportartikelhersteller Nike an, einige Produkte über Amazon direkt zu vertreiben, nicht mehr wie bislang über Dritthändler. Zalando hatte aber zuvor bekannt gegeben, mehr Nike-Artikel in sein Sortiment aufnehmen zu wollen.

Der Modehändler will sein Sortiment ausweiten. Zalando will in Zukunft auch Haushaltsartikel, Kosmetik oder Deko verkaufen - und damit in Geschäftsbereiche von Amazon vordringen.

Zalando überzeugt trotz der gestiegenen Konkurrenz durch das Geschäftsmodell, denn immer mehr - vor allem jüngere - Kunden kaufen online. Im ersten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 23 Prozent auf 980 Millionen Euro. Der Grund: Zalando hatte elf Prozent mehr Kunden (20,4 Millionen), die zudem durchschnittlich 12,4 Prozent mehr Ware bestellten. Damit ist der Mode-Händler auf einem gutem Weg, 2017 den Umsatz um 22,8 Prozent zu steigern.

Die Zalando-Aktie stand zuletzt unter Druck. Vom Rekordhoch bei 45,48 Euro am 20. Juni fiel der Kurs um bis zu 15 Prozent. Charttechnisch testet das Papier derzeit die Unterstützung bei 40 Euro. Wenn diese Schwelle fällt, wäre ein weiterer Rückgang bis auf 35 Euro möglich. Mit dem Kursrücksetzer am Freitag auf bis zu 38,81 Euro rückt nun auch die wichtige 200-Tage-Linie bei 38,10 Euro in den Fokus. Wird diese Schwelle gerissen, sind weitere Rückschläge bis zu 35/36 Euro möglich. Vorsichtige Anleger warten zunächst ab, ob die Unterstützung bei 40 Euro hält.

Empfehlung: Beobachten.
Kursziel: 45,00 Euro
Stoppkurs: 37,80 Euro