Die Gewinnmitnahmen bei der SAP-Aktie nach der Zahlenvorlage sollten Anleger nicht überbewerten. Die Ergebnisse zeigen, dass Vorstandschef Christian Klein mit der Restrukturierung des größten europäischen Softwareanbieters auf dem richtigen Weg ist. Zudem kommt den Walldorfern und der gesamten Branche zugute, dass viele Unternehmen den kräftigen Konjunkturaufschwung nutzen, um verstärkt zu investieren. Daher sollte das Umfeld für den Sektor gut bleiben, weshalb die Papiere unserer Favoriten den Höhenflug fortsetzen sollten.

Der SAP-Konzern, der sich auf Software zur Abwicklung von Geschäftsprozessen von Unternehmen spezialisiert hat, musste zwar im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang um ein Prozent auf 6,7 Milliarden Euro verbuchen, allerdings waren die Cloud-Erlöse um elf Prozent auf 2,3 Milliarden Euro gestiegen. Währungsbereinigt lag das Plus sogar bei 17 Prozent. Die Cloud-Umsätze lagen minimal unter den Schätzungen der Analysten. Trotzdem hat sich das Wachstum beschleunigt, nachdem es im ersten Jahresviertel bei sieben Prozent (währungsbereinigt 13 Prozent) gelegen hatte. "Unser Cloud-Portfolio stößt auf große Resonanz", so Klein. "Unsere Strategie funktioniert." Gleichzeitig ist der Auftragsbestand im Cloud-Bereich, der in den nächsten vier Quartalen als Umsatz verbucht werden soll, um 17 Prozent auf stattliche 7,8 Milliarden Euro geklettert. Die Walldorfer wollen damit kräftig am Wachstum des Cloud-Markts partizipieren, der laut der Analysefirma Gartner im laufenden Jahr um 23,1 Prozent auf 332,3 Milliarden Dollar expandieren soll.

Hingegen brachen die Lizenzerlöse im zweiten Quartal auf 650 Millionen Euro ein. Aufgrund des beschleunigten Umstiegs in die Cloud sank zudem die operative Marge gemessen am bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) leicht auf 28,8 Prozent. Das lag jedoch deutlich über den Schätzungen der Analysten. Klein gab sich daher zuversichtlich und erhöhte die Prognose für die Cloud-Erlöse für das Gesamtjahr leicht auf 9,3 bis 9,5 Milliarden Euro - das entspricht einem währungsbereinigten Anstieg um 15 bis 18 Prozent. Damit ist das untere Ende der Spanne um 100 Millionen Euro nach oben angepasst worden. Der Vorstandschef erwartet eine Wachstumsbeschleunigung für das zweite Halbjahr gerade in den USA. Zudem schraubte der Firmenlenker den Jahresausblick für den operativen Gewinn etwas nach oben auf 7,95 bis 8,25 Milliarden Euro, gegenüber 8,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Für 2022 sagt der Konsens der Analysten allerdings einen deutlichen Anstieg auf 8,4 Milliarden Euro vorher. Darauf sollten sich die Investoren in den nächsten Monaten zusehends fokussieren. Die Aktie des DAX-Schwergewichts sollte die Klettertour der vergangenen Monate fortsetzen. Damit dürfte die Gewinnwarnung vom Oktober 2020 zusehends in den Hintergrund treten. Wir ziehen den Stoppkurs nach.

Mittelfristziele bekräftigt

Unterdessen waren Investoren zufrieden mit den Zahlen der Software AG. Das Darmstädter Unternehmen vertreibt Software, mit der Unternehmen ihre Geschäftsprozesse analysieren und verwalten können. Die Hessen steigerten im zweiten Quartal den Umsatz um 6,6 Prozent auf 218,2 Millionen Dollar, währungsbereinigt lag das Plus bei zehn Prozent. Die Umstellung auf Abo-Verträge beginnt sich auszuzahlen. "Wir freuen uns sehr, dass der hohe Auftragsbestand, über den wir schon seit vielen Quartalen berichten, sich jetzt auch im Umsatz widerspiegelt", sagte Finanzchef Matthias Heiden.

Das kräftige Umsatzplus ließ den bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) auf 61 Millionen Euro nach oben schießen, womit die Marge 27,8 Prozent erreichte. Zudem legte der Auftragseingang um 15 Prozent auf 126,6 Millionen Euro zu, wobei der Konzern mit 72 neuen Kunden mehr als je zuvor gewonnen hat. Die kleine, aber margenstarke Sparte für Datenbanksoftware (A & N) profitierte dabei von dem Sondereffekt, dass sich etliche Orders aus dem ersten Quartal in das zweite verschoben hatten. Vorstandschef Sanjay Brahmawar bekräftigte die Prognose für das Gesamtjahr. Die bereinigte operative Marge soll zwar deutlich zurückgehen auf 16 bis 18 Prozent, gegenüber 21,2 Prozent für 2020. Allerdings werde der Konzernumsatz im Jahr 2023 auf eine Milliarde Euro zulegen, während die Marge auf 25 bis 30 Prozent klettern werde. Das wäre ein kräftiges Erlösplus gegenüber der 2021er-Konsensschätzung der Analysten von rund 820 Millionen Euro. Aussichtsreich ist auch die Salesforce-Aktie. Das US-Unternehmen bietet Cloud-Computing-Lösungen für Unternehmen an und hat sich vor allem auf Kundenbeziehungsmanagement (CRM) spezialisiert. Laut der US-Researchfirma IDC ist Salesforce seit acht Jahren in Folge die weltweite Nummer 1 in dem Bereich. Der Konzern hat im per April beendeten ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 den Umsatz um 23 Prozent auf 5,96 Milliarden Dollar gesteigert. Dabei schoss die bereinigte operative Marge auf 20,2 Prozent nach oben. Zudem erreichte der Cashflow aus der operativen Tätigkeit satte 3,2 Milliarden Dollar. "Das war das beste Quartal der Unternehmensgeschichte", sagte Vorstandschef Marc Benioff.

Er erhöhte die Umsatzprognose für das laufende Fiskaljahr um 250 Millionen auf 25,9 bis 26,0 Milliarden Dollar. Das bedeutet einen Zuwachs um rund 22 Prozent. Rund 500 Millionen Dollar davon soll die Übernahme von Slack Technologies für 27,7 Milliarden Dollar beitragen, der Deal ist am 21. Juli abgeschlossen worden. Zudem schraubte der Firmenlenker den Ausblick für die bereinigte operative Marge auf 18 Prozent nach oben. "Wir sind auf dem Weg, im Fiskaljahr 2026 Erlöse von 50 Milliarden Dollar zu erzielen", so der Vorstandschef. Zuversichtlich stimmt ihn der Auftragsbestand von 35,0 Milliarden Dollar, wovon 17,8 Milliarden Dollar innerhalb der nächsten vier Quartale als Umsatz verbucht werden sollen. Letzteres entspricht einem Plus von 23 Prozent. Zum florierenden Geschäft trägt auch bei, dass die Akquisitionen der vergangenen Jahre erfolgreich integriert wurden. So beinhalteten im vergangenen Quartal acht der zehn größten Deals Software der 2019 gekauften Tochter Tableau, eines Datenanalysespezialisten.

Cloud-Investitionen verdoppeln

Oracle erfreut sich ebenfalls guter Geschäfte. Der Konzern, der vor allem für sein Datenbanksystem Oracle Database bekannt ist, hat im per Mai beendeten vierten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 den Umsatz um 7,5 Prozent auf 11,2 Milliarden Dollar gesteigert. Das war das vierte Quartal in Folge mit einem Umsatzplus und zeigt, dass sich die Investitionen der vergangenen Jahre auszahlen. Zudem erreichte die bereinigte operative Marge 49 Prozent, während der operative Cashflow um 34 Prozent auf satte 4,8 Milliarden Dollar nach oben geschossen ist.

Vorstandschefin Safra Catz will das Cloud-Geschäft deutlich ausbauen und den Rückstand gegenüber dem Branchenprimus Amazon verringern. Sie prognostizierte, dass sich das Umsatzwachstum im laufenden Fiskaljahr etwas beschleunigen werde gegenüber dem Vorjahr (3,6 Prozent), weil das schnell wachsende Cloud-Geschäft einen größeren Teil der Konzernerlöse ausmachen werde. Das will Catz nutzen, um verstärkt zu investieren und so das Wachstum weiter anzukurbeln. "Wir wollen unsere Investitionen im Cloud-Bereich im Fiskaljahr 2022 ungefähr verdoppeln auf knapp vier Milliarden Dollar", sagte die Vorstandschefin. Das drückt zwar kurzfristig auf die Profitabilität, sollte sich mittelfristig aber auszahlen.

Der Branchenriese verfügt über einen Auftragsbestand von 41,3 Milliarden Dollar. Fast 60 Prozent davon sollen in den kommenden vier Quartalen als Umsatz verbucht werden. Für zusätzlichen Rückenwind bei dem Papier sorgen Aktienrückkäufe. Dafür hat Oracle im vergangenen Geschäftsquartal acht Milliarden Dollar ausgegeben.

 


Auf einen Blick

Software

Die Pandemie hat in vielen Firmen die Digitalisierung und damit die Nachfrage nach Software angeheizt. Gleichzeitig haben die Anbieter ihr Geschäft in Richtung Cloud umgebaut, um mehr wiederkehrende Umsätze zu haben.