von Axel Retz

Was die Sanktionsspirale gegen Russland Europas Wirtschaft bis jetzt gekostet hat und noch kosten wird, darüber ist wenig zu erfahren. 2014 gingen die deutschen Exporte nach Russland laut Destatis gegenüber dem Vorjahr um 18,7 Prozent zurück, in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres fielen sie gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 um 30,9 Prozent. Und die Kosten, die die zur Völkerwanderung angeschwollenen Flüchtlingsströme mit sich bringen, lassen sich heute noch gar nicht abschätzen.

Wer glaubt, dass derartige Geschehnisse "schicksalhaft" und alternativlos seien, der übersieht vielleicht, dass vieles von dem, was sich um uns herum ereignet, akribisch geplant wurde und umgesetzt wird. Die USA haben nun angekündigt, schon "sehr bald" F-22-Raptor-Kampfjets nach Europa zu verlegen, als Zeichen gegen die zunehmende russische Aggression.

Ja, klar doch. Die Russen haben mit ihren Militärbasen Europa regelrecht eingekesselt und fahren rund um den Kontinent immer mehr an schwerem Kriegsgerät auf. Oder war es irgendwie anders? Ja, es war anders. George Friedman, Chef der US-Denkfabrik Stratfor, redet und schreibt sich ja auch völlig unbedarft von der Seele, dass die Vorgänge rund um den Maidan ein von den USA inszenierter Putsch gewesen ist, den er sogar als den offensichtlichsten der Geschichte bezeichnet. Und in seinem Bestseller "The Next Decade" tut er auch kund, dass man die Krise mit Russland behutsam eskalieren müsse, um Deutschland und Frankreich nicht misstrauisch werden zu lassen. "Einlullen", so schreibt er, muss man die Europäer.

Nicht minder freimütig wie Friedman kommt auch Thomas P. M. Barnett zur Sache. In seinen Büchern "The Pentagon’s New Map" und "Blueprint for Action", die in den USA ebenfalls zu Bestellern wurden, erklärt der Militärstratege, der früher für Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld im Pentagon tätig war, wie die Vormachstellung der USA gefestigt und die Neue Weltordnung umgesetzt werden soll. In Blueprint for Action schreibt er: "Das Endziel ist die Gleichschaltung aller Länder […] durch die Vermischung der Rassen, mit dem Ziel einer hellbraunen Rasse in Europa, dazu sollen in Europa jährlich 1,5 Millionen Einwanderer aus der dritten Welt aufgenommen werden. Das Ergebnis ist eine Bevölkerung mit einem durchschnittlichen IQ von 90, zu dumm zum Begreifen, aber intelligent genug um zu arbeiten." Für alle, die sich der neuen Weltordnung widersetzen, hat Herr Barnett auch gleich eine pragmatische Lösung zu Papier gebracht, nachzulesen auf Seite 282 des Buches: "And when they threaten violence against gobal order, I say: Kill them."

Militärisch betrachtet, schwelt vor Europas Haustür eine Lunte, und mit der Flüchtlingsproblematik wird auf dem Rücken der Ärmsten der Armen die Destabilisierung Europas betrieben und die Solidaritätsbereitschaft der EU-Mitglieder einem vermutlich nicht erfolgreich ausgehenden Test unterzogen. Dass sich beides irgendwie in 2006 und 2011 verfassten Bestsellern amerikanischer Vordenker wieder findet, kann man für einen eigenartigen Zufall halten.

Die in geradezu sprachlos machender Offenheit geschriebenen Bücher Friedmans und Barnetts sollte auch das" politische Berlin" gelesen haben, selbst wenn die Lektüre zu unangenehmen Erkenntnissen führt. Solche Bücher nicht gelesen und nicht darauf reagiert zu haben, führt nämlich zu noch viel unangenehmeren Konsequenzen, die drauf und dran sind, weit über einen "nur" wirtschaftlichen Schaden hinaus zu gehen.

Auf Seite 2: Schwarzer Montag





Schwarzer Montag



In meinem Beitrag hier vom 5. August schrieb ich: "Für die Wall Street stehen die Zeichen auf Sturm, meine ich. Gestartet werden kann der Abwärtsspaß jetzt jeden Tag. Der 24. August verdient aber in jedem Falle Ihre besondere Aufmerksamkeit." Und wenn Sie in den Kalender geschaut haben, dann wissen Sie nun, dass ich vom vergangenen Montag gesprochen habe. Der australische "Syndey Morning Herald" titelte "Bloody Monday" und selbst die der kommunistischen Partei Chinas nahestehende "People’s Daily" sprach von einem schwarzen Montag. Mittlerweile passierte das, was in solchen Fällen immer zu passieren pflegt: Diejenigen, die bis dahin die Mär der niemals enden werdenden Hausse in die Ohren geblasen haben, haben es auf einmal alle kommen sehen. Und sie erklären uns, dass China für die Weltwirtschaft gar nicht so wichtig sei und die Abwärtsbewegung ja auch überfällig und letztlich gesund sei. Nun ja, geschenkt.



Quelle: www.secretz-online.de

Ein Absturz des Shanghai Composite um 43 Prozent seit Mitte Juni ist aber keineswegs so etwas wie eine "gesunde Korrektur", so etwas nennt man einen Crash. Und wenn die chinesische Wirtschaft für die Weltwirtschaft doch gar so bedeutungslos ist, wie sieht es dann mit Russland aus? Oder mit Brasilien? Zusammen mit Indien bildeten diese Länder die sgn. BRIC-Staaten, die früher als der Motor der Weltwirtschaft galten. Mit einem Minus von 72 Prozent seit dem Allzeithoch hat sich der russische RTX bei den Bullen abgemeldet, im brasilianischen Bovespa sind es 28 Prozent. Einzig der indische BSE Sensex hält sich bis jetzt noch relativ tapfer.



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All die, die entweder aus Überzeugung oder aber in loyaler Erfüllung des Auftrags ihrer Arbeitgeber nun die Beschwichtigungstrommel rühren, sollten sich auch diesen Chart einmal ansehen. Da hilft nun einmal kein Drucksen und Genieren: Die vom Märztief 2009 ausgehende Aufwärtstrendgerade des S&P 500 wurde (ich berichtete) zuerst in aller Stille seitwärts unterboten, nun folgte der erste Abwärtsschub. Der erste, denn weitere werden folgen. Und eines dürfte auch klar sein:

Ich habe immer wieder betont, dass ich tausendmal eher an ein weiteres Quantitative Easing Paket der Federal Reserve glaube als ein die angekündigte Zinswende. Zur Gesichtswahrung könnte man ja auch beides gleichzeitig machen: Hier minimal an der Zinsschraube drehen und dort ein gewaltiges neues Kaufprogramm für Anleihen auflegen. Die EZB zumindest hat ja gestern bereits angekündigt, ihre Anleihekäufe ggf. weiter erhöhen zu wollen. Wo sie damit bis jetzt Erfolg gehabt hätte, weiß ich nicht. Aber die Notenbanken haben nichts mehr als ihre virtuellen Gelddruckmaschinen. Und die werden sie nutzen, bis uns der ganze Schwindel um die Ohren fliegt. Momentan läuft eine Aufwärtskorrektur. Ihr Ende auf den Tag genau zu bestimmen, traue ich mir nicht zu. Aber verpassen werde ich es ganz bestimmt nicht!

Auf Seite 3: Rogers Commodity-Index: Ein Fanal





Rogers Commodity-Index: Ein Fanal



Wie Sie wissen, habe ich das, was Sie in den nachfolgenden beiden Charts sehen, schon sehr lange kommen sehen: Der Rogers Commodity-Index sollte sein Tief von Anfang 2009 unterschreiten und der Ölpreis seinen zur Jahreswende 1998/1999 gestarteten Haussetrend nach unten durchbrechen würde. Sehen wir uns die beiden Charts einmal an:



Quelle: www.secretz-online.de

Vor dem "Bloody Monday" hatte der Rogers Commodity-Index sein Tief aus dem Frühjahr 2009 noch verteidigen können, an diesem berühmten 24. August aber durchbrach er es nach unten. Die auch jetzt immer wieder bemühte Idee, dass fallende Rohstoffpreise als Konjunkturmotor wirken, ist naiv. Rohstoffpreise sind (abgesehen von Sondereinflüssen wie Kriegen etc.) ein ganz hervorragender Frühindikator für die Weltwirtschaft. Einfach weil die Einkäufer der Unternehmen weniger nachfragen, wenn sich in ihren Auftragsbüchern Ebbe einstellt. Und dass wir nun beim Rogers Commodity-Index jetzt sogar das Tief von 2009 unterschritten haben, als sich die Weltwirtschaft am angeblichen Tief der Finanzkrise befand, passt wie die Faust aufs Auge zum zeitgleich aufgetretenen Crash in China und dem Trendbruch an der Wall Street.



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Auch hier wird es wieder richtig lustig. Denn auch bei Rohöl treten nun wieder genau dieselben Figuren vor laufende Kameras, die uns vor gar nicht einmal langer Zeit "nie mehr fallende" Ölpreise prognostiziert haben. Heute verkünden sie, dass Rohöl auf 25 US$/barrel fallen könne. Wie schön. Wenn Sie regelmäßig meine Kolumnen hier oder meinen kostenlosen wöchentlichen pp-Newsletter (https://www.private-profits.de/newsletter.html) lesen, dann wissen Sie, dass ich den Absturz des Ölpreises schon sehr lange auf dem Tableau habe. 25 US$/barrel in der Sorte Brent sehe ich momentan zwar noch nicht, wohl aber irgendwas zwischen 30 und 35 US$/barrel. Kommt es - und davon gehe ich aus - allerdings zur "Finanzkrise reloaded", wird es damit noch lange nicht getan sein.

Lassen Sie sich die Bullen austoben. Aber sehen Sie sich bitte auch die Umsätze ein. Wenn die wie jetzt bei fallenden Kursen deutlich höher liegen als bei steigenden, dann sollten Sie sich einer der wenigen zutreffenden Börsenregel erinnern: "Volume goes with the trend"!

Viel Erfolg uns beste Grüße

Axel Retz

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Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .