L ängst sind es nicht mehr nur Vegetarier oder vegan lebende Menschen, die auf tierische Produkte verzichten. Wachstumstreiber auf dem Markt für Lebensmittel auf pflanzlicher Basis sind die "Flexitarier". Aus unterschiedlichen Gründen wie Gesundheit, Klima oder Tierwohl verzichten sie immer öfter auf Fleisch und Milchprodukte und konsumieren stattdessen pflanzenbasierte Alternativen.

Die Lebensmittelkonzerne haben sich darauf eingestellt, die Auswahl an veganen und vegetarischen Produkten wächst rasant. Alternativen zur Kuhmilch zählen inzwischen zum Standardangebot in den Supermärkten. Jeder zehnte Liter Milch wird hierzulande bereits aus Soja, Hafer, Mandeln, Cashew oder Erbsen gewonnen. Nur der Basisstoff wechselte in der Vergangenheit in der Beliebtheitsskala. Denn nicht alle Drinks sind auch gut fürs Klima. Soja, Reis oder Mandeln gelten je nach Anbauregion als problematisch. Hier punktet der heimische Hafer.

Als der schwedische Konzern Oatly 2016 seine "Barista Edition", einen Haferdrink, der wie Kuhmilch aufgeschäumt werden kann, in die hippen Cafés von London und New York brachte, explodierte die Nachfrage. Hafermilch ist heute die stärkste Kategorie im Milchalternativmarkt, und Oatly stieg zum weltweit größten Hersteller auf.

Wachstumsfantasie heizt den Kurs an

Die Schweden konnten im vergangenen Jahr ihren Umsatz auf rund eine halbe Milliarde US-Dollar verdoppeln. Besonders dynamisch aufwärts ging es zuletzt in den USA und Deutschland. Doch unter dem Strich schreibt Oatly rote Zahlen. 2020 fiel ein Nettoverlust von 60,4 Millionen Dollar an, nach 35,6 Millionen Dollar im Vorjahr. Auch in den kommenden Jahren hat Wachstum Vorrang vor Profitabilität.

Die Anleger haben damit kein Problem. Der Börsengang war fulminant. Die Aktie legte vom Einstiegskurs von 17 Dollar auf 27 Dollar zu. Der Hafermilchkonzern wird mit 17 Milliarden Dollar bewertet. Das schaffen sonst nur Technologiewerte.

Mit den Erlösen wird das Wachstum finanziert. Die Werke sind längst an den Kapazitätsgrenzen. Die Produktion muss erweitert werden, bis 2023 sind neun neue Fabriken geplant. Auch soll die Expansion in den USA vorangetrieben werden. Die Kooperation mit Starbucks zeigt, wie gut es laufen kann. Daneben erweitert Oatly das Sortiment. In einigen Ländern sind bereits Haferjoghurts, Hafersahne, vegane Ersatzprodukte für Frischkäse und sogar ein veganes Speiseeis zu haben.

Doch auch die Konkurrenz ist auf den Geschmack gekommen. Unilever, Danone und Nestlé drängen in den Wachstumsmarkt vegetarischer und veganer Lebensmittel. Das könnte die Margen belasten. Die Erwartungen an die Schweden sind hoch. Anleger sollten sich auf volatile Zeiten einstellen und Rückschläge zum Einstieg nutzen.

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