Auch für 2022 und 2023 erwarten die vom Institut befragten Analysten unter dem Strich Milliardenüberschüsse für den DAX-Konzern. Ein Wermutstropfen bei den am Donnerstag erwarteten Zahlen dürfte allerdings sein, dass den Experten zufolge nach einer Serie von fünf Quartalen mit Nettogewinnen im Schlussquartal 2021 mit einem Verlust zu rechnen ist.

Doch für Experten ist dies nur ein leichter Dämpfer und kein Anzeichen für größere Probleme. "Der Restrukturierungsplan greift, gleichzeitig sind die Erträge gestiegen, so dass man jetzt eine sehr gute Ausgangsposition hat", meint etwa Deka-Portfoliomanager Andreas Thomae. "Das Plateau, was sie sich erarbeitet haben, ist schon recht nachhaltig." Dafür dürfte auch sprechen, dass die Corona-Krise das Frankfurter Geldhaus wohl weniger belastet hat als noch 2020 erwartet worden war. So gehen die Analysten für das Gesamtjahr 2021 von einer deutlich gesunkenen Risikovorsorge im Kreditgeschäft aus.

Für das Gesamtjahr 2021 erwarten die Experten im Schnitt, dass sich das Vorsteuerergebnis trotz eines zuletzt nicht mehr ganz so glänzenden Investmentbanking-Geschäfts im Vergleich zum Vorjahr auf 3,46 Milliarden Euro mehr als verdreifacht hat. Unter dem Strich - also nach Abzug von Zinszahlungen für Nachranganleihen - werden 1,64 Milliarden Euro Gewinn erwartet nach nur 113 Millionen Euro im Jahr 2020. Damals hatte der deutsche Branchenprimus inmitten der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten den ersten Gewinn seit 2014 erwirtschaftet. Für das Schlussquartal 2021 wird allerdings mit einem Nettoverlust von rund 130 Millionen Euro gerechnet, nach einem Gewinn von 51 Millionen Euro vor Jahresfrist.

Deutsche Bank-Chef Sewing hatte im Finanzkonzern einen umfassenden Umbau eingeleitet. Im Zuge dieses Prozesses wurden ganze Abteilungen geschlossen, riskante Teile des Investmentbankings abgestoßen und harte Sparschritte eingeleitet. So sollen im Rahmen der Neuaufstellung rund 18.000 Arbeitsplätze weltweit wegfallen.

Zuletzt hatte Finanzchef James von Moltke in Aussicht gestellt, dass für 2022 im Investmentbanking mit einer Normalisierung und somit mit etwas geringeren Erträgen zu rechnen sei. Dennoch würden höhere Erträge als ursprünglich geplant erwartet. Das Geschäftsfeld war im vergangenen Jahr eines der Zugpferde der Bank und profitierte unter anderem im Emissions- und Beratungsgeschäft vom weltweiten Fusionsfieber. Der Übernahmeboom sorgte bereits bei den großen US-Rivalen für glänzende Jahresergebnisse in diesem Segment. Von Moltke geht zudem davon aus, dass die Unternehmensbank und die Privatbank künftig eine größere Rolle als Wachstumstreiber übernehmen werden.

KOSTEN IM BLICKPUNKT DES ZAHLENWERKS


Aus Sicht der Schweizer Großbank UBS dürften Investoren bei der Präsentation des Zahlenwerks am Donnerstag insbesondere auf die Kostenentwicklung achten. "Es wird aus unserer Sicht wichtig sein zu verstehen, welche Kosten einmalig, wiederkehrend, welche vorgezogen sind," meint UBS-Analyst Daniele Brupbacher. Er weist darauf hin, dass die Bank in Aussicht gestellt habe, 2021 bei den Umbaukosten und anderen Kosten klar Schiff zu machen. Damit dürfte 2022 eine Nagelprobe für die Bank werden. Denn Sewing peilt für das Institut in diesem Jahr eine Nachsteuerrendite von acht Prozent und eine Aufwand-Ertragsrelation von 70 Prozent an. Das heißt, dass für jeden Euro Ertrag 70 Cent aufgewendet werden müssen. Zum Vergleich: Ende September lag diese Kennziffer noch bei 82 Prozent.

Deka-Portfolioanalyst Thomae blickt bereits weiter in die Zukunft. "Jetzt muss die Deutsche Bank einen neuen Geschäftsplan vorlegen, denn man will wissen, wie es nach 2022 weitergeht," sagt Thomae. "Eine Frage ist etwa, ob sie die Nachsteuerrendite von acht Prozent nicht nur erreichen, sondern auch halten können." Es wird erwartet, dass die Bank im März nach einer Strategieüberprüfung mitteilen wird, was sie für die Zeit nach 2022 plant.

rtr