"Wir sind mit unseren Löhnen nicht wettbewerbsfähig", sagte Post-Chef Frank Appel bei der Hauptversammlung in Frankfurt am Mittwoch. "Deshalb müssen wir neue Wege gehen." Der Konzern hat neue Gesellschaften eingerichtet, in denen Zusteller niedrigere Löhne erhalten als Beschäftigte im Konzern. Verdi läuft dagegen Sturm. Seit Wochen ruft die Gewerkschaft zu immer neuen Streiks auf, auch am Rande der weiträumig gesicherten Hauptversammlung protestierte die Gewerkschaft. Der Post sind einem Sprecher zufolge bislang durch die Arbeitsniederlegungen Kosten von weniger als fünf Millionen Euro entstanden.

Die Tarifstruktur des ehemaligen Staatsmonopolisten gehe "noch auf Behördenzeiten zurück", sagte Appel. Dies ändere die Post mit den neuen Gesellschaften, mit denen der Konzern aber "ganz sicher keine Billigjobs" schaffe. Er sei optimistisch, dass in den "anspruchsvollen Tarifgesprächen" mit Verdi am Ende doch noch eine tragfähige Lösung gefunden werden könne. Die Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis hörte Appels Worte - sie ist stellvertretende Aufsichtsratschefin der Post und saß in dieser Funktion hinter dem Post-Chef auf der Bühne.

Das Klima zwischen Post und Verdi ist bereits seit Monaten vergiftet. Auslöser war die Ankündigung der Post, Tausende neue unbefristete Stellen zu schaffen, allerdings in 49 neuen Gesellschaften, für die niedrigere Löhne als im Konzern gelten. Verdi sieht dies als Bruch geltender Verträge. Die Gewerkschaft will nun für die 140.000 Tarifbeschäftigten des Konzerns 5,5 Prozent mehr Lohn sowie eine Verkürzung der Wochen-Arbeitszeit auf 36 von 38,5 Stunden bei vollem Lohnausgleich durchsetzen. Die Gewerkschaft setzte am Morgen ihre Warnstreiks unter anderem in Nordrhein-Westfalen und Ostdeutschland fort.

Appel bekräftigte zudem die Gewinnprognosen des Konzerns für 2015 und 2016. Im laufenden Jahr soll danach der operative Gewinn (Ebit) bei 3,05 bis 3,2 Milliarden Euro liegen, 2016 soll er dann deutlich auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro steigen. Dies werde aber nicht einfach, der Wettbewerb sei hart und die Weltwirtschaft wachse nur langsam. Er räumte zudem erneut Probleme im weltweiten Frachtgeschäft ein, die die Ergebnisse des Konzerns in den vergangenen Quartalen belastet hatten. Der Post-Chef kümmert sich nun persönlich um das kriselnde Frachtgeschäft, nach dem Abgang von Spartenchef Roger Crook im April fungiert er dort als Interims-Chef. Die Sparte macht rund ein Viertel des Konzernumsatzes aus. Die Post will vor allem in die Datenverarbeitung des Frachtgeschäfts investieren, die großteils mit Papierdokumenten arbeitet. Doch der Umbau läuft nicht rund. Er sei zu schnell und zu anspruchsvoll geplant worden, räumte Appel ein. Nun müsse das Geschäft der Sparte "stabilisiert" werden.

Reuters