Den Hochrechnungen zufolge kommt sie gemeinsam mit der Partnerpartei Modem auf bis zu 365 Sitze. Damit fällt der Sieg des pro-europäischen Sozialliberalen zwar klar, aber nicht so deutlich aus wie vorhergesagt. In Umfragen waren für seine Bewegung bis zu 470 Mandate vorhergesagt worden. Ein Grund dürfte die geringe Wahlbeteiligung gewesen sein, die auf ein Rekordtief von 42 Prozent fiel und damit noch niedriger war als in der ersten Runde eine Woche zuvor.

Bundeskanzlerin Angela Merkel gratulierte Macron zu dem Wahlsieg. Über ihren Regierungssprecher Steffen Seibert ließ sie per Twitter zudem die Hoffnung auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit ausdrücken. Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) erklärte, Frankreich habe jetzt einen starken Präsidenten mit starker Mehrheit im Parlament. Das sei gut für Europa und für Deutschland. Ähnlich äußerte sich SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz.

SOZIALISTEN-CHEF TRITT ZURÜCK - LE PEN ERSTMALS IM PARLAMENT



Frankreichs Ministerpräsident Edouard Philippe bezeichnete das Wahlergebnis als eine Chance für sein Land. "Vor einem Jahr habe niemand gedacht, dass es zu einer solchen politischen Erneuerung kommt", sagte er. Die etablierten Parteien kassierten erneut eine herbe Schlappe. Die Republikaner und ihre Verbündeten kamen den Hochrechnungen zufolge auf lediglich 125 bis 131 Sitze, die Sozialisten auf 41 bis 49 Sitze. Sozialisten-Chef Jean-Christophe Cambadelis trat noch am Abend zurück. Der Kollaps seiner Partei sei nun perfekt. Sie müsse nun von der Spitze an erneuert werden. Republikaner und Sozialisten hatten die Politik in Frankreich über Jahrzehnte dominiert, waren aber schon bei der Präsidentschaftswahl von den Wählern abgestraft worden.

Der rechtsextreme Front National (FN) kommt auf mindestens acht Sitze. Mit weniger als zehn Mandaten kann er aber keine Fraktion bilden. FN-Chefin Marine Le Pen wurde allerdings erstmals in die französische Nationalversammlung gewählt. Sie habe ihren Wahlkreis in Nordfrankreich gewonnen, sagte sie und feierte das Ergebnis al einen Erfolg. Ihre Anhänger dürften jedoch enttäuscht sein. Hatten sie doch mehr Mandate erhofft, nachdem es Le Pen noch Anfang Mai in die Stichwahl um das Präsidentenamt geschafft hatte.

"KEIN BLANKOSCHECK"



Der 39-jährige Macron hatte die Stichwahl gegen Le Pen dann klar gewonnen. Auch in der ersten Runde der Parlamentswahl vor einer Woche hatte Macrons Lager einen deutlichen Sieg errungen. Er hatte bereits angekündigt, umgehend Reformen anzupacken. Er will das Land politisch erneuern und die Wirtschaft anschieben. Dabei strebt er einen radikalen Umbau des Arbeits- und Sozialwesens an, der insbesondere bei den Gewerkschaften umstritten ist. Die geringe Wahlbeteiligung dürfte ihm nun eine Mahnung sein, behutsam dabei vorzugehen. Regierungssprecher Christophe Castaner sagte, es sehe aus, dass die Wähler Macron keinen Blankoscheck geben wollten.