Mit dem Spiel Pokémon Go löste Nintendo Mitte des vergangenen Jahres einen wahren Hype aus - bei Fans wie an der Börse. Doch rund ein halbes Jahr nach dem Überraschungserfolg lässt die Begeisterung zumindest auf dem Parkett merklich nach. Mit seinen Zahlen für die Monate Oktober bis Dezember servierten die Japanern ihren Aktionären mit einem operativen Gewinn von 265 Millionen Euro zwar wieder schwarzen Zahlen, doch die Anleger mussten auch eine kräftige Gewinnwarnung verdauen. Nintendo erwartet, dass der operative Gewinn des im März endenden Geschäftsjahres mit 164 Millionen Euro rund ein Drittel kleiner ausfällt als angenommen.

Schuld an der zusammengestrichen Prognose sind allerdings nicht die Smartphone-Versionen von Spielen wie Pokémon oder Super Mario. Die mobile Umsetzung des Klassikers Pokémon etwa begeistert damit die namensgebenden Fantasie-Monster in der echten Welt suchen und fangen zu können, um sie später im digitalen Spieleuniversum gegeneinander kämpfen zu lassen. Die Kombination aus echter und digitaler Welt bescherte dem Spiel weltweit ein Millionenpublikum und ließ die Nintendo-Aktie fast über Nacht um mehr als 100 Prozent nach oben schießen.

Entsprechen positiv schlägt sich der Erfolg der Spiele im aktuellen Zahlenwerk nieder. Ohne die Einnahmen wäre es dem Konzern kaum möglich gewesen seine seit drei Quartalen anhaltende Verlustserie zu beenden. Doch die Ergebnisse zeigen auch, dass Nintendo im wesentlich weiter ein Hardwarehersteller ist, der von dem Verkauf seiner Spielekonsolen lebt. Hier aber hier schrumpft der Absatz weil immer mehr Menschen lieber auf ihren Smartphones spielen als mit nur für diesen Zweck konzipierten Geräten. Zusätzlich werden für die Konsolen auch immer weniger Spiele heruntergeladen. Die Rückgänge aber kann Nintendo mit seinen Handy-Spielen nicht kompensieren. Zudem begreift der Konzern die Smartphone-Versionen seiner Spiele weiterhin mehr als Köder zum späteren Verkauf seiner Daddel-Boxen, denn als eigenständiges Geschäft.

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Einschätzung der Redaktion



Mit einem Kursverlust von zwischenzeitlich bis zu fünf Prozent zeigte die Börse deutlich, was sie von Nintendos jüngsten Quartalszahlen hält. Natürlich müssen bei der Bewertung der Ergebnisse einige Sondereffekte berücksichtig werden.

Pokémon Go wurde nicht von Nintendo sondern maßgeblich von einer ehemaligen Google-Tochter entwickelt. Der Großteil der Einnahmen fließt damit nicht den Japanern zu. Das komplett aus dem eigenen Haus stammende Super Mario hingegen wurde erst seit Dezember verkauft und bisher rund 40 Millionen Mal heruntergeladen. Und Nintendo plant Schritt für Schritt weitere Spiele für das Smartphone umzusetzen.

Zusätzliche Trostpflaster sind, dass der Gewinn und die Dividende dank des schwachen Yen und dem Verkauf eines Baseball-Teams stärker ausfallen als bisher erwartet. Von diesen Effekten profitiert allerdings nur, wer auch in Yen einkaufen kann. All das kann aber nicht über sinkende Verkäufe der Spiele-Konsole Wii hinweg täuschen.

Ob sich der für diesen März angekündigte Nachfolger besser verkauft bleibt indessen abzuwarten.

Anleger, die vor dem Kurssprung durch Pokémon Go investiert waren, sollten spätestens jetzt Teilgewinn realisieren und die restliche Position mittels Stoppkurs absichern. Für alle anderen ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau zu teuer.