Die Deutsche Telekom kommt dem milliardenschweren Ausstieg aus dem US-Geschäft offenbar ein Stück näher. Der Bonner Konzern ist bei dem geplanten Verkauf von T-Mobile US an den japanischen Mobilfunkanbieter Softbank jedoch bereit, an einem Minderheitsanteil festzuhalten, wie mit den Verhandlungen vertraute Personen am Donnerstag sagten. Andere Details wie Preis oder Finanzierung müssten allerdings noch ausgearbeitet werden. Eine Entscheidung stünde nicht unmittelbar bevor, sagten die Personen. Großer Unsicherheitsfaktor sind die US-Wettbewerbsbehörden, die einen Schulterschluss des viertgrößten US-Anbieters T-Mobile US mit der Softbank-Tochter Sprint, der Nummer drei der Branche, skeptisch sehen. Beide Firmen seien aber daran interessiert, das Geschäft über die Bühne zu bekommen, sagten die Insider.

Zuvor hatte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, dass die Deutsche Telekom dem Verkauf von T-Mobile US an Softbank zugestimmt habe. Softbank-Chef Masayoshi Son habe Mitte Mai in einem Treffen mit den Spitzen von T-Mobile US und Telekom seine Übernahmeofferte vorgestellt und nun eine positive Antwort erhalten.

Ein Telekom-Sprecher gab dazu am Donnerstag keinen Kommentar ab. Ein Telekom-Insider sagte, in nächster Zeit sei keine außerordentliche Aufsichtsratssitzung geplant. Das Kontrollgremium müsste einem Verkauf zustimmen.

Die Telekom hält gut zwei Drittel an der US-Tochter - der Anteil ist an der Börse rund 19 Milliarden Dollar schwer. Die Aktien von T-Mobile US schnellten nach der Meldung in der Spitze um gut drei Prozent nach oben, die Sprint-Anteilsscheine gewannen sogar vier Prozent. Im Handelsverlauf bröckelten die Kurse jedoch wieder ab. Die im Dax gelisteten Telekom-Papiere gaben um etwa ein halbes Prozent nach.

Über den Deal wird seit Monaten spekuliert. Einem Insider zufolge hat Sprint schon vor geraumer Zeit die Finanzierung des auf 50 Milliarden Dollar geschätzten Vorhabens mit seinen Banken abgestimmt. Um den skeptischen Wettbewerbshütern entgegenzukommen, sei die Abgabe von Funkfrequenzen im Gespräch.

T-Mobile US galt lange als Sorgenkind der Deutschen Telekom. In den ersten drei Monaten des Jahres hatte die Tochter per saldo zwar 2,4 Millionen Kunden gewonnen - aber einen Verlust von 151 Millionen Dollar verbucht. Im Vorjahresquartal hatte es noch einen Gewinn von 107 Millionen Dollar gegeben.

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US-BEHÖRDEN STOPPTEN ERSTEN VERKAUFSVERSUCH

Die kartellrechtlichen Hürden für eine Übernahme sind hoch, da danach die Preise steigen dürften. Die Sicht der amerikanischen Wettbewerbsbehörden sei entscheidend, sagte Telekom-Chef Tim Höttges Mitte des Monats. Der 51-jährige kennt sich mit den Risiken eines solchen Deals gut aus. Er hatte vor drei Jahren, damals noch als Finanzchef zusammen mit dem damaligen Konzernchef Rene Obermann, den ersten Verkaufsversuch vorangetrieben. T-Mobile US sollte für 39 Milliarden Dollar an den Branchenriesen AT&T verkauft werden. Allerdings hatten die amerikanischen Behörden den Verkauf seinerzeit blockiert und argumentiert, dass es mindestens vier landesweite Mobilfunkanbieter in den Vereinigten Staaten geben müsse. Die Telekom bekam damals als Entschädigung von AT&T sechs Milliarden Dollar, teils in Bar und als Nutzungsrecht für Funkfrequenzen. Danach benötigte die Telekom anderthalb Jahre und Milliarden-Investitionen, um den Kundenexodus in den USA zu stoppen.

Angefangen hatte die US-Saga für die Rheinländer kurz nach der Jahrtausendwende: Der damalige Telekom-Chef Ron Sommer nutzte die durch die Börseneuphorie gut gefüllten Kassen und machte für den T-Mobile-Vorgänger Voicestream 40 Milliarden Euro locker.

Reuters