Sichere Häfen sind in Corona-Zeiten gefragt. Der Goldpreis hat zu Wochenbeginn ein Siebenjahreshoch markiert. Mit 1764 Dollar je Feinunze (31 Gramm) war das Edelmetall so teuer wie seit Oktober 2012 nicht mehr. In Euro gerechnet markierte er mit 1631 Euro sogar ein neues Rekordhoch. Experten begründen das vor allem mit der Sorge vor einer schleppenden Konjunkturerholung in einem Umfeld dauerhaft niedriger Zinsen. So hatte erst am Wochenende der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, davor gewarnt, dass sich die Erholung der US-Wirtschaft noch bis 2021 hinziehen könnte. Ungewöhnlich ist, dass der Goldpreis zu Wochenbeginn gleichzeitig mit den Aktienkursen und dem Ölpreis angezogen hat.

Auch der Kölner Vermögensverwalter Bert Flossbach baut seine Investments in "erstklassige liquide Sachwerte" weiter aus, allen voran Aktien und Gold. Der 58-jährige Vorstand von Flossbach von Stroch hat insbesondere den Goldanteil im Portfolio auf mittlerweile 20 Prozent aufgestockt. "Eine Anlage in Gold mag etwas tumb erscheinen, unproduktiv und als Investment wenig charmant, doch am Ende des Tages ist Gold ein wichtiger Sicherheitsanker. Eine Versicherung gegen die Risiken des Finanzsystems", sagte Flossbach der "Börsenzeitung".

Minenaktien mit 50 Prozent Plus


Von den 20 Prozent Goldanteil entfallen demnach 14 Prozentpunkte auf Indexfonds (ETF), die restlichen sechs Prozentpunkte auf Minenaktien. "Goldminen profitieren einerseits vom steigenden Goldpreis, gleichzeitig haben sich die Unternehmen stark verbessert", erläuterte Flossbach. Minenkonzerne wie Newmont Mining und Barrick Gold hätten im ersten Quartal ordentliche Ergebnisse präsentiert und "blitzsaubere Bilanzen". Die beiden Aktien liegen seit Jahresbeginn rund 50 Prozent im Plus.

Das historische Hoch bei Gold wurde übrigens im Jahr 2011 bei rund 1900 Dollar erreicht. Einer Studie der Bank of America zufolge könnte der Goldpreis nun innerhalb von eineinhalb Jahren auf über 3000 Dollar klettern. Bis vor Kurzem galten derartige Dimensionen für übertrieben. Doch inzwischen rechnen immer mehr Experten mittel- bis langfristig mit weiterem Auftrieb. Vor allem die Notprogramme der Währungshüter gegen die Folgen der Corona-Krise sorgen für Schub. Dazu zählt die jüngste Zinssenkung der Fed, aber auch die neuen Anleihekaufprogramme der Europäischen Zentralbank und anderer Notenbanken, die Staaten und Unternehmen eine höhere Verschuldung ermöglichen sollen. Die Privatbank Merck Finck rechnet mittelfristig mit einer Verdoppelung des Goldpreises. Auch Fondsmanager Max Otte erwartet ein deutliches Plus: "Einen Goldpreis von 3000 Dollar in drei Jahren halte ich für absolut realistisch."

Privatanleger: Mehr Potenzial bei Gold als bei Aktien?


Inzwischen äußern sich auch immer mehr Privatanleger positiv über Gold. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa. Demnach trauen 31 Prozent der Befragten in den kommenden drei Jahren Gold den höchsten Wertzuwachs zu, noch vor Aktien (24 Prozent). Investmentfonds liegen bei 12 Prozent. Der Umfrage zufolge besitzt allerdings nur gut ein Zehntel der Befragten tatsächlich Gold (28 Prozent: Immobilie, 27 Prozent: Bausparvertrag, 27 Prozent: Lebensversicherung, 26 Prozent: Tagesgeldkonto, 16 Prozent: Aktien, elf Prozent: Gold oder Silber).

Börsenlegende Gottfried Heller hält nichts von Gold


"Ich investiere nicht in Gold", lautet dagegen ein Grundsatz von Börsenlegende Gottfried Heller. Wenn Privatanleger fünf Prozent Gold im Depot haben, dann ist das aus Hellers Sicht zwar in Ordnung. "Aber das ist in meinen Augen eher ein Placebo. Wenn man besser schläft dabei, dann von mir aus". Gold sei mehr eine Frage der Ideologie. "Als Anlageform spielt es für mich keine große Rolle, weil es keine Rendite bringt, sondern sogar noch Lagerkosten verursacht. Gold-Zertifikate sind auch keine Lösung, hier kaufen Anleger die Bonität des Emittenten mit."