Geniale Goldminenaktien: Der Preis für Gold hat Rekordhochs erreicht, die vielen Krisen dürften die Notierungen noch lange stützen. Höchste Zeit, dass auch Goldförderer vom Boom des Edelmetalls profitieren

Die vielen Krisen — Inflation, Ukraine-Krieg, Hamas-Terror in Israel, China-Drohung gegenüber Taiwan, um nur einige zu nennen — haben den Preis für Gold auf neue Allzeithochs getrieben. Doch je höher die Notierungen des Edelmetalls steigen, desto volatiler wird es auf diesem Niveau. Montag vergangener Woche etwa schoben Meldungen über einen Angriff auf ein US-Kriegsschiff und Handelsschiffe im Roten Meer den Goldpreis über einen wichtigen Widerstand — was die Unze prompt auf 2145 US-Dollar verteuerte. 75 Dollar Plus binnen einer halben Stunde. Die Hausse aber hielt nicht lange, am Ende des Tages war Gold wieder 125 Dollar billiger. Auch wenn ein wirklicher Preissturz unwahrscheinlich ist, mit gut 60 Prozent Plus binnen vier Jahren scheint es vorbei zu sein mit dem starken Anstieg des Goldpreises. Ganz anders sieht es bei den Betreibern von Goldminen aus: Der Arca Gold Index, das wohl wichtigste Branchenbarometer, hat auf Sicht von drei Jahren sogar ein Fünftel seines Werts eingebüßt. Heißt: Selbst wenn die Goldnotierungen auf dem aktuellen Niveau verharren, bieten die Aktien von Goldschürfern noch deutliches Kurspotenzial.

Auch in der längeren historischen Betrachtung zeigt sich, dass die Kurse der Minenbetreiber immer erst später an ziehen als die Notierung des Edelmetalls selbst. Der Arca Gold Bugs, oft auch HUI genannt, beinhaltet derzeit die Aktien von 16 großen internationalen Goldförderern, die ihre Produktion nicht oder nur in geringem Umfang an den Terminbörsen handeln. Stark vereinfacht bedeutet das: Was in deren Minen an Gold gewonnen wird, kommt praktisch zum Tagespreis auf den Markt. Gehortet für bessere Zeiten, also höhere Goldpreise, wird nicht. Der Grund dafür ist relativ simpel: Gold schürfen ist eine teure Angelegenheit. Selbst wenn nicht gearbeitet wird, fallen laufende Ausgaben an. Aus Sicht der Minenbetreiber sollten deshalb zumindest die Gewinnungskosten durch den Goldpreis gedeckt sein. Je größer der Abstand des Breakeven bei der Förderung zum jeweiligen Goldpreis, desto höher wird die Förderung gefahren. Und desto höher ist die Gewinnspanne. Im Prinzip.

Denn tatsächlich spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle bei der Goldförderung. Da ist zum Beispiel die zeitliche Begrenzung der Lizenzen. Wer die Schürfrechte für ein Gebiet vergibt — das können je nach regionaler Rechtssituation Staaten oder auch private Grundbesitzer sein —, tut das meist nur für eine bestimmte Zeit. Bei großen Minen sind das meist Zehnjahreszeiträume.

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Mit diesen Goldminenaktien größtmöglich profitieren

In dieser Zeit muss die gesamte Infrastruktur aufgebaut werden, in vielen Regionen ist auch eine Renaturierung nach der Ausbeutung der Vorräte verpflichtend. Für die Minenbetreiber bedeutet das, sie müssen nach der Erschließung selbst dann fördern, wenn sich der Betrieb eigentlich nicht lohnt — um wenigstens einen Teil ihrer Grund­ kosten hereinzuholen und die Verluste zu begrenzen. Das ist auch einer der Gründe, warum die Bewertung von Goldminen­aktien später ansteigt als der Goldpreis. Zudem ist in den vergangenen Jahren der Kostenblock der Minen deutlich ge­wachsen, etwa durch die Inflation und un­günstige Wechselkurse, aber auch durch mehr Ausgaben für Maschinen, Energie und Treibstoff. Das kanadische Broker­ haus Canaccord hat für die Branche allein im Jahr 2022 den Anstieg der sogenannten All­in­Sustaining Cashcosts um 17 Prozent je nachhaltig geförderter Unze errechnet. Das erklärt auch, warum trotz bereits steigendem Goldpreis viele Minenaktien Kursverluste hinnehmen mussten.

Mit den gesunkenen Energiepreisen und niedrigerer Inflation in diesem Jahr hat sich die Situation für die Goldschürfer allerdings deutlich verbessert. Canaccord sieht nur noch ein Kostenplus von zwei Prozent. Bei Goldnotierungen über 2000 Dollar je Unze ist die Gewinnmarge der Förderer damit hoch wie lange nicht. Kritiker von Investments in Goldminenaktien begründen das oft mit der besseren Performance von Anlagen in den Roh­stoff selbst. Vergleicht man zum Beispiel die Entwicklung des Gold­ETF von State Street über die letzten 20 Jahre mit dem HUI-Index, stehen tatsächlich mehr als 300 Prozent Plus in Gold weniger als zehn Prozent Anstieg der Minenbewertungen gegenüber. Allerdings war während der meisten Zeit in diesen zwei Dekaden der Goldpreis auch deutlich niedriger, die Marge der Minen viel kleiner.

Für ein anhaltend hohes Niveau der Goldnotierungen spricht zudem eine lange nicht gesehene Entwicklung: Viele Notenbanken fangen wieder an, Gold in größeren Mengen zu horten. Besonders Länder, die nicht zu den westlichen In­dustrienationen gehören, setzen verstärkt auf das gelbe Metall als Reserve. Die Nach­frage der Zentralbanker betrug allein im ersten Quartal dieses Jahres 228 Tonnen, 34 Prozent mehr als der bisherige Rekord im ersten Quartal 2013.

Damit spielen auch die geschätzten Reserven der Minen bei ihrer Bewertung eine größere Rolle als in den vergangenen Jahren. Die im FTSE 100 gelistete Endeavour Mining etwa verfügt über ein Portfo­lio von vier Minen in ganz Westafrika und wird 2024 eine fünftes in der Elfenbein­küste in Betrieb nehmen. Das Produktionswachstum von 1,1 Millionen Unzen im Jahr 2023 sollte auf 1,3 Millionen 2024 und 1,4 Millionen 2025 zulegen. Bei Lundin Gold hat sich gezeigt, dass in ihrer Mine in Ecuador schon zu Jahresanfang die Gold­produktion um rund 15 Prozent zulegte. Ähnliches berichtet der weltweit agieren­ de Branchenriese Barrick Gold. Bei Kinross Gold, die gerade erst den Break­even mit ihren Minen in Afrika und Amerika erreicht haben, besteht wegen der günsti­gen Bewertung Übernahmefantasie.

Die erwarteten Angebote großer Förde­rer sind es auch, die aktuell die Notierun­gen kleiner Schürfer treiben. Oft haben sie nur Explorationsrechte auf aussichts­reiche Vorkommen, doch genau auf diese haben es die Branchengrößen abgesehen. Für Privatanleger ist dieser Bereich aller­dings wenig transparent. Chancen lassen sich durch ein Investment in einen ETF auf die Kleinen sichern, wie etwa den Van Eck Junior Gold, der 90 solcher Werte um­ fasst. Was bei Minen­Investments immer gilt: Der Goldrausch kann auch schnell vorbei sein. Die Kursentwicklung deshalb genau verfolgen.

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Barrick Gold.