Mit einer Serie von Übernahmen haben die größten Goldschürfer ihre Reserven aufgestockt. Bei den Kosten läßt der Inflationsdruck nach. Die Aktienkurse haben sich stabilisiert. Beste Voraussetzungen für eine Rally


Es ist ein Top-Deal im internationalen Geschäft der Goldschürfern. Mit viel Geduld und schließlich auch etwas mehr Geld brachte Tom Palmer, der Chef des weltweit größten Goldschürfers Newmont Mining, die Aufsehen erregende Transaktion vor wenigen Monaten unter Dach und Fach. Mitte Mai hatte der australische Konkurrent Newcrest, der die ersten beiden Offerten des Branchenprimus aus Kanada noch abgewiesen hatte, das erneut nachgebesserte Angebot akzeptiert. Für rund 17,5 Milliarden Dollar übernimmt Newmont Mining ein Unternehmen, das vor rund 30 Jahren schon mal zum Portfolio gehörte. Inzwischen verfügt Newcrest mit rund 61,5 Millionen Unzen Gold jedoch über beachtliche Reserven des gelben Edelmetalls.

Dass diese Reserven weitgehend auf nur zwei qualitativ hochwertige Minen, Lihir und Cadia, verteilt sind, wertet sie zusätzlich auf. Nach Angaben des US-Börsendienstes Bloomberg könnte Newcrest seine Förderquote 25 Jahre in Folge halten, so lange wie kein anderer Minenbetreiber. Die zusätzlichen Millionen Unzen Gold erhöhen die bisherigen Reserven des Primus Newmont von rund 96 Millionen deutlich. Barrick Gold, der weltweit zweitgrößte Schürfer des Edelmetalls, kommt auf 57 Millionen Unzen. Dazu kommen Kupferreserven von 12 Millionen Pfund. Newmont verfügt über 15 Millionen Pfund des wertvollen Industriemetalls, das als effizienter Stromleiter bisher unersetzlich ist. Newcrest erhöht diesen Vorrat nun um 24,3 Millionen Pfund.

An der Börse ist der von Newmont gezahlte Aufpreis für den langfristig aussichtsreichen Deal inzwischen verarbeitet. Die Korrektur ist abgeschlossen. Die Kursentwicklung der Aktie hat sich stabilisiert. Die Perspektiven für Goldschürfer sollten sich nun wieder verbessern. „Die Konzerne waren als erste in der Branche der Minenbetreiber von den Auswirkungen der höheren Inflation betroffen. Nun mehren sich die Zeichen, dass dieser Druck nachlässt“, berichtet Bloomberg-Analyst Grant Sporre. Das zeigt sich auch im Geschäft von Barrick Gold. Der operative Gewinn (Ebitda) der Kanadier im zweiten Quartal lag sieben Prozent über den Schätzungen der Analysten. Der Kostendruck lässt nach; der künftig deutlich größere Primus hat seine Ausgaben im Griff. „Das für die zweite Jahreshälfte anvisierte Plus von 25 Prozent beim Ebitda ist jetzt in greifbare Nähe gerückt“, schätzt Analyst Sporre.

Auf Platz 3 der größten Goldschürfer rangiert mit zwei größeren Zukäufen seit dem vergangenen Jahr Agnico Eagle Mines aus Toronto. Die Kanadier verfügen nun über knapp 48,7 Millionen Unzen Goldreserven. Bei Kupfer ist der Vorrat mit weniger als 0,2 Millionen Pfund im Vergleich zu Barrick und Newmont deutlich geringer. Von Analysten positiv registriert wurde darüber hinaus, dass es den Kanadiern im vergangenen Jahr gelungen ist, mit einer neuen Analyse der Reserven am Detour--See – die nun mit 20,7 Millionen Unzen die höchsten Vorräte einer Goldmine in Kanada sind – auch die Gesamtreserven signifikant zu erweitern.

Mindestens 35 Prozent Marge

Agnico und Gold Fields aus Johannesburg in Südafrika sollten im laufenden Geschäftsjahr mit operativen Margen (Ebitda) von mindestens 35 Prozent deutlich profitabler sein als durchschnittliche Goldschürfer mit 28 Prozent Ebitda-Marge. Gold Fields, nach der Übernahme von Newcrest mit Reserven von etwas mehr als 46,1 Millionen Unzen Gold und knapp 0,4 Millionen Pfund Kupfer viertgrößter Goldschürfer der Welt, wird nach Schätzungen der Bloomberg-Analysten mindestens bis 2026 mit jährlichen Zuwächsen von acht Prozent das höchste Wachstum aus eigener Kraft liefern.

Indes gelang Barrick Gold, dem zweitgrößten Schürfer des Edelmetalls, im vergangenen Jahr eine Erhöhung des eigenen Goldvorrats um beachtliche zehn Prozent: durch effizientere Abbaumethoden und die Wiedereröffnung der Reko-Diq-Goldmine in Pakistan. Barrick-Gold-Chef Mark Bristow will sich durch die Serie der Übernahmen der Konkurrenten nicht drängen lassen: „Am Markt wird beständig über mögliche Unternehmen spekuliert, die wir übernehmen könnten. Wir brauchen bis auf Weiteres keine Zukäufe“, stellte Bristow im Gespräch mit Bloomberg klar. Man sei nicht grundsätzlich gegen Zukäufe, Übernahmen seien wesentlich für die Neusortierung des Geschäfts, ergänzte der Branchenkenner. Aus Bristows Sicht sind jedoch alle derzeit im Markt verfügbaren attraktiven Reserven in Portfolios mit sehr hohen – auch geopolitischen – Risiken verpackt und damit nicht zugänglich. Börsianer respektieren die Vorsicht des Barrick-Gold-Lenkers bei möglichen Zukäufen.

Die Kursentwicklung der dividendenstarken Aktie hat sich oberhalb von 15 Euro stabilisiert. Ähnlich wie Newmont hat auch Barrick einen hohen Anteil seiner Goldreserven in sicheren Minen. Das wertet das Portfolio zusätzlich auf. Die Nevada Goldmines, ein Joint Venture unter Führung von Barrick mit 61-Prozent-Anteil zusammen mit Newmont (38 Prozent), im gleichnamigen US-Bundesstaat gehört dazu. Die 2019 eröffneten Minen sind nach Angaben des Betreibers der weltweit größte Goldschürferkomplex. Bei Projekten mit höheren Risiken würden die Minenbetreiber derzeit nur von Staatsfonds, zum Beispiel aus Saudi-Arabien, unterstützt, während Fondsschwergewichte wie Blackrock oder Vanguard nur kurzfristige Renditen im Blick hätten, kritisierte der Chef von Barrick Gold.

Newmont (WKN: 853823)

Newmont Mining - Lohnender Zukauf

Mit dem Kauf des australischen Konkurrenten Newcrest, der über große Gold- und Kupferreserven hoher Qualität verfügt, baut Branchenprimus Newmont Mining aus Denver, Colorado, seine Position deutlich aus. Mit Newcrest erwarten Analysten der Barclays Bank für die nächsten fünf Jahre ein durchschnittliches Produktionsplus von 40 Prozent bei Gold sowie eine Verdreifachung bei Kupfer. Dabei stammen je zwei Drittel der Förderung aus hochwertigen Vorkommen.   


Barrick Gold (WKN: 870450)

Barrick Gold - auch ohne Zukäufe erfolgreich

Im obersten Segment der Goldschürfer, wo es schwierig ist, die Reserven signifikant auszubauen, hat Barrick Gold, die Nummer 2, bisher auf Übernahmen verzichtet. Dennoch könnten die Kanadier während der nächsten zehn Jahre ihre jährliche Goldförderung um ein Viertel auf über sechs Millionen Unzen erhöhen. In politisch instabilen Regionen ist Barrick erfolgreicher als die Konkurrenz.
Attraktive Dividende.


Gold Fields (WKN: 856777)

Gold Fields - Höchstes Wachstum in Sicht

Die neue Nummer 4 der Branche hat die Kosten besser im Griff als erwartet. Mit 1,215 Dollar pro Unze Gold lagen die Ausgaben im ersten Halbjahr niedriger als die von Analysten geschätzten 1,30 bis 1,34 Dollar pro Unze. Wegen Gold Fields Investitionen in die Salares-Norte-Mine in Chile steigen die Kosten im zweiten Halbjahr. Mit der Förderung von 1,15 Millionen Unzen im Halbjahr sind die Jahresziele zu schaffen. Für die nächsten drei Jahre werden den Südafrikanern die höchsten Zuwächse in der Branche zugetraut


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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Barrick Gold.