Die schwedische Popgruppe ABBA feiert gerade ihr Comeback. Bereits 1980 landete das Quartett einen Hit, der vor allem im Silicon Valley zur Börsenweisheit wurde: "The Winner Takes It All". Mit der Börse hat das zunächst zwar nichts zu tun, denn eigentlich handelt der Text von den Erfahrungen einer in die Brüche gegangenen Beziehung.

Doch die Schlussfolgerung hätte genauso gut auch von den Aktienmärkten herrühren können. Zumindest, wenn man als Maßstab die Ergebnisse einer aktuellen Studie nimmt. Diese stammt von Professor Hendrik Bessembinder und seinen Kollegen von der Arizona State University, die im Übrigen früher durchgeführte ähnliche Berechnungen bestätigen.

Nur wenige Aktien schaffen Wohlstand

Konkret untersuchten die Wissenschaftler die Wertentwicklung von 64 000 Aktien weltweit im Zeitraum von 1990 bis 2020. Dem Ergebnis zufolge waren 55,2 Prozent der US-Aktien und 57,4 Prozent der Aktien ex USA nicht in der Lage, Einmonats-US-Schatzwechsel im Hinblick auf die Rendite zu schlagen.

Eine weitere Analyse der ermittelten Resultate zeigt außerdem, dass nur 1526 Unternehmen oder 2,39 Prozent der Aktien für die gesamte Nettovermögensbildung am globalen Aktienmarkt von 75,7 Billionen US-Dollar ursächlich waren. Außerhalb der USA generierten sogar nur 1,41 Prozent der Unternehmen die ermittelte Nettovermögensbildung von 30,7 Billionen US-Dollar.

Noch drastischer sind die weiteren Details. Demnach hatten nur fünf Unternehmen (Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Tencent) mit dem größten Vermögenszuwachs einen Anteil von 10,34 Prozent am weltweiten Nettovermögenszuwachs. Auf die leistungsstärksten 159 Unternehmen (0,25 Prozent der Gesamtzahl) entfiel die Hälfte der globalen Nettovermögensbildung. Yves Bonzon, Group Chief Investment Officer bei Julius Bär, zieht daher die Schlussfolgerung: "Wir lernen daraus, dass wir es uns nicht leisten können, die großen Gewinner in den öffentlichen Märkten nicht zu berücksichtigen - die über 30 Jahre alten Worte einer meiner Mentoren hallen noch immer nach: "Keep your winners, sell your losers" (Behalte deine Gewinner, verkaufe deine Verlierer).

Auffrischungskur des Dow Jones

Wie wichtig aktives Depotmanagement mit dem Ziel ist, Nachzügler auszusieben und Vorreiter ins Portfolio aufzunehmen, zeigt sich am Dow Jones Industrial Average. Dieses weltweit noch immer bekannteste Aktienbarometer gilt zwar als altehrwürdig, bekommt aber regelmäßig eine Auffrischungskur. Das führte dazu, dass der Anteil an fossilen Energieträgern von 1999 bis heute von elf auf zwei Prozent geschrumpft ist. Mit Industriefirmen ging es zudem von mehr als 20 auf vier Prozent nach unten. Dafür stellen Technologieunternehmen nun mehr als die Hälfte der gesamten Marktkapitalisierung.

Auf die Performance hatten diese Veränderungen einen sehr großen Einfluss. Denn laut einer Analyse von Rosenberg Research wäre der Punktestand des Dow Jones in der alten Form um fast 65 Prozent niedriger als heute.

Mehr Schrott als Qualität

Im Klartext heißt das: Die meisten Aktien sind langfristig gesehen Schund. Anleger sollten Verliereraktien deshalb meiden wie der Teufel das Weihwasser. Entscheidend für den Anlageerfolg ist es, sich auf die wenigen nachhaltigen Gewinneraktien zu konzentrieren. Letztlich geht es darum, auf die sogenannten Dauerläufer-Werte zu setzen. Das sind Aktien, deren Kurse schon seit Langem unter dem Strich immer weiter steigen.

Die in der Tabelle abgebildeten Top-10-Aktien der sogenannten Wohlstandsschaffer gehören zu dieser ziemlich seltenen Spezies. Das gilt auch für die auf den nachfolgenden Rängen zu findenden Titeln. Auffällig bei den Top 10 ist, dass BÖRSE ONLINE bei acht dieser Werte zum Kauf rät. Mit Tesla und Tencent sind lediglich zwei Titel aus Sicht der Redaktion mit Vorsicht zu genießen. Von den Top 20 empfahl die Redaktion zuletzt sogar 17 Werte zum Kauf.

Dauergäste auf der Empfehlungsliste von BÖRSE ONLINE sind die vier ganz vorn platzierten US-Techaktien Apple, Microsoft, Amazon und Alphabet sowie die auf Rang 8 zu findenden Anteilscheine von Meta Platforms (ehemals Facebook). Diese Wertschöpfer bleiben trotz hoher Bewertung auch weiterhin so lange als Investments interessant, wie ihre langfristigen charttechnischen Aufwärtstrends intakt sind.

Gewinner haben Wettbewerbsvorteile

Doch auch außerhalb der Techbranche gibt es Dauerläufer, die zu den Langzeitfavoriten der Redaktion zählen und die wir in der oben stehenden Tabelle aufgelistet haben. Die Bewertungen sind zwar ebenfalls anspruchsvoll, im Vergleich mit anderen führenden Wertschöpfern aber eher moderat. Außerdem relativieren sich die Bewertungsrelationen angesichts der herausragenden Marktstellungen.

Zu den Favoriten zählen der Einzelhandelskonzern Walmart (Besprechung in Ausgabe 47/2021) und der Pharmazie- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson (siehe Titelgeschichte). Zudem zählen die Baumarktkette Home Depot und der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé zu den Dauerbrennern, die regelmäßig in BÖRSE ONLINE empfohlen werden.

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass das Favoritenquartett breite wirtschaftliche Burggräben (Englisch: Moats) vorzuweisen hat. Das sind Wettbewerbsvorteile, die sich typischerweise aus Umstellungskosten auf Kundenseite, Netzwerkeffekten, immateriellen Vermögenswerten und/oder Kosten- beziehungsweise Größenvorteilen speisen.

Diese Schutzgräben spielen deshalb eine so große Rolle, weil sie beim Kampf mit der Konkurrenz um Marktanteile helfen und dazu beitragen, dauerhaft Renditen zu erwirtschaften, die über den Kapitalkosten liegen - kurz: Sie vereinen die klassischen Kriterien des "The Winner Takes It All"-Prinzips auf sich.