Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen in Rumänien endete mit einer Überraschung: Klaus Johannis, Chef der Christlich-Liberalen Allianz, holte mehr Stimmen, als man ihm zugetraut hatte. Der deutschstämmige Bürgermeister von Sibiu, dem früheren Hermannstadt, gilt als pragmatischer und integrer Politiker. Er ist der Kandidat der Wirtschaft. Sollte Johannis die Stichwahl am 16. November für sich entscheiden, erwarten Experten eine Zunahme ausländischer Direktinvestitionen und einen besseren Fluss von EU-Fördermitteln.

Als Favorit für das Amt des Staatspräsidenten gilt jedoch weiterhin Victor Ponta - obwohl der seit zwei Jahren amtierende Ministerpräsident zwei Drittel seiner Doktorarbeit nachweislich abgeschrieben hat und im Lauf des Wahlkampfs Korruptionsvorwürfe gegen ihn erhoben wurden. Ponta soll von Schmiergeldzahlungen seitens der IT-Unternehmen Microsoft und Fujitsu Siemens an Staatsdiener gewusst und Ermittlungen behindert haben. Sollte der 42-Jährige tatsächlich Rumäniens Präsident bleiben, drohen sich die bereits angespannten Beziehungen zur EU weiter zu verschlechtern. Ponta verfolgt in der Innen- und Rechtspolitik einen autoritären Kurs. Auch sein außenpolitisches Ziel einer Vereinigung mit der Republik Moldawien beunruhigt Brüssel.

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Weniger Sorge bereitet dagegen Pontas Wirtschaftspolitik. Die zeitigt durchaus erkennbar Erfolge. 2013 wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 3,5 Prozent, kein EULand erzielte einen höheren Zuwachs. In diesem Jahr ließ die Dynamik zwar nach - voraussichtlich werden nur 2,4 Prozent erreicht -, doch schon 2015 soll wieder eine Drei vor dem Komma stehen. Auch die Finanzkennzahlen stimmen. Das Haushaltsdefizit Rumäniens beträgt gerade mal 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, und mit einer Gesamtverschuldung von 38 Prozent steht das Land deutlich besser da als etwa die südeuropäischen EU-Staaten.

Für den Fall, dass Rumänien den Sparkurs fortsetzt, stellte S & P jüngst eine Heraufstufung der Bonität in Aussicht. Die Ratingagentur beurteilt das Land bislang noch mit "BBB-", das ist die niedrigste Note im Segment Investment-Grade. Der Ausblick ist stabil. Fantasie für rumänische Staatsanleihen entzündet sich auch an möglichen Zinssenkungen. Die Nationalbank senkte die Sätze im August bereits auf zwei Prozent, eine weitere Reduzierung ist angesichts einer Inflationsrate von 1,7 Prozent denkbar. Die Anleihekurse dürften darauf positiv reagieren.