Manche Menschen haben auf schwierige Fragen einfache Antworten. Die Frage, wie man als Anleger reich wird, beantwortet Super-Investor Warren Buffett beispielsweise so: "Kaufe einen Dollar, aber bezahle nur 50 Cent dafür." Die Methode scheint bestens zu funktionieren. Seit Jahrzehnten beschert Buffett damit den Aktionären seiner Beteiligungsgesellschaft stolze Renditen.

Buffett setzt auf Value-Titel: Aktien mit hohen innerem Wert, die an der Börse unter Wert gehandelt werden. "Egal, ob Socken oder Aktien: Ich kaufe Markenware - zum herabgesetzten Preis", erklärt Buffett. Gelegenheiten dazu finden sich an den Börsen immer. Regelmäßig werden dort Aktien unter ihrem eigentlichen Wert gehandelt, während Anleger für einige beliebte Werte zu viel Geld bezahlen. Früher oder später werden solche Fehlbewertungen jedoch meist korrigiert. Dann buchen Value-Anleger Gewinn.

Buffett vertraut auf Prinzipien, die seine Lehrmeister Benjamin Graham und David Dodd schon Mitte der 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts definierten. Seitdem haben zahlreiche weitere Studien ihre Erkenntnisse bestätigt. Mitunter brauchen Value-Anhänger allerdings einen langen Atem. In den vergangenen Jahren blieben Value-Aktien hinter dem Gesamtmarkt zurück. Doch jetzt könnte sich das Blatt wenden.

"Im Verhältnis zu Wachstumstiteln (Growth Aktien) sind Value-Aktien heute so günstig wie selten zuvor", berichten die Aktienstrategen der Societe Generale (SG). Nach ihrer Einschätzung dürfte nun der Value-Stil wieder aufholen. Wachstumsaktien könnten dagegen unter Druck geraten, wenn die Anleihenzinsen wie erwartet anziehen. Anzeichen für eine bessere Wertentwicklung der Value-Aktien seien bereits erkennbar.

Gut und preiswert



Studien zeigen, dass die niedrig bewerteten Value-Aktien sich besonders gut entwickeln, wenn die Konjunktur anzieht und die Zinsen langsam wieder steigen. Das ist ziemlich genau die heute gegebene Situation. Warum haben Value-Aktien in diesem Umfeld die besten Perspektiven? Die Begründung ist leicht. In der Regel werden schließlich niedrig bewertete Unternehmen nicht ohne Grund von den Anlegern verschmäht. Häufig kämpften die Value-Titel in der Vergangenheit mit Schwierigkeiten. Zieht die Konjunktur an, kommen die "Problemgesellschaften" leichter aus ihrem Sumpf heraus.

Grundlage der meisten Studien zum Thema Value-Aktien sind die im Jahr 1993 veröffentlichten Ergebnisse einer Untersuchung der US-Wissenschaftler und Nobelpreisträger Eugene Fama und Kenneth French. Sie belegten, dass die Renditen an der Börse durch wenige Faktoren erklärt werden können. Für den Aktienmarkt zeigten sie, dass Aktien mit einem hohen Verhältnis von Buchwert zu Marktwert (also Value-Aktien) über längere Zeiträume eine systematische Überrendite zum Gesamtmarkt generieren.

Die Ergebnisse von Fama und French gelten nicht nur für den von ihnen untersuchten US-Markt, sondern lassen sich auch auf die Aktienmärkte anderer Regionen übertragen, beispielsweise Europa. Dort könnten sich Value-Investments künftig besonders auszahlen, erwarten die Analysten der SG. Während vor allem US-Growth-Werte inzwischen extrem teuer seien, gäbe es europäische Value-Aktien mit einem sehr hohen Discount.

Gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis läge die Bewertung europäischer Value-Aktien heute mehr als 60 Prozent unter den Growth-Aktien. Das sei ein historisch niedriger Wert. Ihr Tipp: Raus aus US-Growth-Werten wie Amazon, Google und Co. und rein in europäische Value-Titel. Mit dem richtigen ETF gelingt der Wechsel ganz einfach.

Der richtige ETF für die Value-Strategie



Wann ist eigentlich eine Aktie eine Value-Aktie? Mit zahlreichen Kennzahlen versuchen Anleger seit Jahrzehnten diese Frage zu beantworten. Gern verwendet werden etwa das Kurs-Buchwert-Verhältnis, das Kurs-Umsatz-Verhältnis und natürlich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Doch diese Kennzahlen beziehen sich stets auf die Werte eines einzelnen Jahres.

Der US-Ökonomieprofessor und Nobelpreisträger Robert Shiller entwickelte daher eine Kennzahl, die auf längere Zeiträume abstellt - das sogenannte Shiller-KGV. Mit dieser bereits 1981 vorgestellten Kennzahl wollte Shiller ursprünglich einschätzen, ob ganze Aktienmärkte über- oder unterbewertet sind. Doch die Bewertungskennzahl läßt sich ebenso leicht für einzelne Aktien oder Branchen berechnen.

Das Prinzip ist relativ unkompliziert. Das Shiller-KGV setzt den Marktwert eines Portfolios oder einer Aktie in Relation zu den Gewinnen der vergangenen zehn Jahre. Um Verzerrungen durch Geldentwertung herauszufiltern werden die Unternehmensgewinne dabei noch inflationsbereinigt. Durch die Glättung über zehn Jahre will Shiller zyklische Effekte ausblenden. Er selbst nennt seinen Indikator übrigens CAPE, für Cyclically Adjusted Price-Earnings.

Der französische ETF-Anbieter Ossiam hat auf Basis des CAPE einen ETF entwickelt. Mit diesem Ossiam Shiller Barclays CAPE Europe Sector Value TR UCITS ETF (ISIN: LU1079842321) partizipieren Anleger an der Wertentwicklung europäischer Value-Aktien. Genauer: Sie investieren in Aktien, die nach dem CAPE-Kriterium als unterbewertet gelten. Dabei sucht Ossiam nicht einfach nach den billigsten Aktien, sondern hat einen komplexeren Prozess aufgesetzt.

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Mehr Diversifikation mit dem Ossiam Shiller CAPE Europe ETF



Dadurch sollen Klumpenrisiken und andere Value-Fallen vermieden werden, etwa weil alle Aktien im ETF aus der gleichen unbeliebten Branche kommen. Um solche unschönen Branchen-Schwerpunkte zu verhindern - oder zumindest abzumildern - investiert der Ossiam Shiller CAPE Europe ETF deshalb stets in vier Branchen, und zwar in jene vier, die anhand von CAPE am stärksten unterbewertet sind. Jeden Monat wird diese Branchenauswahl überprüft und bei Bedarf verändert.

Bei der Auswahl der Aktien werden zunächst auf Basis der relativen CAPE-Ratios die fünf attraktivsten Sektoren identifiziert. Das relative CAPE-Ratio ist eine normalisierte Version der CAPE-Kennzahl. Als Brancheneinteilung verwendet Ossiam die zehn Sektoren des MSCI-Europe-Index. Anschließend wird von diesen fünf Branchen der Sektor mit dem geringsten 12-Monats-Momentum wieder gestrichen.

Das Momentum ist eine Kennzahl der technischen Analyse. Es gibt Aufschluss über Tempo und Kraft von Kursbewegungen. Durch die Aussonderung der Branche mit dem geringsten Momentum verzichtet Ossiam im Prinzip also auf den Sektor, der bei Anlegern total unbeliebt ist. Aktuell enthält der Ossiam Shiller CAPE Europe ETF zu jeweils rund einem Viertel Aktien aus den Branchen Industrie, Energie, Versorger und Telekom.

Titel aus Großbritannien dominieren dabei mit etwa 26 Prozent Anteil, gefolgt von französischen Titeln mit 18 Prozent und holländischen Aktien mit 12 Prozent. Aktien aus Spanien und Deutschland sind mit je rund zehn Prozent vertreten. Zu den am stärksten gewichteten zehn Titeln gehören die großen europäischen Telekomgesellschaften sowie die Ölkonzerne Shell, BP und Total.

Ossiam Shiller Barclays CAPE Europe Sector Value TR UCITS ETF

ISIN: LU1079842321

Gesamtkostenquote (TER): 0,65 Prozent