Vergangenes Jahr stieg der Zahl der Aktionäre in Deutschland um etwa 560 000. Doch nicht wenige der Neueinsteiger dürften den Zeitpunkt ihres Engagements mittlerweile kritisch sehen. Ob DAX, Euro Stoxx 50, Dow Jones oder der Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets, seit Jahresanfang haben alle wichtigen Börsenbarometer kräftig verloren. Dabei waren die Prognosen der Investmentbanken für das Börsenjahr 2016 noch im Dezember überwiegend positiv. Selbst die erste Zinserhöhung in den USA seit neun Jahren wurde positiv bewertet. Sie galt den Experten als Zeichen für die wiedergewonnene Stärke der US-Wirtschaft.

Trotz der schmerzlichen Verluste in diesem Jahr: Für Anleger bestehe kein Grund, in bedrückte Stimmung zu verfallen, meint Harald Preißler, einer der Manager des Bantleon Opportunities L: "Unser Makroausblick ist nicht pessimistisch." Preißler ist zuversichtlich, dass der globale Konjunkturzyklus nach seinem jüngsten Hänger noch im ersten Halbjahr wieder nach oben dreht. "Die US-Wirtschaft zieht an, auch China wird sich stabilisieren."

Frühzeitig raus aus Aktien



Konjunkturelle Frühindikatoren wie Wachstum, Inflation, Einkaufsmanagerindizes, Einzelhandelsumsätze oder Exportentwicklung sind für Preißler entscheidend für die Gewichtung der Anlageklassen im Bantleon Opportunities L. Der Mischfonds investiert schwerpunktmäßig in hochqualitative Anleihen. Bis zu 40 Prozent der Mittel können in Aktien angelegt werden, wobei jedoch nicht in Einzeltitel investiert wird, sondern DAX-30- oder Euro-Stoxx-50-Terminkontrakte zum Einsatz kommen. Bislang hat sich der Fonds gut geschlagen. In den vergangenen fünf Jahren erzielte er pro Jahr 3,9 Prozent. Und seit Jahresanfang steht ein Minus von lediglich 1,6 Prozent zu Buche. Preißler ist sicher, auch 2016 das Ziel Absolute Return - also positive Erträge unabhängig von den jeweiligen Marktentwicklungen - bis Ende des Jahres zu erreichen. "Ein Plus von drei bis vier Prozent halte ich für möglich."

Den vergleichsweise geringen Verlust seit Jahresanfang verdankt der Fonds nicht nur der Auswertung konjunktureller Frühindikatoren, sondern auch seinem sensiblen Risikomanagementsystem. Es erkennt rechtzeitig Trendwechsel und warnt vor starken Schwankungen. "Anfang Januar gab es klare Ausstiegssignale, wir haben die Aktienquote entsprechend auf null reduziert", sagt Preißler.

Noch liefert das Bantleon-Modell keinen Hinweis, dass der Aktienanteil wieder hochgefahren werden kann. Derweil hält der Fonds 26 Prozent in Pfandbriefen, französischen Staatsanleihen und Tagesgeld. Der absolute Fokus liegt jedoch mit 74 Prozent der Mittel auf deutschen Bundesanleihen, zehn Prozent davon sind inflationsgeschützte Papiere. "Bonitätsstarke Anleihen sind derzeit zwar sichere Häfen. Doch auch diese Häfen stehen bildlich gesprochen derzeit unter Wasser", sagt Preißler. Er will nicht ausschließen, dass die zehnjährige Bundesanleihe, wie bereits japanische oder schweizerische Papiere, demnächst ebenfalls negative Zinsen abwerfen wird.

Allzu lange sollte es aber nicht dauern, bis die Kurse der Aktien auf breiter Front wieder anziehen. Preißler rechnet schon im ersten Quartal mit einer Bodenbildung an den Finanzmärkten, die im zweiten Quartal in eine fundamental gestützte Aufwärtsbewegung übergehen sollte. "Konjunkturdaten und Markttechnik werden sich verbessern. Wir sehen daher die Aktienmärkte bis zur Jahresmitte positiv."

Stürmischer Herbst



Das beste Chance-Risiko-Verhältnis erkennt der Manager in Europa. Die gute Binnenkonjunktur und ein Zwischenspurt bei den Exporten sprechen seiner Meinung nach für eine anhaltende Gewinndynamik europäischer Unternehmen. "Im Sommer könnte der deutsche Leitindex daher neue historische Höchststände erreichen." Auch dem Euro Stoxx 50 oder dem Schweizer Aktienmarkt unterstellt Preißler erhebliches Potenzial. In der zweiten Jahreshälfte drohen dann aber erneut Verluste an den Aktienmärkten, glaubt Preißler. Er hält Rückgänge von bis zu 30 Prozent für möglich. Insbesondere die zyklischen Märkte in Europa dürften dann wieder auf der Verliererseite stehen. Das Bantleon-Modell sollte jedoch schon vorher das Signal zum Ausstieg gesendet haben.