Nichts in der derzeitigen Serien- und Filmelandschaft wird derzeit so oft gestreamt wie "Squid Game". In der Serie - made in Korea - kämpfen hoch verschuldete Menschen in makabren Spielen ums Überleben. Laut Netflix sehen dabei Zuschauer in 111 Millionen Haushalten weltweit zu - das gab es noch nie.

Die Serie veranschaulicht gut, wie koreanische Populärkultur der Welt den Kopf verdreht. Ein anderes Beispiel sind Trickfilme. Die koreanischen Cartoonexporte sind 2020 um 40 Prozent gestiegen. Und schließlich gibt es den Musiktrend K-Pop, der schon seit Jahren die Jugendkultur bestimmt. Südkorea - es ist einfach so - ist hip. Auch was die Unternehmenswelt angeht. Vor allem im Bereich Technologie ist das Land beispielsweise mit Samsung Electronics oder SK Hynix führend, die den Markt für Speicherchips dominieren. Und Autobauer Hyundai wiederum ist einer der Technologieführer bei Brennstoffzellenfahrzeugen.

Leitindex mit Schwächephase

Koreas Börse, mit Sitz in der Hafenstadt Busan, spiegelt das wider. Vom Tief im März 2020 bis Juni dieses Jahres stieg der Leitindex Kospi stark an (siehe Chart rechts). Seither allerdings konsolidiert der breite Markt - im Gegensatz vor allem zur Börse New York. Ein Grund dafür könnte eine gewisse wirtschaftliche Abhängigkeit von China sein. Die Volksrepublik ist Handelspartner Nummer 1: fast 26 Prozent der Exporte gehen nach China, und gut 23 Prozent der Einfuhren stammen aus Asiens größter Volkswirtschaft. Wenn es dort nicht mehr ganz so rund läuft wie in den vorangegangenen Jahren, dann spürt man das in Südkorea einfach.

Ein weiterer Grund für die schlechtere Entwicklung in den zurückliegenden Monaten ist in der Indexstruktur des Kospi zu finden. Fast ein Drittel des Index wird vom Schwergewicht Samsung Electronics ausgemacht. Dass die Aktie schon seit Jahresbeginn schwächelt, lastet dann natürlich automatisch auch auf der Indexentwicklung. Seit dem Hoch vom Januar hat die Samsung-Aktie 20 Prozent an Wert verloren. Die Konzernspitze hat jetzt reagiert: In den kommenden drei Jahren will sie umgerechnet 175 Milliarden Euro investieren. Ziel ist es, die internationale Stellung bei Halbleitern und in anderen Kernbereichen zu stärken und neue Geschäftsfelder zu entwickeln: etwa Robotertechnik und Telekommunikationstechnologien der nächsten Generation. Die Pläne umfassen dabei Investitionen in Ausrüstung, Forschung und Entwicklung sowie in Fusionen und Übernahmen. Das meiste davon im Heimatland, wo bis 2023 gut 40 000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

Der Präsident will’s nochmal wissen

Investitionen sind das Gebot der Stunde. Im ganzen Land. Und das mit politischer Rückendeckung. Mit einer Art New Deal will die Regierung unter dem scheidenden Präsidenten Moon Jae-In mehr als 117 Milliarden Euro in Investitionen stecken, um das Land zum Weltmarktführer bei Akkus und Chips aufbauen. Allein 30 Milliarden Euro sollen dabei in den Ausbau der heimischen Batterieindustrie gehen, davon die Hälfte als Zuschüsse für neue Werke.

Das Ausland hat aufgemerkt: Immerhin entspricht die Investitionssumme 7,5 Prozent des koreanischen Bruttoinlandsprodukts. Allein bis 2025 sollen dadurch 900 000 Jobs geschaffen werden. Der Präsident läutet damit praktisch eine industriepolitische Wende ein: Der New Deal ist eine Abkehr von den bisherigen kurzfristigen Programmen, die das Land jahrelang geprägt haben.

Davon profitieren sollte auch Samsung SDI, das im Bereich der Akkuproduktion tätig ist. Das Unternehmen erzielt etwa die Hälfte der Erlöse mit dem Verkauf großer Lithium-Ionen-Batterien für E-Autos. Zwar kämpft der Konzern auch mit der Knappheit und dem gestiegenen Preis von Lithium, jedoch wird Letzteres von der hohen Nachfrage überkompensiert. Weil die Produktion zuletzt deutlich anzog, stiegen die Erlöse erheblich, die Gewinnmarge wuchs überproportional. Und das soll so weitergehen: Von zuletzt sechs Prozent Marge vor Zinsen und Steuern dürfte es bis 2023 auf annähernd zehn Prozent gehen. SDI will auch zunehmend im US-Markt expandieren, für den man ein durchschnittliches jährliches Wachstum von mehr als 40 Prozent erwartet. Als potenzieller Abnehmer von Batteriezellen und Modulen aus einer neuen SDI-Fabrik in den USA wird derweil der Fiat-Chrysler-Konzern Stellantis mit seinen US-Marken wie Jeep, Dodge und Ram gehandelt.

 


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Südkorea