Asiens viertgrößte Volkswirtschaft macht dem Nachbarn Japan einen denkwürdigen Spitzenplatz streitig: den der ältesten Gesellschaft der Welt. 2045 soll es so weit sein, rechnet die Bank of Korea vor. Weil die Lebenserwartung dank des Gesundheitssystems gestiegen ist. Und weil die Geburtenrate "schneller sinkt als erwartet". Nur 1,1 Kinder bekommt eine Südkoreanerin durchschnittlich. Weltweit liegt der Wert bei 2,4.

Dem Präsidenten des Landes, Moon Jae-in, macht das Sorgen. "Südkorea hat ein ernsthaftes Problem", heißt es in einer Studie des "Präsidialausschusses für alternde Gesellschaft und Bevölkerungspolitik", dem der Präsident selbst vorsitzt.

Es ist aber auch eine Krux: Der Lebensstandard in Südkorea ist sehr hoch. Gleichzeitig ist der Arbeitsmarkt umkämpft, und in Metropolregionen wie der Hauptstadt Seoul ist der Preis für Wohnraum teuer. Die Gründung einer Familie ist deswegen in der Prioritätenliste der Koreaner nach hinten gerutscht. Nur noch 41 Prozent der Männer denken ernsthaft über dieses Thema nach, bei den Frauen nur noch 22.

Kritischer Faktor Mensch

Der Präsident wird daran nicht mehr viel ändern können: Seine fünfjährige Amtszeit endet im Frühjahr 2022. Und die konservative Opposition, die bei den Kommunalwahlen zuletzt vor Moons Demokraten rangierte, hat ebenso keinen rechten Plan gegen die Überalterung.

Dabei wäre das wichtig. Die wirtschaftlichen Ambitionen des Landes sind groß, was daher auch dem Faktor "Humankapital" eine besondere Rolle verleiht. Wie schwierig es werden kann, wenn die demografischen Verhältnisse kippen, sieht man an Japan, das jahrzehntelang unter Stagnation und Deflation zu leiden hatte.

Doch so oder so wird an großen Plänen gearbeitet in Südkorea. Vor der Industriestadt Ulsan im Südosten will man bis 2030 den weltweit größten Windpark auf See mit schwimmenden Windturbinen bauen. Umgerechnet fast 27 Milliarden Euro werden in das Projekt fließen, das sechs Gigawatt Leistung bringen soll. was offenbar reicht, um 5,8 Millionen Haushalte in Ulsan und der umliegenden Region mit grünem Strom zu versorgen.

Viel Geld wird auch im Halbleiterbereich in die Hand genommen. Samsung Foundry, ein Teilbereich von Samsung Electronics, steckt bis 2030 insgesamt 151 Milliarden Dollar in neue Fabriken. Schon im zweiten Halbjahr 2022 sollen die ersten Werke stehen, um DRAM-Speicherchips und Logikchips zu fertigen. Der Wettbewerber SK Hynix will da nicht hinten anstehen und plant mit insgesamt über 200 Milliarden Dollar ebenso Erweiterungen vorhandener Werke im großen Stil.

Viel mehr Samsung geht nicht

Der Kurs von Samsung Electronics hat sich seit dem Tief im März 2020 fast verdoppelt. Seit Anfang Januar konsolidiert die Aktie und pendelt in einem recht breiten Korridor zwischen 1300 und 1500 Euro. Langfristig bleibt die Aktie dennoch aussichtsreich. Ein Plus des Konzerns ist eine extrem breite Palette an Produkten gerade im Bereich der Unterhaltungsindustrie. Gleichzeitig aber auch im Bereich der Industrieelektronik. So ist man führend, was Smartphones angeht, Displays und Fernsehgeräte. Und im Bereich der Halbleiterspeicher werden wie beschrieben die Kapazitäten ausgebaut. Auch positiv: die relativ niedrige Bewertung und die gute Dividende von aktuell 3,3 Prozent.

Gut gelaufen ist auch die Aktie von Samsung SDI, einem Unternehmen, das zu den wichtigsten Herstellern von Batterien für die Solarindustrie und Elektromobilität mit Kunden wie Volvo und Hyundai gehört. Vor einem Jahr bei 60 Euro empfohlen, ging es mit der Aktie bis über 150 Euro nach oben. Aktuell konsolidiert aber auch hier die Aktie und scheint sich auf dem aktuellen Niveau zu stabilisieren. Wie beim Mutterkonzern werden auch bei SDI die Kapazitäten ausgebaut, was für ein Investment spricht.

Auf der Beobachtungsliste ist der seit März an der Börse New York gelistete - und deswegen (noch) nicht im Kospi enthaltene - Börsenneuling Coupang (A2Q QZ2). Mit 109 Milliarden Dollar war es der größte Börsengang seit Alibaba im Jahr 2014. Coupang agiert als Onlinehändler nur im Heimatland und wird auch als "Südkoreas Amazon" bezeichnet. Ende 2020 verfügte man über mehr als 100 Logistikzentren in über 30 Städten. Coupang investiert viel Geld in den Ausbau seiner Technologie und Infrastruktur und steuert alles von der App bis zur Lieferung selbst. Das hat seinen Preis. Die Verluste sind hoch, auch wenn sie eingedämmt werden konnten - von 1,1 Milliarden Dollar 2018 über 699 Millionen 2019 und 475 Millionen im letzten Jahr. Die Wachstumsraten sind enorm: 2020 steigerte man den Umsatz um 91 Prozent. Der Aktienkurs hat zuletzt deutlich nachgegeben.