Präsident Moon Jae-in will’s wissen: Er möchte aus seinem Land eine Hightechnation allererster Güte machen. So hat er das gerade mit viel Tamtam angekündigt: "Unser Ziel ist eine Republik Korea, die die Führung in der Welt übernimmt." Das klingt extrem selbstbewusst. In den restlichen zwei Jahren seiner Amtszeit wolle er daran vehement arbeiten, "Südkorea zu einem weltweit führenden digitalen Powerhouse zu entwickeln".

Gesagt hat er das vor dem Hintergrund stark gesunkener Corona-Infektionen in seinem Land. Ohnehin galt Südkorea bisher aufgrund wirksamer Schutzmaßnahmen als Vorbild in der Krise und befand sich in einer Phase der Stabilisierung. Man habe "den Krieg gegen das Virus gewonnen", so der Präsident. Man werde zu einer neuen Normalität zurückkehren.

Vielleicht war das etwas vorschnell. Schon am Tag nach der ambitionierten Powerhouse-Rede musste man in Korea die Corona-Beschränkungen wieder verschärfen. Am Wochenende gab es unter Besuchern von Seouls Ausgehviertel Itaewon 26 neue Fälle. Bürgermeister Park Won-soon ordnete daher die Schließung aller 2100 Nachtclubs und Discos in der Hauptstadt an. Wer gegen die Auflagen verstößt, muss mit drakonischen Strafen rechnen - sogar mit Gefängnis.

Ein Dämpfer. Langfristig wird das an Moons Plan indes nichts ändern: Die Regierung setzt ganz klar auf die Hightechbranchen, die während der Pandemie bereits ihre Stärken gezeigt haben: so etwa die auf Datenbanken basierte Seuchenbekämpfung, auf Onlinemedizin sowie auf Online-Bildungsangebote. Man werde zukünftige Wachstumsmotoren schaffen, "indem wir drei neue Wachstumsbranchen energisch fördern", so Moon. Und das sind Systemhalbleiter, Bio-Health sowie Autos der Zukunft.

Durchsagen in vier Sprachen

Auch die jetzt mögliche zweite Welle an Infektionen wird man so handhaben wie die erste. Die Behörden in Südkorea waren früh sehr wachsam, gerade im Vergleich zum großen Nachbarn Japan, wo alles viel träger voranging. Die Stadtregierung in Seoul etwa lancierte von Anfang an eine große Informationskampagne: Plakate, Bildschirme und Durchsagen in vier Sprachen mahnten an, Hände zu waschen, beim Niesen die Ellenbeuge vor den Mund zu halten, in Zügen Masken zu tragen. Außerdem wurde weit mehr getestet als etwa in Japan. Und genauso wichtig: Die meisten Koreaner hielten sich auch an die Regeln. Dadurch ist man bis jetzt ohne landesweiten Lockdown durch die Krise gekommen - obwohl Südkorea zu Beginn der Pandemie nach China das am stärksten betroffene Land war.

Dennoch hinterlässt die Epidemie auch in der Exportnation Südkorea Spuren. Der Internationale Währungsfonds rechnet damit, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um mindestens 1,2 Prozent schrumpfen wird, statt um fast drei Prozent zu wachsen. Das wirkt im internationalen Vergleich milde, ist für ein wachstumsverwöhntes Land aber ein ausgemachter Schock.

Zwar mussten durch das gute Krisenmanagement der Regierung die meisten Unternehmen zu keinem Zeitpunkt schließen oder den Geschäftsbetrieb unterbrechen, jedoch führen das Nachlassen der globalen Handelsströme sowie der Nachfrageschock in zahlreichen Industrienationen auch in Südkorea zwangsläufig zu einer Rezession. Denn was nützt es, weiterzuproduzieren, wenn die Abnehmer ausfallen?

Das größte Minus seit 2009

Betroffen ist vor allem der Export. Im April musste die viertgrößte Volkswirtschaft Asiens den größten Rückgang im Außenhandel verkraften: Im Vergleich zum Vorjahresmonat brachen die Ausfuhren um 24,3 Prozent ein, das größte Exportminus seit Mai 2009. Große Hightechunternehmen wie Samsung Electronics und der Halbleiterproduzent SK Hynix rechnen damit, dass ihre Gewinne im zweiten Quartal 2020 spürbar zurückgehen werden. Aktuelle Jahresprognosen geben sie mangels valider Schätzungen genauso wenig ab wie fast alle anderen Konzerne des Landes.

Um die Folgen der Pandemie für die Wirtschaft abzumildern, widmet sich der Präsident daher mit vollem Einsatz der Wirtschaftspolitik. Und lässt den markigen Worten gleich Taten folgen. So wurde von der Regierung ein Konjunkturpaket in Höhe von 240 Billionen Won - das sind umgerechnet 180 Milliarden Euro - auf den Weg gebracht. Zudem sollen Einmalzahlungen an die Haushalte den Konsum ankurbeln.

Für Anleger ist Südkorea daher durchaus interessant. Problematisch ist dabei allerdings, dass viele Aktien - wie beispielsweise SK Hynix - in Deutschland kaum zu handeln sind. Über manche Broker geht es allenfalls via Nasdaq. Aktuell bieten sich daher nur das Schwergewicht Samsung Electronics und die Tochtergesellschaft Samsung SDI als Investments an. Letztere hat sich als Spezialist für Bildschirme, Batterien und Akkumulatoren etabliert. Neben LG Chem und Panasonic gehört das Unternehmen zu den drei weltweit führenden Akkuherstellern für Elektroautos und beliefert hier beispielsweise Audi. Zuletzt machte das Unternehmen ordentlich Schlagzeilen, weil es vom Rohstoffgiganten Glencore fast die gesamte Kobaltproduktion der kommenden fünf Jahre aufgekauft hat.

Wem einzelne Aktien zu riskant sind, der fährt mit einem ETF auf den umfassenden Aktienindex MSCI Korea gut. Dieser deckt etwa 85 Prozent der Marktkapitalisierung Südkoreas ab. Allerdings ist hier zu beachten, dass Koreas größtes Unternehmen Samsung Electronics mit einem Anteil von 38 Prozent das Auf und Ab des Indexfonds zu mehr als einem Drittel allein bestimmt.